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Augsburg: Tafel erlebt Ansturm von Geflüchteten aus der Ukraine

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Augsburger Tafel erlebt Ansturm von Geflüchteten aus der Ukraine

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    Vor dem Gebäude der Tafel in Oberhausen bildeten sich am Dienstag lange Schlangen bei einer Sonder-Ausgabeaktion für ukrainische Geflüchtete.
    Vor dem Gebäude der Tafel in Oberhausen bildeten sich am Dienstag lange Schlangen bei einer Sonder-Ausgabeaktion für ukrainische Geflüchtete. Foto: Silvio Wyszengrad

    "Wahnsinn“. Dieses Wort wird Tafel-Vorstand Stephan Lober noch häufiger sagen an diesem Tag. Am Dienstag öffnete die Augsburger Tafel ihre Tore und Lebensmittelkisten für Menschen aus der Ukraine. Es kamen deutlich mehr als erwartet - am Ende konnten nicht alle versorgt werden.

    Bereits vor Beginn war die Schlange doppelt so lang wie beim letzten Mal

    Um 10 Uhr beginnt am Dienstag die offizielle Ausgabezeit, doch bereits 20 Minuten zuvor hat sich eine etwa 60 Personen starke Schlange gebildet. Bereits zu diesem Zeitpunkt sagt Tafel-Chef Klaus Matthiessen: "Heute ist schon ganz extrem, letzte Woche war zu dieser Zeit vielleicht die Hälfte da.“ Trotzdem betont er zu diesem Zeitpunkt noch, man sei "gut gewappnet"– auch dank der vielen Sach- und Geldspenden. Laut Matthiessen seien mittlerweile über 70 Personen registriert, dahinter stünden aber 250 bis 300 Bedürftige.

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    Neu ankommende Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, werden im Ankerzentrum in der Aindlinger Straße in Augsburg registriert, aufgenommen und versorgt.

    Diese Zahl wird sich im Laufe des Vormittags noch deutlich erhöhen, denn vor dem weißen Tafel-Gebäude in Oberhausen bilden sich schnell zwei Schlangen, eine zur Registrierung und eine für die Lebensmittelausgabe. Diese läuft routiniert und trotz der langen Schlange draußen relativ ruhig ab, immer drei bis vier Familien laufen die U-förmige Tischformation ab. Verständigt wird sich über deutsche und englische Sprachfetzen. "Zwei Kinder", "Vielen Dank", mehr ist oft nicht drin - aber auch nicht nötig. Wenn es schwieriger wird, hilft eine Dolmetscherin des ukrainischen Vereins.

    Draußen ist die Schlange länger geworden, die abfahrenden Autos haben Mühe, umzudrehen. Auch die Tafel-Autos werden umgeleitet, denn vor der eigentlichen Einfahrt stehen zu viele Menschen. "Das ist ein Vielfaches von letzter Woche", sagt ein Tafel-Mitarbeiter. Auch das Wort "überrannt" fällt.

    Viele Ukrainer möchten ihren Helfern nicht auf der Tasche liegen

    In der Schlange wartet auch die 29-jährige Daria Gudenko mit ihrer Mutter Olena, die sie bei sich aufgenommen hat. "Sie hat alles einfach da gelassen, das Haus, ihre Arbeit, alles was sie gespart hat. Sie hat, was sie anhat, damit ist sie hierher gekommen." Für Daria Gudenko, die in Augsburg studiert hat, ist der Gang zur Tafel jetzt auch eine finanzielle Frage, sie hat neben ihrer Mutter auch ihre 16-jährige Schwester aufgenommen. Trotz Anmeldung als Geflüchtete sei von der Sozialhilfe noch nichts gekommen. "Ich habe einen Kredit für das Haus, den muss ich bezahlen, ich habe einen Kredit für das Auto, den muss ich bezahlen, deshalb ist das alles ein bisschen knapp.“ Teils, so wird in der Schlange erzählt, kommen Geflüchtete zur Tafel, um ihren deutschen Gastfamilien, wo sie untergebracht sind, nicht auf der Tasche zu liegen. In der Schlange hinterlässt die Warterei auch Spuren: "Die haben alle Angst und fragen: Kriegen wir überhaupt noch was zu essen?", berichtet eine russischsprachige Tafel-Mitarbeiterin.

    Tafel verhängt Aufnahmestopp - nächste Woche zwei Termine

    Tatsächlich können an diesem Dienstag nicht alle versorgt werden: Zwischenzeitlich wurden Personen weggeschickt, am Ende verhängte die Tafel einen Aufnahmestopp. Neue ukrainische Geflüchtete werden nicht mehr registriert. "Wir haben einen Stopp gemacht, weil wir es sonst nicht schaffen", sagt Tafel-Vorstand Lober. Man könne die Helfer nicht überfordern, die Ehrenamtlichen seien zum Teil über 70. Die Ausgabezeit, ursprünglich zwei Stunden, wird am Ende mehr als dreimal so lang dauern. Bereits zuvor hatte er gesagt: "Wir brauchen Ehrenamtliche, Geld- und Sachspenden - aber auch Lagerplatz."

    Sein Vorstandskollege Matthiessen schätzt am Nachmittag, dass man zwischen 700 und 800 Leute versorgt habe. Inzwischen habe man knapp 250 Tafelausweise ausgegeben. Um kommende Woche besser gewappnet zu sein, wird es die Sonderaktion für ukrainische Geflüchtete am Montag und am Dienstag geben - sofern diese bereits registriert sind.

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