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Augsburg: Steinwurf nach Corona-Demo: Welche Folgen hat der Angriff auf die Sanitäterin?

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Steinwurf nach Corona-Demo: Welche Folgen hat der Angriff auf die Sanitäterin?

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    Bisher sind die Corona-Proteste in Augsburg laut Polizei weitgehend friedlich abgelaufen. Nach der Demo am Samstag gab es aber einen Zwischenfall.
    Bisher sind die Corona-Proteste in Augsburg laut Polizei weitgehend friedlich abgelaufen. Nach der Demo am Samstag gab es aber einen Zwischenfall. Foto: Michael Hochgemuth (Symbolbild)

    Der Stein hat sie nicht schwer verletzen können, es war eine kleine Platzwunde an der Stirn. Verletzt fühlt sich die 20-jährige Frau aber auch noch auf eine andere Weise. Die Sanitäterin, die nach der Corona-Demo am Samstag beschimpft und attackiert wurde, sagt: „Es macht einen schon betroffen, wenn man nur wegen seiner Rot-Kreuz-Jacke angegriffen wird.“ Sie wisse, dass die Tat nicht gegen sie als Person gerichtet gewesen sei. Es werde aber wohl dauern, bis sie sich wieder unbefangen draußen bewegen könne, vor allem in der Dunkelheit.

    Der Vorfall auf dem Plärrergelände hat Empörung ausgelöst. Die Polizei ermittelt, weil ein Mann – mutmaßlich ein Impfgegner – die Sanitäterin erst beschimpft und dann mit einem Stein beworfen haben soll. Der Mann soll der Frau vorgeworfen haben, andere Leute impfen zu wollen – dabei war sie nur auf dem Weg zu einem ehrenamtlichen Einsatz bei einem Eishockey-Spiel. Bedenken gibt es jetzt auch wegen des Testzentrums, das auf dem Plärrer angesiedelt ist. Der Platz ist derzeit der Start- und Zielpunkt der Corona-Demonstrationen. Eine Person, die im Testzentrum arbeitet, berichtete gegenüber unserer Redaktion von unangenehmen Situationen.

    Angesichts des Angriffs auf die Sanitäterin fürchtet Stadtrat Frederik Hintermayr (Sozialfraktion, Die Linke) um die Sicherheit des städtischen Testzentrums. Erst vor einigen Wochen war das Zentrum von der Messe auf den Plärrer umgezogen. „Die Frage der Sicherheit muss man seit Samstag wohl anders bewerten“, so Hintermayr. Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) verurteilte den Steinwurf auf die Sanitäterin am Mittwoch scharf. „Das ist absolut indiskutabel“, so Pintsch. Probleme für das Testzentrum sieht er dennoch nicht. Man habe sich diese Frage von Anfang an gestellt, bisher sei alles aber ohne Probleme gelaufen. Beim ersten Demo-Termin wurde offenbar vorsorglich Polizei vors Testzelt geschickt. Zuletzt geschah das nicht mehr, nachdem es ruhig geblieben war. Das Testzentrum, sagt Pintsch, sei nicht Adressat von irgendwelchen Forderungen der Kundgebungen. „Die Sicherheit für Beschäftigte und für Bürger ist gewährleistet.“ Am Plärrer als Sammelort für die Demo werde man wohl festhalten, weil es in Innenstadtnähe keinen anderen geeigneten Platz gebe, auf dem sich ein Zug formieren kann.

    Unangenehme Situationen vor dem Testzentrum auf dem Augsburger Plärrergelände

    Der Großteil der Demonstranten und Demonstrantinnen läuft in der Tat zügig und kommentarlos am Testzelt vorbei. Allerdings, das ist vor Ort zu beobachten, fühlen sich manche Bürger und Bürgerinnen, die zum Test kommen und schon auf dem Weg zum Testzelt Maske tragen, sichtbar unwohl, wenn sie am Eingang zur Langenmantelstraße den Strom der sich versammelnden Demo-Teilnehmer kreuzen müssen. Mitunter habe es auch schon Situationen gegeben, dass von Leuten, die auf dem Weg zur Demo waren, von außen ins Testzelt fotografiert wurde, berichtet ein Mitglied des Testpersonals gegenüber unserer Redaktion. Auch Sprüche wie „Wenn ihr nicht testen würdet, dann gäbe es keine Pandemie“ habe man sich schon anhören müssen. Die drei Security-Mitarbeiter könnten dagegen nicht viel ausrichten.

    Das Nebeneinander von Testzelt und Demonstrationen sei nicht ganz unproblematisch, zumal sich Öffnungszeiten und Demozeitpunkt – anders als zuletzt im Stadtrat dargestellt – durchaus überschneiden. Zuletzt wurde die Öffnungszeit des Testzentrums am Montag auch auf 19 Uhr verkürzt – an anderen Tagen unter der Woche ist bis 20 Uhr geöffnet. Begründet wurde das intern offenbar mit der Montagsdemo der Maßnahmen-Gegner. Das städtische Gesundheitsreferat nahm zum Grund der verkürzten Öffnungszeit auf Anfrage zunächst keine Stellung.

    Kritik am Umgang mit den Corona-Demos in Augsburg

    Indes mehren sich die Stimmen, die einen strengeren Kurs im Umgang mit den Corona-Protesten fordern. Florian Freund (SPD), Chef der Sozialfraktion im Stadtrat, sagt, ein Zwischenfall wie am Samstag sei „abzusehen“ gewesen. Er fragt: „Warum sollten die Demos ausgerechnet in Augsburg anders sein als anderswo?“ Seine Fraktion fordere die Oberbürgermeisterin und den Ordnungsreferenten auf, die Strategie zu überdenken und für klare Vorgaben und Auflagen sowie deren Einhaltung zu sorgen. Freund meint: „Das Bild, das

    Während die CSU den Kurs der Stadtspitze und der Polizei zuletzt verteidigte, kommt auch vom grünen Koalitionspartner zunehmend Kritik. Peter Rauscher, Fraktionschef der Grünen, sagt: „Ich denke, man sollte diese Strategie langsam aber sicher überdenken. Für den Anfang wäre die konsequente Einhaltung und Durchsetzung der geltenden Regelungen, insbesondere die des Infektionsschutzes, doch ein mindestens gangbarer Weg.“ Er sieht hier vor allem die Polizei in der Pflicht, bei den Demos einzugreifen, wenn Abstände nicht eingehalten und keine Masken getragen werden. Es dränge sich der Eindruck auf, dass die Polizei in Augsburg hier nachsichtiger sei als andernorts.

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