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Augsburg: Augsburger zeigen Solidarität mit den Menschen in der Ukraine

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Augsburger zeigen Solidarität mit den Menschen in der Ukraine

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    Rund 1500 Augsburgerinnen und Augsburger treffen sich aktuell am Freitagabend auf dem Rathausplatz, um ihre Solidarität mit den Menschen in und aus der Ukraine zu bekunden.
    Rund 1500 Augsburgerinnen und Augsburger treffen sich aktuell am Freitagabend auf dem Rathausplatz, um ihre Solidarität mit den Menschen in und aus der Ukraine zu bekunden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Augsburg steht auf gegen den Krieg in der Ukraine: Rund 1500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind am Freitagabend zu einer großen Solidaritätskundgebung auf den Rathausplatz gekommen. Es sind Demonstrierende aus vielen Bereichen der Gesellschaft, die sich an die Seite der Menschen in der

    Studentin Sophie Wehnelt geht normalerweise nicht auf Demos, am Freitag aber hat sie einen persönlichen Grund. “Die Schwägerin meiner Mitbewohnerin in der WG ist Ukrainerin, ich kenne sie“, sagt die 22-Jährige. Und der Krieg in Europa sei so nah. Deshalb finde sie es wichtig, den Ukrainern zu zeigen, dass sie Unterstützung haben. Werner Roth, 68, ist zur Kundgebung gekommen, weil er der Meinung ist, dass nicht nur die Jüngeren für den Frieden auf die Straße gehen sollten: “Ich bin ganz erschüttert, was in der Ukraine passiert.“ Roth hält ein Schild mit einer Friedenstaube in den Händen. Für ihn ist es die zweite Demo in seinem Leben, an der er teilnimmt. Das erste Mal ging er als Student in Heidelberg gegen den Krieg in Vietnam auf die Straße, damals mit dem Schild „Ami go home“.

    Viele Demonstranten haben selbst gebastelte Plakate dabei

    Seit Tagen gehen in deutschen Städten Zehntausende gegen Putins Krieg auf die Straße. In Augsburg hatten der Ukrainische Verein, das Bündnis für Menschenwürde und der Integrationsbeirat zur Versammlung für den Frieden aufgerufen. Die Demo sollte auch hier Zeichen setzen, etwa mit einer Schweigeminute für die Opfer des militärischen Angriffs. In Augsburg gleicht das Bild jenen, die man dieser Tage aus vielen deutschen Städten zu sehen bekommt: Auf dem Platz stehen Menschen mit Schildern, die gegen Putin protestieren. Ein Bild zeigt ihn als „Killer“ mit einer blutigen Hand im Gesicht, auf anderen Schildern steht „No Sympathy with the Devil“ (keine Sympathie für den Teufel) oder „Stop war“ - stoppt den Krieg. Andere Demonstranten halten Tafeln mit Parolen wie „Liebe statt Krieg“.

    Mit Plakaten gegen Putin. Viele Augsburgerinnen und Augsburger hatten Transparente gebastelt.
    Mit Plakaten gegen Putin. Viele Augsburgerinnen und Augsburger hatten Transparente gebastelt. Foto: Andrea Baumann

    Angelika Ruf aus Fischach hat bereits vor einigen Tagen in München demonstriert, jetzt ist sie mit ihrer Tochter Friederike Rupp nach Augsburg gekommen. „Die Welt fliegt uns um die Ohren, wir müssen Zeichen setzen, wo immer wir können“, sagt sie. Ihr Mitgefühl gelte nicht nur den Ukrainern, die kämpfen oder fliehen müssen, sondern auch den russischen Soldaten, die als „Kanonenfutter verheizt“ würden. Ruf hat selbst auch ein mulmiges Gefühl, und zwar wegen Putins Drohung mit Atomwaffen. Für ihre Tochter ist es ist eine Frage der Solidarität, jetzt zu demonstrieren. Die Situation für die Menschen im Krieg sei schrecklich, erstaunlich findet sie, wieviel Mut die Ukrainer aufbringen.

    OB Eva Weber: "Putin hat den europäischen Frieden gebrochen"

    Oberbürgermeisterin Eva Weber richtet ihre Worte symbolisch direkt an Putin: "Sie gehen als der Mann in die Geschichtsbücher ein, der den europäischen Frieden gebrochen hat und buchstäblich über Leichen geht." Bei aller Wut über dieses Verhalten sei es dennoch wichtig zu sehen, dass nicht alle russischstämmigen Menschen für diesen Krieg verantwortlich zu machen seien. Weber bedankte sich bei den Helferinnen und Helfern, die in den vergangenen Tagen spontan gespendet, Hilfsgüter gesammelt oder Wohnraum angeboten haben: "Augsburg, ich bin stolz auf dich."

    Die Situation der Menschen in und aus Russland ist an diesem Freitagabend mehrfach Thema. "Viele Russen empfinden jetzt die gleiche Scham, die die Deutschen unter Hitler empfanden", sagt der russische Journalist Dmitry Gubin. Der Augsburger Bundestagsabgeordnete Maximilian Funke-Kaiser (FDP) macht deutlich, dass derzeit auch viele Russen gegen den Krieg kämpfen, ein Vertreter des Runden Tisches der Religionen spricht für den Augsburger Geistlichen der russisch-orthodoxen Kirche: Er distanziere sich ausdrücklich vom Krieg gegen die Ukraine.

    Volker Ullrich: "Ukrainer haben einen Helden zum Präsidenten"

    Auf die Rolle des ukrainischen Staatschefs Wolodymyr Selenskyj geht CSU-Bundestagsabgeordneter Volker Ullrich ein. Das Land habe mit ihm keinen Comedian, sondern einen Helden zum Präsidenten, sagt er und spielt damit auf Selenskyjs früheren Beruf als Schauspieler und Kabarettist an. Claudia Roth, die grüne Staatsministerin für Kultur, griff Putin und sein System an: "Putin will keine Demokratie und keine offene, gemeinsame Zukunft."

    Wie es nun in Augsburg mit den Geflüchteten weitergeht und wie viele überhaupt ankommen, ist am Freitagabend noch nicht klar. Wolfgang Peitzsch vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) betont, die Gewerkschaften werden sich dafür einsetzen, den Geflüchteten der Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern.

    Didem Karabulut vom Integrationsbeirat weitet den Blick: Sie appelliert an die Teilnehmenden, die Haltung, die man jetzt gegenüber den Geflüchteten aus der Ukraine zeige, auch Flüchtlingen aus nicht europäischen Ländern entgegenzubringen. Am Ende der Kundgebung singt Roman Poboinyi vom Staatstheater Augsburg die ukrainische Nationalhymne, der Rathausplatz wird erhellt durch hunderte Lichter von Handys, Kerzen und Feuerzeugen. Auch das Verwaltungsgebäude der Stadt erstrahlt in den Farben Gelb und Blau.

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