Sind vier große alte Kastanien in einem Biergarten an der Rosenaustraße in Gefahr? Um diese Frage geht es bei der Modernisierung des Traditionslokals Nehir Hecht. Der Streit verschärft sich. Die Stadt hat zum zweiten Mal rechtliche Schritte eingeleitet, weil sie die geschützten Bäume durch einen Umbau des Pächters in Gefahr sieht. Gastronom Nehir Kücükkaya fühlt sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Er sagt, er werde sich wehren.
Die Kücükkayas betreiben ihr Restaurant nach eigenen Angaben in der vierten Generation. Nun möchten sie es modernisieren und attraktiver machen. "Wir wollen, dass das Geschäft läuft und unsere Stammgäste zufrieden sind", sagen sie. Ein Umbau im Freiluftbereich startete im vergangenen Herbst. Im Biergarten wurden neue Terrassenplatten verlegt. Ein neuer Sonnenschutz für Besucher soll kommen.
Große Laubbäume sind in Augsburg geschützt
Wegen der Bauarbeiten gab es bereits im Oktober Ärger. Einzelne Anwohner und die Augsburger Baumallianz von Bürgern schlugen öffentlich Alarm. Sie befürchteten, dass die alten Kastanien im Biergarten beschädigt werden und forderten Konsequenzen von der Stadt. In Augsburg sind große Laubbäume in der Regel durch eine städtische Verordnung vor Beschädigungen oder Fällungen geschützt.
Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) sah damals in zwei Punkten Verstöße gegen die Baumschutzverordnung. "Es wurden Abgrabungen im Wurzelbereich durchgeführt und Material im Wurzelbereich gelagert", sagte er im Herbst. Beides ist nach den geltenden Vorschriften nicht zulässig. Die Stadt leitete ein Ordnungswidrigkeiten-Verfahren ein. Erben teilt auf Anfrage mit: "Das Verfahren wurde abgeschlossen und mit einem Bußgeld belegt."
Gastronom Nehir Kücükkaya ist sauer auf die Stadt Augsburg
Erledigt ist der Streitfall nicht. Die Baumallianz kritisiert einen wiederholten Baumfrevel beim Umbau im Biergarten. Der komplette Boden sei massiv verdichtet worden, was den "finalen Todesstoß" für die verbleibenden Kastanien bedeute. Die Initiative forderte die Stadt erneut auf, die Bäume zu schützen. Das Umweltreferat teilt auf Anfrage mit: "Zu den aktuellen Baumaßnahmen an der genannten Gaststätte wurde ein erneutes Verfahren eingeleitet." Die großflächige Bodenversiegelung im direkten Umgriff um die Bäume sei nicht genehmigt und werde derzeit über ein vorgeschriebenes Verfahren behandelt. Mehr könne man im laufenden Verfahren nicht sagen.
Sauer auf die Stadtverwaltung ist Pächter Nehir Kücükkaya. Er sagt, die neuen Terrassenplatten sei genauso angebracht worden, wie es die Fachleute im Amt für Grünordnung wollten. Sie seien "schwimmend verlegt" und speziell verfugt, damit durch die versiegelte Fläche genügend Feuchtigkeit in den Boden dringen könne. Der Umbau sei von einem Architekten geplant, die Baustelle von Mitarbeitern der Umweltverwaltung kontrolliert worden. "Vorher war da auch Pflaster, das hat keinen interessiert", kritisiert der Gastronom.
Kücükkaya sagt weiter, er habe einen Anwalt eingeschaltet und überlege, seinerseits gegen die Stadt vorzugehen. Ärgerlich sei, dass er wegen des Umbaus etwa 20 Tage auf einen Termin im Amt für Grünordnung habe warten müssen. Deshalb sei der Biergarten mit rund 80 Plätzen jetzt noch zu - trotz schönstem Biergartenwetter.