Es wäre ihr 40. Jahr auf dem Augsburger Christkindlesmarkt gewesen. Der Glühweinstand von Friedrich Müller-Ebert und seiner Frau Renate ist eine Institution auf dem Markt. Der Stand ist auch bekannt wegen seiner Nachbildung des "Stoineren Ma", er steht stets an der Ecke des Rathausplatzes zur Philippine-Welser-Straße hin. Doch dieses Jahr bauen die Müller-Eberts ihren Stand nicht auf. Auf dem Rathausplatz sind Glühweinstände wegen Corona ohnehin tabu. Den alternativen Platz nahe dem Merkurbrunnen, den die Stadt ihnen angeboten hat, nehmen sie aber auch nicht wahr. Wegen der Corona-Krise sei ihnen einfach alles zu unsicher, sagt Renate Müller-Ebert. Sie sind nicht die Einzigen, die dieses Jahr verzichten. Ohnehin steht wegen der aktuell stark steigenden Corona-Zahlen ein großes Fragezeichen hinter dem Markt.
Keine Glühweinstände auf dem Augsburger Rathausplatz
Aktuell hält die Stadt noch an ihren Plänen für den Christkindlesmarkt fest. Diese sehen vor, dass auf dem Rathausplatz kein Glühwein ausgeschenkt werden darf, um dort größere Menschenansammlungen zu vermeiden. Zudem soll es auf dem Platz auch eine Budenreihe weniger geben als in normalen Jahren. Die Glühweinstände sollen stattdessen in der Stadt verteilt werden. So soll zum Beispiel die Almhütte von Plärrer-Festwirt Dieter Held auf dem Elias-Holl-Platz stehen, ebenso das Feuerstüble der Schausteller Karoline und Michael Zehle. Die weithin sichtbare Engelespyramide von Edmund und Monika Diebold soll am Königsplatz aufgebaut werden. Auch beim Merkurbrunnen in der Maximilianstraße sind Stände vorgesehen.
Nach außen hin gibt man sich bei der Stadt derzeit zurückhaltend zur Frage, wann und unter welchen Voraussetzungen genau der Markt stattfinden kann - oder eben nicht. Man will sich noch alle Optionen offen halten. Intern heißt es aber: Bleiben die Infektionszahlen in einem Bereich wie in dieser Woche, dann sieht man für den Markt schwarz. Am Dienstag hatte der Sieben-Tage-Wert (Neuinfektionen in sieben Tagen je 100.000 Einwohner) erstmals die Obergrenze von 50 überschritten. Bis zum Freitag kletterte der Wert auf 78,5. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zeigt sich in dieser Woche skeptisch, was Weihnachtsmärkte angeht, gerade in größeren Städten. Sieben-Tage-Werte von über 50 seien auch bei den Märkten die rote Linie.
Christkindlesmarkt 2020 in Augsburg: Ende Oktober soll ein Plan vorgelegt werden
Die Hoffnung hat man bei der Stadt aber noch nicht aufgegeben. Aus dem Wirtschaftsreferat von Wolfgang Hübschle heißt es auf Anfrage: "Angebote unter freiem Himmel sind aus Sicht des Infektionsschutzes wesentlich besser, als wenn sich Feiern in geschlossene Räume verlagern und dort nicht kontrollierbar sind." In der nächsten Stadtratssitzung Ende Oktober soll noch ein Konzept vorgestellt werden, wie sich der Markt und der Infektionsschutz zusammenbringen lassen.
Dazu gehört, dass die Glühweinstände keine alkoholischen Getränke zum Mitnehmen verkaufen dürfen. Jeder Besucher eines Glühweinstands muss, wie derzeit auch in Lokalen, registriert werden. Auch die Öffnungszeiten sollen kürzer sein. Bisher war freitags und samstags bis 21.30 Uhr geöffnet, in diesem Jahr soll generell um 20 Uhr Schluss sein. Sollte es Verstöße gegen Hygieneregeln geben, könnte auch nochmal nachgelegt werden, so die Stadt. Etwa mit einem vorübergehenden Alkoholverbot.
Mancher Standbetreiber des Augsburger Christkindlesmarktes hat Zweifel
Manchem Standbetreiber ist die Unsicherheit inzwischen aber doch zu groß. Renate Müller-Ebert sagt, sie und ihr Mann seien beide über 70 Jahre alt und gehörten damit auch zur Corona-Risikogruppe. Auch das sei ein Grund für sie gewesen, dieses Jahr auszusetzen. Nächstes Jahr wollen sie aber wieder mit dabei sein. Es gibt es auch weitere Absagen.
Georg Laxgang hat vergangene Woche ebenfalls "schweren Herzens" seine Teilnahme am Christkindlesmarkt abgesagt. Seine Familie ist dort seit 1969 mit einem Stand vertreten. "Unter den Umständen der Pandemie wäre es für uns sehr schwer gewesen, die Auflagen überhaupt zu erfüllen. Jeden Tag hätte es eine Veränderung geben können. Das wäre nicht machbar gewesen", sagt Laxgang. Das Knusperhäusl werde nun nicht - wie angedacht - auf dem Elias-Holl-Platz stehen. Auch Bernd Noli sagt auf Anfrage, es sei unsicher, ob er mit seinem Glühweinstand "D'oide Hüttn" beim Markt dabei sei. Die Stadt hält sich ebenfalls alles offen: In den Verträgen ist geregelt, dass der Markt auch ganz kurzfristig noch abgesagt werden kann.
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