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Augsburg: Stadtwerke investieren in Fernwärme: Manche Häuser brauchen neue Heizungen

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Stadtwerke investieren in Fernwärme: Manche Häuser brauchen neue Heizungen

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    Aus Gründen des Klimaschutzes soll der Anteil der Fernwärme an der Augsburger Wärmeversorgung in den kommenden Jahren steigen.
    Aus Gründen des Klimaschutzes soll der Anteil der Fernwärme an der Augsburger Wärmeversorgung in den kommenden Jahren steigen. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Die Stadtwerke wollen in den kommenden fünf Jahren rund 80 Millionen Euro in den Ausbau des Augsburger Fernwärmenetzes stecken. Ab 2027 soll auch ein weiteres Biomassekraftwerk, das mit Holzhackschnitzeln betrieben wird, ans Netz gehen. Dessen Standort ist noch unklar. Man gehe diese Schritte, um dem Ziel der Klimaneutralität näher zu kommen, so

    Klimaschutz-Konzept der Stadt: Fernwärmeanteil soll in Augsburg deutlich steigen

    Wie berichtet hält das Klimaschutz-Konzept der Stadt eine Versorgung von 40 Prozent aller Gebäude im Stadtgebiet bis 2040 für wünschenswert. Aktuell werden über Fernwärme etwa 20 Prozent des Wärmebedarfs der Stadt gedeckt, gut die Hälfte kommt aus Erdgas, das bis vor wenigen Jahren noch als relativ klimaschonend beworben wurde. Allerdings kommt das Klimaschutz-Gutachten, das Wege zur Klimaneutralität der Stadt aufzeigen soll, zum Ergebnis, dass Erdgas nicht mehr in diesem Maß verbrannt werden kann, wenn Augsburg seine CO2-Ziele einhalten möchte. Ein Ersatz durch klimaneutral erzeugten Wasserstoff, der durchs Gasnetz geleitet werden könnte, wird auch vom Sachverständigenrat der Bundesregierung skeptisch gesehen - "grüner" Wasserstoff werde bis auf weiteres ein knappes Gut bleiben und vor allem in der Industrie zum Einsatz kommen.

    Bei der Fernwärme wird teils kochend heißes Wasser durch isolierte Rohre mit einer Länge von 170 Kilometern durchs Stadtgebiet in die Häuser geleitet, wo die Heizungsanlagen über Wärmetauscher Energie entnehmen. Die Stadtwerke erzeugen ihre Fernwärmeenergie mit dem Heizwerk neben dem alten Hauptkrankenhaus, der Gasturbine und dem Hackschnitzelwerk in Lechhausen (diese Anlagen erzeugen parallel auch Strom) sowie zwei kleinen Heizwerken in Kriegshaber/Pfersee und im Univiertel/Hochfeld. Auch aus den Müllöfen der Abfallverwertung wird Hitze ins Fernwärmenetz geleitet.

    Zuletzt wurde die abnehmbare Menge aus der AVA deutlich erhöht, weil diese Hitze ohnehin anfällt und rechnerisch klimaneutral ist. CO2-frei ist die Fernwärmeerzeugung wegen ihres Erdgasanteils noch lange nicht. Längle sagt, langfristig müsse man auch Technologien wie Wärmepumpen, Geothermie oder Abwärme aus Fabriken ins Auge fassen, um Fernwärme zu erzeugen.

    Die Zahl der Baustellen ist in Augsburg gestiegen

    Aktuell bauen die Stadtwerke an einer großen Leitung, mit der das Zeuna-Stärker-Areal in Oberhausen, wo künftig 700 Wohnungen entstehen sollen, erschlossen wird. In den vergangenen zwei Jahren gab es eine große Baumaßnahme im Lechhauser Gewerbegebiet in Richtung Kuka. Ohne Folgen geblieben ist das nicht: Die Zahl der bei der Stadt registrierten Baustellen ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, was neben der Fernwärme auch am DSL-Ausbau liegt.

    Bei Neubaugebieten wird in Augsburg seit mehr als zehn Jahren weitgehend auf Fernwärme gesetzt. Wer keinen Anschluss wünscht, muss auf Alternativen wie eine Pellet-Heizung oder eine Wärmepumpe setzen. Eine Parallelerschließung mit Gas gibt es nicht. In alten Stadtvierteln wird die Umstellung aber kritischer, wenn parallel zum Einbau der Fernwärme- die Gasleitung ausgebaut wird. Vereinzelt sorgt das aktuell für Diskussionen in Wohnanlagen, wo der Neubau der ohnehin in die Jahre gekommenen

    Fernwärme-Ausbau in Augsburg: Die Stadtwerke suchen Gespräche mit Hauseigentümern

    Längle sagt, dass man einen Wärmenutzungsplan für das Stadtgebiet erarbeite, um Hauseigentümern Planungssicherheit zu geben. "Wir wollen mit den Eigentümern in Dialog treten, damit sie wissen, was langfristig auf sie zukommt." Jeder solle wissen, ob sich eine Erneuerung der Heizung noch lohne oder nicht. Es werde keinesfalls auf einen ganzen Umbau des Stadtgebiets hinauslaufen. "Wir werden genau planen, wo es am meisten Sinn macht. Das ist ein langfristiger Prozess." Dabei spiele die Frage des Energiebedarfs im Viertel eine Rolle, genauso wie das Alter der Gasleitungen. "In manchen Stadtteilen sind Netz und Heizungen 40 oder 50 Jahre alt", so Längle. Dort stünde so oder so eine Erneuerung an.

    Unter anderem werden an der Oberhauser Wertachbrücke Fernwärmeleitungen eingebaut.
    Unter anderem werden an der Oberhauser Wertachbrücke Fernwärmeleitungen eingebaut. Foto: Thomas Hosemann, Stadtwerke (Archivbild)

    Was die Preisgestaltung bei Fernwärme betrifft, gibt es unterschiedliche Sichtweisen. Die Verbraucherzentralen beklagen bei manchen Versorgern in Deutschland zu hohe Preise, zumal es im Fernwärmesektor keinen Preiswettbewerb gibt, sondern die jeweiligen Stadtwerke praktisch ein Monopol haben. Ein Wechsel ist nicht möglich. Die Preise können sie aber auch nicht ganz frei gestalten, sondern müssen diese anhand eines Preisindex (etwa Beschaffungskosten für Energie) darlegen. Stadtwerke-Mann Längle verweist darauf, dass die Augsburger Preise etwas unter dem Durchschnitt anderer Versorger liegen. Zudem sei eine Übergabestation für Fernwärme im Keller in der Anschaffung deutlich günstiger und im Betrieb wartungsärmer als eine Heizung mit Brenner und Kessel. Die Preise für Fernwärme in Augsburg stiegen zum Jahresanfang auf etwa elf Cent pro Kilowattstunde für Privatkunden (vor zwei Jahren waren es noch gut sechs Cent).

    Preissteigerungen sind auch bei mehrjährigen Verträgen absehbar

    Allerdings sind angesichts der Preisentwicklung bei der Energie weitere Preissteigerungen absehbar, auch wenn Fernwärmekunden mehrjährige Verträge haben. Gas ist aktuell bei den Stadtwerken - je nachdem, wann man einen Vertrag geschlossen hat und ob dieser eine Preisbindung hat - günstiger oder teurer. Neukunden zahlen 16 Cent, haben diesen Preis für die kommenden zwei Jahre dann aber zugesichert.

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