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Augsburg: Stadtwerke wollen Strom- und Gassperren bei säumigen Zahlern vermeiden

Augsburg

Stadtwerke wollen Strom- und Gassperren bei säumigen Zahlern vermeiden

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    Die Stadtwerke-Zentrale am Hohen Weg: Das Unternehmen geht von mehr Kunden mit Zahlungsschwierigkeiten aus.
    Die Stadtwerke-Zentrale am Hohen Weg: Das Unternehmen geht von mehr Kunden mit Zahlungsschwierigkeiten aus. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Angesichts der explodierenden Energiepreise bereiten sich Stadt und Stadtwerke auf deutlich mehr Haushalte vor, die nicht mehr in der Lage sein werden, die Strom- und Gasrechnung zu bezahlen. Strom- und Gassperren wolle man nach Möglichkeit verhindern, kündigten wie sie seitens der Sozialfraktion gefordert wurde, komme aber nicht infrage, so Müllner am Donnerstag im Stadtrat.

    Wie dramatisch die Lage im Winter wird, sei noch schwierig abzuschätzen. Im Sozialamt oder dem Jobcenter gebe es noch nicht mehr Anträge, so Schenkelberg. Man müsse sich aber darauf vorbereiten, dass sich das ändert. Man höre aus dem Rettungsdienst von älteren Patienten, die sich trotz sinkender Temperaturen scheuen, die Heizung anzumachen, so Schenkelberg. Gebrechliche Menschen liefen aber leichter Gefahr, zu unterkühlen. Womöglich werde man das Konzept mit "Wärmeinseln" in städtischen Gebäuden oder Gebäuden von Sozialverbänden auch unabhängig von einer Gasmangellage starten. Von einem Ansturm geht die Stadt gleichwohl nicht aus.

    Stadtwerke-Geschäftsführer: Gaspreisdeckel wird die Lage entspannen

    Müllner rechnete vor, dass die Heizungsrechnung bei Gas für einen Augsburger Durchschnittshaushalt mit 15.000 Kilowattstunden im Juni 2021 bei rund 1150 Euro für ein Jahr lag. Im Januar 2023 wären knapp 4200 Euro angesagt. Allerdings ist dabei der am Donnerstag vom Bund beschlossene Gaspreisdeckel nicht eingerechnet. "Der wird die Situation entspannen", so Müllner, man könne aber noch nicht konkret sagen, wie stark.

    Er gehe weiter davon aus, dass es mehr zahlungsunfähige Kunden und Kundinnen geben werde. Bei den Stadtwerken liegt deren Quote bei etwa einem Prozent. In der Branche ging man für das kommende Jahr zuletzt von etwa zehn Prozent aus, allerdings noch ohne Gaspreisdeckel. Im mehrjährigen Schnitt, so Müllner, gebe es etwa 3000 Kleinkunden (Privathaushalte und Kleinbetriebe) pro Jahr, mit denen man wegen Zahlungsverzügen "ins Gespräch" komme. "Man kann diese Fälle nicht über einen Kamm scheren", so Müllner. Manch einer lasse es darauf ankommen, Zahlungen offenzulassen, bei anderen sei das Geld knapp und Nachzahlungen würden zum Problem. "Jetzt rechnen wir auch mit Leuten, die sich bisher keine Gedanken darüber machen mussten, Rechnungen nicht bezahlen zu können. Für die ist das neu und die kennen sich im Sozialsystem nicht aus. Da spielen Unsicherheit, Angst und Scham eine Rolle", so Müllner. Mit diesen Kunden müsse man sprechen. Stundungen oder Ratenzahlungen könnten eine Möglichkeit sein.

    Eine Stundung von Ausfällen können die Stadtwerke Augsburg nicht leisten

    Säumige Zahler bekommen drei Mahnschreiben und, wenn darauf nicht reagiert wird, eine Sperrungsankündigung. Dauerhafte Sperrungen gebe es aber kaum, so Müllner, weil sich dann meist eine Lösung finde. Auch eine Teilzahlung von Rückständen sei eine Möglichkeit, um eine drohende Anschlusssperrung zu verhindern. Man behalte sich Sperrungen vor, wolle diese aber möglichst vermeiden. Eine generelle Stundung sei nicht sinnvoll, weil sich an der individuellen Situation dann nichts ändere. "Das Ergebnis ist nur: Die Schulden gehen hoch", so Müllner. Dies sei auch wirtschaftlich für die Stadtwerke nicht zu stemmen. Im Fall einer kompletten

    Stadtwerke und Stadt Augsburg wollen nun eine Telefon-Hotline einrichten, um frühzeitig beraten zu können, wenn jemand in Zahlungsschwierigkeiten kommt - seien es Sozialleistungen oder Einsparmöglichkeiten. Auch ein Hilfsfonds für absolute Härtefälle ist in Vorbereitung. Die Stadt will alle gut 10.000 Haushalte in geförderten Wohnungen anschreiben und auf Beratungsangebote hinweisen. Schenkelberg wird demnächst auch mit allen Trägern der Wohlfahrt konferieren, um Angebote abzustimmen. Die Sozialfraktion zeigte sich mit den Bemühungen fürs Erste zufrieden. "Wir müssen verhindern, dass ein Automatismus mit einer Abwärtsspirale einsetzt, wenn jemand seine Energierechnung nicht bezahlen kann", so Stadtrat Stefan Kiefer. Auch die Bürgerliche Mitte, die gefordert hatte, dass Strom- und Gassperren zu verhindern sind, zeigte sich zufrieden.

    Offen ist, wie die die Stadt die Wohngeld-Reform des Bundes umsetzen will. Wie berichtet wird sich die Zahl der Wohngeldberechtigten zum Jahreswechsel verdreifachen (in Augsburg auf 7500). Wohngeld bekommen Menschen, die zwar ein Einkommen haben, das aber so niedrig ist, dass sie Unterstützung benötigen. Der Schritt sei begrüßenswert, die Umsetzung aber ein Problem, so Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU). In Augsburg benötige man dafür mehr als 20 Vollzeitstellen in der Verwaltung, die weder finanziert seien noch die man bis zum Jahreswechsel besetzen könne.

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