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Augsburg: Pantheon Lounge vor dem Aus? Stadt Augsburg untersagt Nutzung nach 22 Jahren

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Pantheon Lounge vor dem Aus? Stadt Augsburg untersagt Nutzung nach 22 Jahren

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    Die Pantheon-Partys entwickelten sich schnell zu Kult-Partys, wie das Bild aus dem Jahr 2004 zeigt. Die Pantheon Lounge durfte pro Jahr 16 öffentliche Veranstaltungen durchführen.
    Die Pantheon-Partys entwickelten sich schnell zu Kult-Partys, wie das Bild aus dem Jahr 2004 zeigt. Die Pantheon Lounge durfte pro Jahr 16 öffentliche Veranstaltungen durchführen. Foto: Pantheon Lounge (Archiv)

    Walter Lugert ist seit Monaten im Schockzustand. Angefangen hatte es im August, da hörte er erstmals, dass seine Konzession auf dem Prüfstand ist. Im Oktober erhielt er vom Augsburger Bauordnungsamt eine Nutzungsunterlassung für seine Pantheon Lounge, die er seit 2000 betreibt. Auch ein Vermittlungsversuch von Oberbürgermeisterin Eva Weber zwischen dem Gastronomen und dem Amt brachte nichts. Nun entscheidet das Verwaltungsgericht, ob das Lokal mit dem bisherigen Konzept weiterbetrieben werden kann oder nicht. Für Lugert und seine Familie steht viel auf dem Spiel: Sie leben von den Einkünften des Lokals. 

    Walter Lugert, den Freunde "Luggi" nennen, kann es nicht fassen. In einer Stellungnahme, die er dem Bauordnungsamt im Oktober schickte, fragt er: "Was sollen wir nach 22 Jahren Betrieb und beanstandungsloser Dauerkontrolle durch sämtliche städtische Behörden falsch gemacht haben?" Der 51-Jährige weiß bis heute nicht, warum nicht mehr gehen soll, was so lange Zeit problemlos ging. Aber von Anfang an.

    Pantheon-Partys in Augsburg entwickelten sich zu Kult-Partys

    Im Herbst 2000 übernahm Lugert den ersten Stock über der Pantheon Café BarDort, wo einmal das chinesische Restaurant Kings Palace untergebracht war, wollte er ein Lokal eröffnen, in dem geschlossene sowie öffentliche Veranstaltungen stattfinden. Bereits bei der Übernahme fand eine Begehung von unter anderem Ordnungsamt, Denkmalschutz und Feuerwehr statt. Für die geschlossenen Veranstaltungen erhielt er für das Lokal, das über eine Konzession als Schank- und Speisewirtschaft verfügt, eine Genehmigung, die die Häufigkeit von privaten Feiern nicht einschränkte. Die öffentlichen Feiern musste er isoliert beantragen - anfangs wurden sie ihm zwölf Mal im Jahr genehmigt, später, weil es keine Beanstandung gab, wie er sagt, gab es 16 Bewilligungen im Jahr. Nur deshalb war er bereit, die Räume anzumieten.

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    Schnell waren die Pantheon-Partys gut besucht und entwickelten sich zu Kult-Veranstaltungen. Aber auch für Geburtstage, Hochzeiten oder zu anderen Anlässen war das Lokal gefragt. "Ich habe eine Genehmigung für 200 Personen, aber meistens waren bei privaten Feiern maximal 80 bis 100 Personen da." Als sich 2013 die SPD zum Parteitag in Augsburg traf, ließen die Genossen samt des damaligen Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück und Frank-Walter Steinmeier den Abend in der Pantheon Lounge ausklingen. "Damals fiel der von der

    Sohn Felix von Walter Lugert absolvierte eine Ausbildung in der Pantheon Lounge

    Als er im August das erste Mal von einer Überprüfung der Konzession hörte, dachte er deshalb auch an ein Missverständnis und war sich sicher, dass sich das schnell aufklären würde. Seine Frau Jutta und er verdienen seit vielen Jahren mit der Pantheon Lounge ihr Geld. "Ich wüsste gar nicht, was ich sonst machen könnte, weil ich seit Jahrzehnten mein ganzes Herzblut in diesen Betrieb gesteckt habe", sagt er. Sohn Felix, 19, ist in die elterliche Gastronomie mit eingestiegen und absolviert dort eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann. "Unsere Tochter Klara studiert Eventmanagement. Da ist auch geplant, dass sie mal mit einsteigt." Viel Geld habe seine Familie deshalb in den vergangenen Jahren in das Lokal gesteckt, als Zukunftsinvestition. "Die restlichen Ersparnisse wurden durch die Corona-Pandemie aufgebraucht."

    Auf Nachfrage der Redaktion teilt das Bauordnungsamt mit, dass Augsburger Club- und Diskothekenbetriebe im Herbst 2021 durch das Ordnungsamt überprüft wurden. Dabei sei aufgefallen, dass die Pantheon Lounge lediglich eine gaststättenrechtliche Erlaubnis zum Betrieb einer Schank- und Speisewirtschaft hat. Da keine Genehmigung als Vergnügungsstätte vorlag, wurde durch das Ordnungsamt der tatsächlich stattfindende Betrieb über einen Zeitraum von fünf Monaten - März bis Juli 2022 - ermittelt. "In diesem Zeitraum wurden zwölf Veranstaltungen festgestellt, die eindeutig Vergnügungsstättencharakter aufwiesen", heißt es aus dem Bauordnungsamt. Walter Lugert entgegnet, dass jede dieser Veranstaltungen auch einzeln von der Ordnungsbehörde genehmigt worden sei. 

    Nutzungsunterlassung: Laut Augsburger Bauaufsichtsbehörde besteht kein Handlungsspielraum

    Die Bauaufsichtsbehörde gibt an, erst am 19. August 2022, also mit der Übermittlung der von der Ordnungsbehörde gesammelten Daten, über Art und Umfang des Betriebs in der Pantheon Lounge in Kenntnis gesetzt worden zu sein. Nach dem derzeit gültigen Bebauungsplan sei der Vergnügungsstättenbetrieb in diesem Bereich unzulässig. "Da für die Pantheon Lounge weder eine Baugenehmigung zum Betrieb einer Vergnügungsstätte erteilt wurde noch der Betrieb dieser bauplanungsrechtlich zulässig ist, wurde die Nutzung untersagt. Ein Handlungsspielraum bestand nicht", teilt die Behörde mit. Ein Vermittlungsversuch von OB Weber, den Sachstand zu klären, konnte das Bauordnungsamt nicht umstimmen. "Die Rechtslage ist aus Sicht der Stadt eindeutig."

    Die Frage, ob und wie es mit der Pantheon Lounge weitergehen kann, entscheidet nun das Verwaltungsgericht. Lugert hat Klage gegen den Unterlassungsbescheid eingereicht. Sein Anwalt Bernhard Hannemann bemängelt die fehlende Abstimmung zwischen Ordnungsamt und Bauordnungsamt. "Bis zur Klageeinreichung konnte uns die Behörde nicht klarmachen, was an dem Betrieb der Pantheon Lounge störend sein soll", sagt der Anwalt. 

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