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Augsburg: Staatstheater und Co: Steigende Baukosten bereiten auch der Stadt Probleme

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Staatstheater und Co: Steigende Baukosten bereiten auch der Stadt Probleme

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    Die Staatstheater-Baustelle aus der Luft. Wird die größte laufende Hochbau-Maßnahme der Stadt nochmals teurer?
    Die Staatstheater-Baustelle aus der Luft. Wird die größte laufende Hochbau-Maßnahme der Stadt nochmals teurer? Foto: Ulrich Wagner

    Der Stadt Augsburg machen bei laufenden und künftigen Projekten die steigenden und teils unberechenbaren Baupreise zu schaffen. Manches Gebäude wird nicht zum ursprünglich kalkulierten Preis fertigzustellen sein, womöglich ist auch mit Verzögerungen zu rechnen. Baureferent Gerd Merkle (CSU) berichtet, dass es zwischen den einzelnen Handwerksbranchen große Unterschiede gebe. Zuletzt habe es aber eine Ausschreibung im Bereich Stahlbau gegeben, wo die Gebote 300 Prozent über dem lagen, was die Stadt in ihrer Kalkulation für angemessen erachtete. "Manche Gewerke, die besonders auf Materiallieferungen wie

    Die Stadt hat wegen Baukosten die Wahl zwischen Mehrkosten und Stillstand

    Wenn Preise bei Ausschreibungen herauskommen, die jeden Rahmen sprengen, hat man die Wahl, diese Mehrkosten in Kauf zu nehmen oder die Ausschreibung aufzuheben und einen Stillstand auf der Baustelle zu riskieren. Der koste allerdings auch Geld, so Merkle: "Es ist ein Stück weit ein Glücksspiel geworden. Es gibt keine Garantien mehr." Mark Dominik Hoppe, Geschäftsführer der städtischen Wohnbaugruppe, die neben dem Bau eigener Wohnungen auch manche städtische Baumaßnahme managt, sagt, dass manche Firmen inzwischen gar keine Angebote mehr abgeben würden, weil es für sie auch nicht mehr kalkulierbar sei, welche Materialkosten auf sie zukommen. "Bisher hat das Stahl und Dämmmaterialien betroffen, jetzt sind auch Dachplatten dran. Wer hätte gedacht, dass wir mal in Europa einen Dachplattenmangel haben werden?", so Hoppe.

    Große Bauträger wie Klaus-Bau sind, wie berichtet, inzwischen dazu übergegangen, bestimmte Materialien wie Sanitärkeramik selbst zu kaufen und zu lagern und nur die Handwerker-Leistung zu beauftragen. Das schaffe mehr Sicherheit bei der Kalkulation für alle Beteiligten.

    Löweneck-Schule und Kita in Augsburg werden teurer

    Ein städtisches Projekt, bei dem die Kostensteigerungen bereits durchschlagen, ist die Sanierung der Löweneck-Schule in Oberhausen. Sie verteuert sich um 1,2 Millionen Euro auf gut 17 Millionen Euro. Allerdings kommt dieses Projekt noch mit einem blauen Auge davon - die Sanierungsaufträge sind bereits großteils vergeben und die Kostensteigerungen rühren vor allem aus den vergangenen Jahren her, als die Baupreise auch schon stiegen, die jüngste kriegsbedingte Preisrallye aber noch nicht stattgefunden hatte. Zudem war die Bausubstanz schlechter als gedacht, was die Sanierung auch teurer macht. Auch bei künftigen Projekten wie dem Kita-Neubau in der Lützowstraße ist mit höheren Kosten (5,83 statt bisher 4,64 Millionen Euro) zu rechnen. Teils denkt die Stadt darüber nach, Gebäudestandards zu senken, um die Kosten aufzufangen.

    Noch offen ist, wie sich die aktuellen Baupreissteigerungen auf die größte Augsburger Baustelle im Hochbau durchschlagen werden. Für die Sanierung des Staatstheaters hat die Stadt für den Sommer eine aktualisierte Kostenkalkulation angekündigt. Angesichts von bundesweiten Baupreissteigerungen von 14 Prozent im Jahr 2021 wäre es aber nicht verwunderlich, wenn es teurer wird. Vor zwei Jahren war bekannt geworden, dass das bisherige Kostenziel von 186 Millionen Euro für Sanierung von Großem Haus und angrenzendem Erweiterungs-Neubau nicht eingehalten werden kann. Die Stadt stellte damals einen aktualisierten Rahmen von 283 bis 321 Millionen Euro in Aussicht, wobei das teuerste Szenario mit 321 Millionen Euro von einer jährlichen Baupreissteigerung von fünf Prozent ausging.

    Wie teuer wird die Theatersanierung in Augsburg?

    In Kreisen kulturinteressierter Bürgerinnen und Bürger waren zuletzt mehrfach Diskussionen über den Fortschritt und die Kosten der Theaterbaustelle zu hören. André Bücker, Intendant des Staatstheaters, hatte in sozialen Netzwerken auch öffentlich die Frage nach dem Zeitplan gestellt: "Wann steht der notwendige Neubau der Betriebsgebäude? Wann öffnet endlich das lang ersehnte Kleine Haus, das der gesamten Stadtgesellschaft offen stehen soll, seine Pforten?" Bücker sprach damit aus, was viele denken: Geht am Kennedyplatz überhaupt etwas voran? Denn dort, wo einst Werkstätten und das Verwaltungsgebäude standen, sind zwar große Schutthaufen und Baumaschinen zu sehen, gearbeitet wurde zuletzt aber wenig.

    Kommenden Montag soll es, wohl auch aufgrund der lauter werdenden Fragen, nun einen Zwischenbericht geben. Die Stadt lädt dann unter anderem Stadträte, das Stiftungskuratorium des Theaters und Medienvertreter zu einer Veranstaltung ein, bei der Kulturreferent Jürgen Enninger, Baureferent Gerd Merkle und Theater-Architekt Walter Achatz Rede und Antwort stehen werden. Themen sind der Stand der Baumaßnahmen im Großen Haus, wo es zuletzt vor allem um die statische Sicherung ging, als auch die Entwurfsplanung für den Neubau hinter dem Theater, in dem Verwaltung, Werkstätten und eine zweite Bühne untergebracht werden. Die Kostenplanung wird dabei ebenso eine Rolle spielen wie der weitere Zeitplan. Denn für die Vergabe der nächsten Aufträge muss die Verwaltung wieder das Okay der Stadträte einholen, die der Sanierung in der vergangenen Amtsperiode aber grundsätzlich zugestimmt hatten - vorausgesetzt, der Kostenrahmen werde gehalten.

    Die Sanierung des Großen Hauses soll laut aktuellem Stand noch mehrere Jahre dauern. Der Spielbetrieb soll 2027 wieder aufgenommen werden. Parallel werden die Planungen für den Erweiterungsneubau verfeinert, in dem auch eine zweite Bühne Platz finden wird. Diese Bühne soll später nicht nur dem Theater, sondern auch anderen Veranstaltern zur Verfügung stehen.

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