Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Straßenbahnschienen als Gefahr für Radler: Was kann dagegen helfen?

Augsburg

Straßenbahnschienen als Gefahr für Radler: Was kann dagegen helfen?

    • |
    Experten geben Tipps, wie Radler gar nicht erst in die Bahnschienen gelangen.
    Experten geben Tipps, wie Radler gar nicht erst in die Bahnschienen gelangen. Foto: Marlene Weyerer

    Jeder Radler kennt das unangenehme Gefühl: Er möchte irgendwo entlang fahren und kommt den Straßenbahnschienen gefährlich nahe. Und in Augsburg kann das oft passieren: Immerhin führen 45 Kilometer Schienen durch die Stadt bis nach Friedberg und Stadtbergen. Um zu verhindern, dass Fahrradfahrer mit dem Rad in die Schienen kommen, das Gleichgewicht verlieren und stürzen, gibt es Ideen für die Straßenplanung und Tipps für Radler.

    "Das Problem ist nicht, dass der Fahrradfahrer in die Schienen gerät, sondern, dass er nicht mehr rauskommt", sagt Arne Schäffler, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Augsburg. Überquert der Radler die Straßenbahnschienen im rechten Winkel, oder einem nahezu rechten Winkel, passiere gar nichts, sagt er. Aber: Je spitzer der Winkel ist, in dem sich der Radler den Schienen nähert, desto gefährlicher wird es: "Der Fahrradfahrer kann so in die Schienen hineinrutschen, wird durch die Schienen zu einer Richtungsänderung gezwungen und stürzt", sagt Schäffler.

    Bei Rennradfahrern besteht die größte Gefahr, auf den Schienen zu stürzen

    Stürze durch Straßenbahnschienen lassen sich auf verschiedene Arten verhindern. Ein wichtiger Punkt: dicke Fahrradreifen. Schäffler beobachtet, dass die Reifen der Räder sowieso dicker würden. "Mit einem Mountainbike-Reifen, der mindestens fünf Zentimeter breit ist, fällt man nicht mehr in die Schienen, oder kommt nur ein bisschen in die Rinne, sodass man schnell wieder rauskommt."

    Am gefährlichsten sind die Schienen für Rennradfahrer: "Deren Reifen sind ungefähr 2,7 Zentimeter breit, was der Größe eines Daumens entspricht", sagt Schäffler. Dazu kommt: Rennradfahrer sind häufig schneller unterwegs und verletzen sich bei Stürzen deshalb schlimmer - und tragen selbst die Schuld, wie Gerichtsurteile sagen. "Wer so schnell fährt, ist muss aufpassen. Er kann nicht erwarten, dass die Fahrbahn problemfrei ist", ordnet Schäffler ein. Für Kinder ist die Gefahr, in die Schienen zu gelangen, nicht ganz so groß. Denn ihre Fahrräder haben breitere Reifen. Im Schnitt sind sie dreieinhalb bis vier Zentimeter breit.

    Wer mit dem Fahrradreifen in Straßenbahnschienen fährt, verliert das Gleichgewicht und stürzt.
    Wer mit dem Fahrradreifen in Straßenbahnschienen fährt, verliert das Gleichgewicht und stürzt. Foto: Marlene Weyerer

    Geschwindigkeitsbegrenzungen für Autos helfen Radlern

    Neben der Reifenbreite kann auch die geltende Geschwindigkeit für Autofahrer das Radeln sicherer machen. Wichtig sei, dass nahe der Schienen Tempo 30 gilt, sagt Schäffler und fügt an: "Dann werden die Radfahrer nicht so von den Autos gescheucht. Denn gefährlich sind vor allem die Stürze mit hoher Geschwindigkeit." Erwachsene würden nur bei Geschwindigkeiten ab 25 Stundenkilometern kopfüber stürzen. Die seien aber oft lebensgefährlich.

    Eine weitere Lösung, das Radfahren an Straßenbahnschienen sicherer zu machen, sind Gummifüllungen für die Schienen, die in die Rillen hineingedrückt werden. "Dann senkt sich das Fahrrad nur etwas rein in die Rille, aber fährt über sie hinweg", sagt Schäffler. Die Gummiprofile seien aber sehr teuer, weil sich der Gummi leicht aus den gewöhnlichen Rillen herauslöse. "Die Rillen sind halbrund, wie eine Kuhle und deshalb bleibt der Gummi dort nicht hängen und löst sich wieder." Besser seien Schienen mit einer scharfen, viereckigen Grube, weil der Gummi dort hängen bliebe. Diese Methode hat laut Schäffler aber einen Haken: "Das ist sehr teuer, das kann man nur machen, wenn Straßenbahnschienen neu verlegt werden."

    Die Straßenbahn prägt seit 120 Jahren das Augsburger Stadtbild.
    Die Straßenbahn prägt seit 120 Jahren das Augsburger Stadtbild. Foto: Marlene Weyerer

    Am Königsplatz gibt es gefährliche Stellen für Radler

    Grundsätzlich sieht der ADFC-Vorsitzende Schäffer in Augsburg wenig Probleme mit Straßenbahnschienen. Dennoch fordert er von der Stadt, Radwege nicht so anzulegen, dass sie Schienen im spitzen Winkel kreuzen. Am Königsplatz sei das an einigen Stellen grenzwertig, sagt er und fügt an: "Die Fahrradwege sollten möglichst weit entfernt von den Schienen sein und wenn sie die Straßenbahnschienen queren, nicht schräg."

    In anderen Städten kommt es hingegen hin und wieder zu Konflikten zwischen Radlern und Straßenbahnen. Mainz ist etwa im April ein Mann von einer Straßenbahn erfasst worden und gestorben, nach Dezember 2017 war es der zweite tödliche Unfall eines Radlers mit einer Straßenbahn. Um solche Unfälle zu verhindern, appelliert Wolfgang Stallmann vom ADFC

    Am Königsplatz kann es für Radfahrer gefährlich werden.
    Am Königsplatz kann es für Radfahrer gefährlich werden. Foto: Michael Postl

    Radfahrer brauchen dort, wo die Straßenbahn fährt, genug Platz

    "Fahrrad und Straßenbahn in einer Stadt sind kein Ding der Unmöglichkeit", teilt Stephanie Krone, Pressesprecherin des bundesweiten ADFC, mit. Als Beispiel nennt sie Leipzig, eine klassische Straßenbahnstadt mit 19 Prozent Radverkehrsanteil, was für deutsche Verhältnisse recht viel sei, und die Welt-Fahrradhauptstadt Amsterdam, in der ebenfalls Straßenbahnen fahren.

    Gefährlich seien vor allem Straßenbahnschienen im Fahrbahnbereich. "Das gilt besonders dann, wenn in einer schmalen Straße zwischen Schienen und Bordstein nur wenig Platz ist." Manchmal haben Verkehrsplaner die Idee, dass Radfahrende zwischen den Straßenbahnschienen fahren sollen. "Das ist aber ausgesprochen unangenehm und gefährlich", sagt Krone. Auch Haltestellen können ein Problem für den Radverkehr sein, besonders vorgezogene Haltestellen können für Radfahrer gefährlich werden. Der ADFC fordert laut Krone deshalb: "Wichtig ist, dass die Verkehrsarten möglichst getrennte Wege haben – und dass es genug Platz für Radfahrende gibt, die Gleise im rechten Winkel zu überqueren."

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden