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Augsburg: Tag der Wiederbelebung: So reanimieren Sie richtig

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Tag der Wiederbelebung: So reanimieren Sie richtig

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    Martina Krötz und ihre Tochter Theresa übten beim Tag der Wiederbelebung in der Augsburger City-Galerie unter Anleitung der Ehrenamtlichen die Herzdruckmassage.
    Martina Krötz und ihre Tochter Theresa übten beim Tag der Wiederbelebung in der Augsburger City-Galerie unter Anleitung der Ehrenamtlichen die Herzdruckmassage. Foto: Michael Hochgemuth

    Der Bee-Gees-Kracher „Staying alive“ hallt an diesem Samstag in voller Lautstärke durch die Augsburger City-Galerie. Es hätte auch „Highway to Hell“, „Atemlos“ oder „Pippi Langstrumpf“ sein können. Denn alle diese Lieder haben eines gemeinsam: Sie geben den perfekten Takt für eine Herzdruckmassage vor. Und helfen im besten Fall bei dem, was die Bee Gees besingen: beim Überleben.

    Genauso wie der „Tag der Wiederbelebung“, den die Augsburger Hilfsorganisationen an diesem Samstag zum neunten Mal organisieren. Die meisten Menschen haben in ihrem Leben schon einmal eine Reanimation geübt. Im Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein. Doch der liegt bei vielen Jahrzehnte zurück, einige Empfehlungen haben sich in der Zwischenzeit verändert. Und so bietet sich hier die perfekte Gelegenheit, das eigene Wissen noch einmal aufzufrischen. Ein Angebot, das Martina Krötz aus Gersthofen gerne nutzt. Eigentlich wollte sie mit ihrer Tochter heute neue Pullover für den Winter kaufen. Nun kniet sie unter der Anleitung einer Ehrenamtlichen des Roten Kreuzes am Boden neben einer Puppe und drückt mit aller Kraft auf deren Brustkorb. Zuvor hat es schon ihre neunjährige Tochter Theresa probiert. „Es ist ganz schön anstrengend“, sagt Krötz. „Aber man muss es mal wieder gemacht haben. Der Erste-Hilfe-Kurs ist bei mir auch schon einige Zeit her. Deshalb finde ich das hier eine tolle Aktion, weil man sein Wissen wieder auffrischen kann.“

    Erste-Hilfe-Kurs in Augsburg: „Kinder sind die besseren Ersthelfer“

    Um sie herum wird ebenfalls fleißig reanimiert. Auffällig viele Familien mit Kindern machen mit. Eine Tatsache, die Jakob Stadler vom Roten Kreuz besonders freut. „Kinder sind die besseren Ersthelfer, weil sie nicht so verkopft sind. Die denken nicht darüber nach, was sie falsch machen, sie machen einfach“, sagt Stadler. Und überhaupt etwas zu tun und zu helfen, das sei im Notfall das Wichtigste. Das sagt auch Dr. Jürgen Friedrich, Oberarzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin an der Uniklinik Augsburg und seit 35 Jahren Notarzt. Noch vor zehn Jahren, erzählt Friedrich, hätten in Deutschland nur zehn Prozent der Ersthelfer bei einem Herzstillstand mit der Reanimation begonnen.

    Durch intensive Aufklärungsarbeit und Aktionen wie den Tag der Wiederbelebung habe man diese Rate auf 45 bis 50 Prozent steigern können. Schnell zu handeln, nicht zu zögern, sei bei einem Herzstillstand das Wichtigste, sagt der Mediziner. Denn bereits nach drei bis fünf Minuten werde das Gehirn irreversibel geschädigt. „Wenn wir zu einem Patienten mit Herzstillstand kommen und es wird uns gesagt, dass in den letzten zehn Minuten keiner etwas gemacht hat, dann fangen wir gar nicht mehr an mit der Reanimation.“

    Reanimation in Augsburg: Prüfen, Rufen, Drücken lautet der Leitsatz

    Prüfen, Rufen, Drücken. Das ist der Leitsatz, den Friedrich an diesem Samstag den Besuchern in der City Galerie auf den Weg gibt. Zunächst gelte es zu prüfen, ob der Patient noch atmet, ob er ansprechbar ist, ob das Herz noch schlägt. Sei das nicht der Fall, müsse zuallererst über die 112 Hilfe gerufen werden. Sinnvoll sei es daneben auch, Umstehende konkret dazu aufzufordern, mitzuhelfen oder etwa einen Defibrillator zu besorgen, der bei Kammerflimmern eingesetzt werden kann und kinderleicht zu bedienen sei. Und dann gehe es an die Reanimation. Bei der bleibt die Leitstelle heute in der Regel am Telefon, gibt Tipps und motiviert, bis der Rettungsdienst eintrifft.

    Wie einfach es ist, einen Defibrillator anzubringen, zeigten die Ehrenamtlichen in der Augsburger City-Galerie.
    Wie einfach es ist, einen Defibrillator anzubringen, zeigten die Ehrenamtlichen in der Augsburger City-Galerie. Foto: Michael Hochgemuth

    Fünf bis sechs Zentimeter sollte der Brustkorb bei der Herz-Druck-Massage eingedrückt werden. Auch wenn das Überwindung koste, appelliert der Notarzt eindringlich an die Umstehenden, nicht aus Angst, man könne dem Patienten dabei eine Rippe brechen, nichts zu tun. „Eine gebrochene Rippe ist nicht lebensentscheidend. Das heilt von allein wieder.“ Wer es sich zutraut, könne daneben auch noch über Mund oder Nase beatmen. Auf 30 Mal drücken zweimal beatmen, laute hier die Faustregel. Am wichtigsten sei aber die Herz-Druck-Massage, die so lange durchgeführt werden sollte, bis der Rettungsdienst da ist.

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