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Augsburg: Streit auf Augsburger Stadtmarkt: "Der Österreicher" schaltet Anwalt ein

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Streit auf Augsburger Stadtmarkt: "Der Österreicher" schaltet Anwalt ein

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    Marion und Wolfgang Vogl haben rund 15 Jahre lang ihr Lokal auf dem Augsburger Stadtmarkt geführt. Sie hätten einen Wunschnachfolger gehabt, doch das Marktamt entschied sich für das Hotel Maximilian's.
    Marion und Wolfgang Vogl haben rund 15 Jahre lang ihr Lokal auf dem Augsburger Stadtmarkt geführt. Sie hätten einen Wunschnachfolger gehabt, doch das Marktamt entschied sich für das Hotel Maximilian's. Foto: Wyszengrad (Archiv)

    Im Streit um die Nachfolge ihres einstigen Geschäfts "Wein Kultur Österreich" auf dem Stadtmarkt hat das Ehepaar Marion und Wolfgang Vogl nun über seinen Anwalt ein Schreiben an die Stadt geschickt. Darin wird die Vergabepraxis auf dem Stadtmarkt kritisiert. Wie berichtet, hatten die Vogls nach 15 Jahren auf dem Stadtmarkt Ende 2023 aufgehört. Sie hatten für ihren Laden einen Nachfolger gefunden, der ihr Konzept und das Geschäft weiterführen sollte. Dabei dürfte es auch um Geld gegangen sein - der Nachfolger hätte den Vogls eine Ablöse für die Einrichtung bezahlt, die jetzt nicht fließen wird. Denn das Marktamt hat sich für das Hotel Maximilian's als Betreiber entschieden. Jetzt äußert sich auch der ursprünglich vorgesehene Nachfolger. Er ist in Augsburg kein Unbekannter.

    "Der Österreicher", wie Stammkunden Wolfgang Vogl gerne nannten, hat noch nie mit seiner Meinung hinter dem Berg gehalten - auch nicht dem Wirtschaftsreferat und dem Marktamt gegenüber. Nach einer Einbruchsserie auf dem Stadtmarkt Anfang vergangenen Jahres hatte er in einem Brandbrief an Referent Wolfgang Hübschle (CSU) bemängelt, dass die Stadt zu wenig Sicherheitsmaßnahmen auf dem Gelände ergreifen würde. Auch jetzt hält der 74-Jährige mit seinem Unmut nicht hinter dem Berg. Über den Augsburger Anwalt Marcus Klopfer ließen seine Frau und er ein Schreiben an Oberbürgermeisterin Eva Weber, an Wirtschaftsreferat und Marktamt verschicken. Darin werden dem Marktamt Unregelmäßigkeiten beim Ausschreibungsverfahren vorgeworfen und auf einen Schadensersatzanspruch hingewiesen.

    Kritik an Vergabepraxis auf Augsburger Stadtmarkt

    Im Mittelpunkt steht die Vergabepraxis für die Stände auf dem Stadtmarkt. Wie Hübschle unlängst gegenüber unserer Redaktion erklärte, sei für das Geschäft der Vogls eine Online-Ausschreibung auf der städtischen Homepage erfolgt - "wie in solchen Fällen üblich". Die Ausschreibung sei im Februar geschehen. Aus Sicht des Ehepaares Vogl viel zu spät. Zudem fühlen sie sich im Vergleich zu anderen Übergaben von Marktständen ungleich behandelt.

    Bereits im November sei man mit ihrem Wunschnachfolger, mit dem man sich auf eine Ablöse geeinigt habe, beim Marktamt persönlich vorstellig geworden. Dennoch sei eine zeitnahe Ausschreibung nicht erfolgt - trotz mehrmaliger Nachfrage nicht. Der potenzielle Nachfolger habe also keine Möglichkeit gehabt, sich offiziell zu bewerben, bemängeln die Vogls. Da er zu diesem Zeitpunkt der Einzige gewesen sei, hätte er auch den Zuschlag erhalten müssen, sind sie überzeugt. Zudem halten sie dem Marktamt vor, dass in der Vergangenheit bereits Übernahmen von Ständen durch Nachfolger genehmigt worden seien - auch ohne Ausschreibung. Wie ihr Anwalt Klopfer meint, räume eine Art Ermessens-Paragraf der Stadtmarkt-Satzung diese Möglichkeit ein. "Allerdings wird im Falle meiner Mandantschaft von dieser steten Verwaltungspraxis ohne einen ersichtlichen Rechtfertigungsgrund abgewichen."

    Seit mehreren Wochen steht das Lokal auf dem Stadtmarkt leer. In den Scheiben hängen Wut-Plakate. Die einstigen Betreiber sind sauer auf das Marktamt.
    Seit mehreren Wochen steht das Lokal auf dem Stadtmarkt leer. In den Scheiben hängen Wut-Plakate. Die einstigen Betreiber sind sauer auf das Marktamt. Foto: Peter Fastl

    Für den angedachten Nachfolger des "Österreichers" scheint sich das Vorhaben ohnehin erledigt zu haben. Wie berichtet, hat der Kandidat laut Wirtschaftsreferent Hübschle seine Bewerbung inzwischen zurückgenommen. Bei ihm handelt es sich um den Augsburger Immobilienunternehmer Josef Eser. Er wollte das österreichische Lokal auf dem Stadtmarkt ursprünglich übernehmen, bestätigt er auf Nachfrage. Die Gastronomie, so erklärt Eser, sei neben dem Bau- und Immobiliengewerbe eine Leidenschaft. Allerdings habe er von dem Vorhaben auf dem Stadtmarkt immer mehr Abstand genommen. Und das aus mehreren Gründen.

    Augsburger Unternehmer Eser ließ anderen den Vorzug

    Die Gespräche zwischen den Vogls und dem Marktamt seien schwieriger geworden, die Angelegenheit habe sich in die Länge gezogen. Außerdem habe er irgendwann von zwei weiteren Interessenten für den Stand erfahren, sagt Josef Eser. "Mit dem Maximilian's und dem anderen Bewerber war mir schnell klar, dass diese die besseren Karten haben." Also habe er das Marktamt informiert, dass er den anderen den Vorzug lasse. 

    Für die Vogls wird es also wohl nichts mit ihrem Wunschkandidaten, doch es geht ihnen auch um mögliche Ansprüche auf Schadensersatz. Schließlich hätte Josef Eser ihr Interieur gegen einen Geldbetrag abgelöst. Nun aber sollen sie alles ausbauen und das Geschäft besenrein übergeben. Wie ihr Anwalt betont, ist seiner Mandantschaft nicht an einer gerichtlichen Auseinandersetzung gelegen. Man wünsche sich eine einvernehmliche Lösung mit der Stadt. 

    Zwei dieser Wut-Plakate hängen in den Schaufenstern des Stadtmarktes.
    Zwei dieser Wut-Plakate hängen in den Schaufenstern des Stadtmarktes. Foto: Silvio Wyszengrad

    Derweil hängen bereits zwei Wut-Plakate in den Schaufenstern des längst geschlossenen Stadtmarkt-Lokals, auf denen die Vogls ihrem Frust freien Lauf lassen. Josef Eser hingegen scheint trotz geplatzten Plans entspannt zu sein "Das Maximilian's wird sicherlich eine tolle Bereicherung für den Stadtmarkt", glaubt er. Vonseiten des Hotels selbst will man sich aktuell nicht dazu äußern. Nur so viel: "Es wird eine Vinothek", sagt Maximilian's-Chef Theo Gandenheimer und bittet um Geduld.

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