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Mehr24: Glaubensfestival Mehr lockt über 10.000 Besucher nach Augsburg

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Suche nach der Nähe zu Gott: Tausende Gläubige bei Festival Mehr24

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    Bereits der Start des Augsburger Glaubensfestivals Mehr24 am Donnerstagabend wurde von Tausenden Besucherinnen und Besuchern begeistert gefeiert.
    Bereits der Start des Augsburger Glaubensfestivals Mehr24 am Donnerstagabend wurde von Tausenden Besucherinnen und Besuchern begeistert gefeiert. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Unzählige Scheinwerfer tauchen die dunkle Halle 5 der Augsburger Messe in stimmungsvolles Licht. Nach einem Countdown auf den Leinwänden startet am Donnerstagabend das Glaubensfestival Mehr24 mit einem Konzert auf der riesigen Bühne, über der ein großes Kreuz in Szene gesetzt ist. Tausende Menschen hält es jetzt nicht mehr auf den Sitzen. "All the angels cry holy" singen sie den Refrain mit, recken die Hände in die Höhe. Es ist wohl eine der größten Veranstaltungen, die die Augsburger Messe gesehen hat. An die 11.000 Gläubige werden auf dem Festival, das bis Sonntag dauert, erwartet. So unterschiedlich die Besucher sind: Sie alle eint eine Erwartung an eine Veranstaltung, die das Augsburger Gebetshaus als Veranstalter über die Jahre zu einem eindrucksvollen Massen-Event entwickelt hat.

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    Mehr als 10.000 Menschen verschiedener christlicher Religionen feiern beim Festival "Mehr24" zusammen ein Fest des Glaubens in der Augsburger Messehalle.

    Eine junge Frau hat die Augen geschlossen, wiegt den Körper zur Musik mit, ihre Hände hält sie an ihr Herz. Glücklich sieht sie aus. Die Mehr24 zieht Menschen aus ganz Deutschland, aber auch über die Grenzen hinaus nach Augsburg an. Gebetshaus-Gründer Johannes Hartl und sein Team wollen Christen aller Generationen und Konfessionen ansprechen. Dem auffallend jungen Publikum wird auf dem mehrtägigen Festival, das unter dem Motto "God is here" steht, ein breites Programm geboten - mit Vorträgen namhafter Speaker, Lobpreisungen in Form von Konzerten und Eucharistiefeiern - unter anderem mit Augsburgs Bischof Bertram Meier und Weihbischof Florian Wörner. Die Mehr24 hat aber nicht nur den Glauben an Gott im Fokus, sondern auch den Kommerz. Das zeigt sich in Halle 7. 

    Gebetshaus Augsburg ist Veranstalter des Glaubensfestivals Mehr24

    Neben etlichen Ausstellern betreibt das Gebetshaus aus Göggingen den größten Merchandising-Stand. Hier gibt es Seifenblasen-Dosen oder Klebe-Tattoos mit Schriftzügen wie "Jesus" oder "Pray". Auf schicken, schwarzen Thermosflaschen steht "Night and day we pray" und es gibt vielerlei Kleidung. Der 23 Jahre alte Fynn aus der Nähe von Braunschweig hat sich gerade für 160 Euro eingedeckt: unter anderem mit einem schwarzen Pulli mit großem Aufdruck "God is here". In seiner Freizeit trage er nur christliche Mode, sagt der Berufssoldat. 

    "God is here" - das Motto des Glaubensfestivals ist auf dem Pulli nicht zu übersehen. Der 23-jährige Fynn hat ihn sich gekauft.
    "God is here" - das Motto des Glaubensfestivals ist auf dem Pulli nicht zu übersehen. Der 23-jährige Fynn hat ihn sich gekauft. Foto: Klaus Rainer Krieger

    "Ich trage die Botschaften gerne in die Welt." Menschen bräuchten den Glauben, egal ob man sich in einer Zeit von Kriegen befindet, oder nicht, findet der Niedersachse, der der evangelischen Kirche angehöre, aber gerne freikirchliche Veranstaltungen besuche. Viele der Besucherinnen und Besucher bevorzugen es, den Glauben fernab von starren Traditionen auf moderne Weise zu zelebrieren, wie es hier auf dem Festival getan wird, und dabei Gott zu begegnen - das wird in Gesprächen immer wieder deutlich. Wie etwa mit den beiden Freundinnen Sarvia Wiedmann und Janet Müller.

    Sarvia Wiedmann und Janet Müller (v. l.) aus Stuttgart und aus der Nähe von Darmstadt haben kurzfristig entschieden, das Glaubensfestival Mehr24 in Augsburg zu besuchen.
    Sarvia Wiedmann und Janet Müller (v. l.) aus Stuttgart und aus der Nähe von Darmstadt haben kurzfristig entschieden, das Glaubensfestival Mehr24 in Augsburg zu besuchen. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Janet Müller wuchs als Kind im katholischen Glauben auf. Schon lange hat sie keinen katholischen Gottesdienst besucht, erzählt sie. "Ich finde freikirchliche Gottesdienste einfach ansprechender. Sie sind lebendiger", sagt die 27-Jährige. Freundin Sarvia Wiedmann schätzt an dem Glaubensfestival die vielen Menschen, die der Glaube eint. "Am meisten freue ich mich auf den Lobpreis, wenn ich dann mit 10.000 Menschen zu Gott bete", erzählt die 32-Jährige. Beate Gayer mag eigentlich keine Massenveranstaltungen. Umso erstaunlicher findet die 58-Jährige es, wie gut ihr das Glaubensfestival in Augsburg tut, das sie schon zweimal besucht hat. 

    "Die gemeinsame Lobpreis-Musik, die Begegnung mit Gott, gute Vorträge, ich finde das lebenspraktisch." Die Berlinerin bleibt mit ihrem Mann von Donnerstag bis Sonntag auf dem Festival. 250 Euro pro Kopf haben beide für den Eintritt gezahlt, dazu die Anfahrt, das Hotelzimmer in Augsburg und was dazu noch an Kosten anfällt. "Das sind für uns quasi Urlaubskosten", sagt Ehemann Jürgen Gayer. Dem Ehepaar ist es das wert. 

    Jürgen und Beate Gayer aus Berlin sagen, die Mehr24 ist ihr Geld auf alle Fälle wert. "Wir sind Wiederholungstäter."
    Jürgen und Beate Gayer aus Berlin sagen, die Mehr24 ist ihr Geld auf alle Fälle wert. "Wir sind Wiederholungstäter." Foto: Klaus Rainer Krieger

    Sie seien "Wiederholungstäter" und erwarten sich von dem Festival geistige Impulse und Erfrischung. "Es ist eine Art Pilgerreise zum Jahresauftakt", sagt er. Dass das Gebetshaus mit der Veranstaltung Geld verdient, finden die beiden nur logisch. "Das alles hier kostet ja Geld und von irgendwas müssen die ja leben, da bin ich Realist", sagt Jürgen Gayer. Er zollt Gebetshaus-Gründer Hartl nicht nur für sein Unternehmertum Respekt, sondern auch für seine "charismatische Annäherung" an den Glauben. Dass von dem Gebetshaus in Göggingen nicht alle so begeistert sind wie sie, diese Erfahrung haben die Gayers allerdings auch gemacht.

    Was die Besucherin der Mehr24 nach Augsburg gelockt hat

    "Wir haben Verwandte in Göggingen, die sich in der katholischen Kirche engagieren. Sie sind auf das Gebetshaus nicht so gut zu sprechen. Sie sagen, es ziehe der Kirche die Leute ab, wie Organisten." Die moderne Art zu glauben ist auch das, was Elena Reisinger aus Rottenburg am Neckar nach Augsburg gelockt hat. Die Religionslehrerin hat gerade an einem Stand einige Karten mit christlichen Sprüchen gekauft - für ihre Schülerinnen und Schüler. "Viele Kinder wollen nicht mehr in die Kirche", weiß sie. "Selbst meine eigenen sagen, was soll ich da, da sind doch nur Omas." Darum sei es gut, neue Wege zu gehen, um die Jüngeren zum Glauben zu bringen, wie es auf der Mehr24 eben gemacht werde. 

    Elena Reiser aus Baden-Württemberg will das nächste Mal ihre Familie mit nach Augsburg bringen.
    Elena Reiser aus Baden-Württemberg will das nächste Mal ihre Familie mit nach Augsburg bringen. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Die Baden-Württembergerin ist von ihrem ersten Glaubensfestival in Augsburg so begeistert, dass sie das nächste Mal ihre Familie mitbringen möchte. Andreas und Angelika Mohr hatten keine so weite Anreise. Das Ehepaar kommt aus Bobingen. Die Frage, nicht zu der Veranstaltung zu gehen, habe sich ihnen gar nicht gestellt, sagen sie. Für sie bedeute die Mehr24 ein "Auftanken in Gottes Gegenwart". Das könne ihnen Weihnachten als ein "verweltlichtes, hektisches Fest" längst nicht mehr geben.

    Für Angelika und Andreas Mohr ist das Glaubensfestival ein Muss und immer ein gelungener Jahresauftakt, sagen sie.
    Für Angelika und Andreas Mohr ist das Glaubensfestival ein Muss und immer ein gelungener Jahresauftakt, sagen sie. Foto: Klaus Rainer Krieger
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