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Augsburg: Studenten und Azubis fühlen sich beim Deutschlandticket benachteiligt

Augsburg

Studenten und Azubis fühlen sich beim Deutschlandticket benachteiligt

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    Anne und Sophie Strohmeier-Woppowa aus Augsburg sind für ihre Ausbildung auf Bus und Bahn angewiesen. Die Eltern bezahlen derzeit noch sehr hohe Fahrtkosten.
    Anne und Sophie Strohmeier-Woppowa aus Augsburg sind für ihre Ausbildung auf Bus und Bahn angewiesen. Die Eltern bezahlen derzeit noch sehr hohe Fahrtkosten. Foto: Annette Zoepf

    Sandra Strohmeier-Woppowa hatte sich sehr auf das Deutschlandticket gefreut. Jetzt ist die Augsburgerin sauer. Ihre Töchter Anne und Sophie sind auf Bus und Bahn angewiesen, um zum Ausbildungsplatz beziehungsweise in die Schule zu kommen. Für die Fahrkosten der beiden muss die Familie rund 3700 Euro jährlich ausgeben. Ab 1. Mai wollten die jungen Frauen auf das preisgünstige Deutschlandticket umsteigen. Doch das ist für sie nicht möglich. "Normale Arbeitnehmer, die mehr Geld verdienen, sind besser gestellt als Auszubildende", ärgert sich die Familie.

    Sophie absolviert eine schulische Ausbildung zur Förderlehrerin. Sie pendelt täglich von Augsburg nach Freising. Um vom Stadtteil Hammerschmiede an den Bahnhof zu kommen, benötigt sie ein 365-Euro-Ticket der Stadtwerke für Schüler und Auszubildende. Von dort braucht sie noch eine Bahnfahrkarte nach

    Deutschlandticket: Familie fühlt sich vom AVV benachteiligt

    Umso ärgerlicher findet es die Mutter, dass die Töchter ihre 365-Euro-Tickets nicht ab Mai in ein Deutschlandticket umwandeln können. Dies sei erst nach Ende August möglich, wenn das Abo regulär auslaufe. Die Folge: Bei einer schnellen Umwandlung könnte die Familie fast 400 Euro monatlich weniger ausgeben. Stattdessen müssen die Töchter das Deutschlandtickt zukaufen, um wenigstens bei der Bahn zu sparen. "Dies ist meiner Meinung nach unhaltbar und eine Ungleichbehandlung zuungunsten der Schwächeren", kritisiert die Familie in einem Brief an den AVV-Vorsitzenden, Landrat Martin Sailer. Warum gibt es in solchen Fällen kein Sonderkündigungsrecht?

    Beim Augsburger Verkehrsverbund (AVV) sieht man sich die Hände gebunden. Das 365-Euro-Ticket sei ein vom Freistaat Bayern gefördertes Pilotprojekt mit vorgegebenen Rahmenbedingungen, so AVV-Sprecherin Irene Goßner. Es sei als Jahresticket konzipiert, das nur in wenigen Härtefällen gekündigt werden dürfe. "Im Sinne unserer Fahrgäste würden wir als Verbund den Wechsel eines 365-Euro-Tickets in ein Deutschlandticket gerne möglich machen wollen", sagt sie. Inwieweit dies zulässig ist, sei allerdings Entscheidung des Freistaats. Das Thema sei im zuständigen Ministerium aktuell in Klärung. Derzeit liege lediglich die Mitteilung vor, dass eine Sonderkündigung eines 365-Euro-Ticket zum Ende des Schuljahres 2023 zulässig sei, um in ein Deutschlandticket zu wechseln. 

    Studierende warten auf Upgrade beim Semesterticket im ÖPNV in Augsburg

    Auch viele der über 25.000 Studierenden in Augsburg sind schwer enttäuscht. Mehrere kritisieren gegenüber unserer Redaktion, dass sie ihr Semesterticket für den öffentlichen Nahverkehr nicht ab Mai in ein Deutschlandticket upgraden könnten. "Ich habe keinen Führerschein", erzählt ein Studierender. Er würde gerne öfter preiswert mit dem Zug fahren, um Verwandte im Allgäu oder den Vater in München zu besuchen. Viele andere aus seinem Freundeskreis pendeln von Kempten, Ulm, Günzburg oder während es in anderen Städten bereits Lösungen gebe.

    Beim AVV heißt es, es liege nicht an einem "Nichtwollen". Zusammen mit allen Verbundpartnern habe man sämtliche Kapazitäten eingesetzt, um das Deutschlandticket überhaupt so kurzfristig umzusetzen. Eine Upgrade-Möglichkeit fürs Semesterticket würde man Studierenden gerne ermöglichen, so Irene Goßner. Der AVV sei aber auf Unterstützung der Uni und der Technischen Hochschule angewiesen. Eine Überprüfung des Studentenstatus sei zwingend erforderlich und könne unter den über 25.000 Studierenden unmöglich manuell erfolgen. Stattdessen müsse gemeinsam mit den Hochschulen ein automatisierter Datenabgleich realisiert werden. Derzeit werde mit allen Beteiligten geklärt, wie dies konkret mit welchen technischen Details erfolgen kann. Zudem müsse für das Upgrade-Ticket eine gesonderte Bestellseite durch einen externen Dienstleister aufgebaut werden. 

    Beim Studentenwerk Augsburg heißt es auf Anfrage: "Es wird aktuell mit Hochdruck daran gearbeitet, den automatisierten Datenabgleich und die Online-Bestellung des Upgrades umzusetzen." Und das so schnell wie möglich. Offenbar ist damit aber nicht vor dem 1. Juni zu rechnen. Auch eine rückwirkende Anrechnung soll es laut AVV nach aktuellem Stand nicht geben, weder für die Studierenden mit Campus-Card noch für die 365-Euro-Tickets. 

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