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Augsburg: Stadtwerke Augsburg hoffen durch Neun-Euro-Ticket auf Fahrgast-Schub

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Stadtwerke Augsburg hoffen durch Neun-Euro-Ticket auf Fahrgast-Schub

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    Ein Neun-Euro-Ticket im Monat könnte die Nachfrage nach Bus und Straßenbahn in Augsburg erhöhen.
    Ein Neun-Euro-Ticket im Monat könnte die Nachfrage nach Bus und Straßenbahn in Augsburg erhöhen. Foto: Wyszengrad (Symbolbild)

    Die Stadtwerke erhoffen sich von dem Neun-Euro-Ticket, das die Bundesregierung angekündigt hat, einen deutlichen Schub bei der Rückgewinnung von Fahrgästen. Wie berichtet ist vorgesehen, dass Bürger und Bürgerinnen für 90 Tage ein Ticket für neun Euro pro Monat bekommen. Noch offen ist, wann es soweit sein wird. Auch die Frage, ob bestehende Abos von dem Sonderangebot profitieren können, ist noch offen. "Wir gehen natürlich davon aus. Es können ja nicht diejenigen die Gelackmeierten sein, die dem ÖPNV auch in schwerer Zeit treu geblieben sind", so Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg. Diese Fragen seien in den kommenden Tagen zu klären, damit die Verkehrsunternehmen möglichst zügig in die Vorbereitungen gehen können. Fergg spricht in jedem Fall von einem "riesigen Schub", wobei man noch nicht beziffern könne, wie viel Mehr an Fahrgästen zu erwarten ist .

    Die Stadtwerke liegen aktuell bei den Fahrgastzahlen immer noch bei 80 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. Das liegt teils daran, dass Fahrgäste den Nahverkehr nach wie vor meiden und weniger öffentliches Leben stattfindet, teils aber auch daran, dass sich Gewohnheiten während der Pandemie geändert haben. Laut Fergg war ab April eine Kampagne zur Kundenrückgewinnung und zur Neukundengewinnung vorgesehen, etwa mit einem Freifahrtag für die Nutzer der automatischen Ticket-App BiBo. Diese Offensive werde man nun an die neuen Gegebenheiten anpassen.

    Stadtwerke Augsburg hoffen auch neben Neun-Euro-Ticket auf Impulse

    Die Stadtwerke plädierten am Freitag auch dafür, dass man sich auf allen politischen Ebenen darüber Gedanken machen müsse, wie man den Nahverkehr grundlegend finanzieren wolle. Wenn der Nahverkehr bei der Mobilitätswende eine wichtige Rolle spielen solle, müsse mehr Geld ins System. Die Verkehrsbetriebe in Augsburg erwirtschaften pro Jahr um die 40 Millionen Euro Defizit, die durch den Verbund mit der Energiesparte wieder ausgeglichen werden. "Und die Finanzierung muss angesichts der Erfahrungen mit Corona, aber auch den derzeitigen Energiepreiskapriolen krisenfest ausgerichtet werden", so Fergg.

    Die Stadtwerke sprechen den Punkt nicht direkt an, aber klar ist: Sollten sich die Energiepreise weiter auf einem ähnlich hohen Niveau bewegen, wird das die Nahverkehrskunden zum Jahreswechsel treffen. Dann werden turnusgemäß die Preise im Augsburger Verkehrsverbund angepasst. Grundlage ist ein Index, in dem auch die Teuerung bei der Energie mit einfließt. Wird das eins zu eins weitergegeben, könnte es für den Nahverkehr im Winter schon wieder die nächste Bremsung geben. Der Preisschock, den die Autofahrer momentan an der Tankstelle bezahlen, würde die Nahverkehrskunden mit einem Dreivierteljahr Verspätung erreichen.

    Erneut Diskussion über den Takt im Augsburger Nahverkehr

    Die Stadtwerke lassen aktuell noch offen, wie sich das Neun-Euro-Ticket auf die Taktfrage auswirken könnte. Wie berichtet wollen die Stadtwerke nicht mehr in den vor Corona üblichen Fünf-Minuten-Takt am Nachmittag zurückkehren, sondern favorisieren einen "dynamischen Takt". Dabei gilt ein 7,5-Minuten-Grundgerüst, zu den Hauptverkehrszeiten soll aber mit deutlich mehr Fahrzeugen gefahren werden. Diese Planungen rühren aber noch aus der Zeit vor Bekanntgabe des Neun-Euro-Tickets her.

    Politisch stieß der Vorstoß der Stadtwerke vor einigen Wochen nicht auf Wohlgefallen. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) sagte in Richtung von Stadtwerke-Geschäftsführer Walter Casazza, das über dieses Thema nicht die Stadtwerke, sondern der Stadtrat entscheiden werde. Im Wirtschaftsausschuss des Stadtrats stellte Casazza diese Woche sein Konzept vor und bekam heftigen Gegenwind. Laut Casazza würde es um die 1,5 bis zwei Millionen Euro kosten, wenn man wieder ins Vor-Corona-Fahrplanschema zurückkehre. Es gehe um Wirtschaftlichkeit, weil das Defizit nicht unendlich vergrößert werden könne. "Und wir vergeben uns Chancen in der Verkehrswende", so Casazza.

    Neue Angebote wie der Rufdienst "Swaxi" oder die automatische Fahrkarten-App Bibo seien wichtige Angebote. In dieser Richtung müsse man weiter aktiv bleiben. Einfach mehr Straßenbahnen fahren zu lassen, bringe nicht automatisch neue Fahrgäste. "Da braucht man andere Maßnahmen." Casazza verwies auch darauf, dass man mit dem neuen Konzept auf sehr stark nachgefragten Linien am Morgen mit mehr Fahrzeugen als bisher fahre. "Vermeiden von Enge hilft, neue Kundenschichten anzusprechen."

    Es gibt Kritik an Stadtwerke-Chef WalterCasazza

    Doch fast fraktionsübergreifend gab es Zweifel an den Überlegungen, dass eine Reduzierung des Taktangebots am Nachmittag einfach hingenommen würde. "Verlässlichkeit ist ein Parameter für die Bürger", so CSU-Stadtrat Peter Uhl. Noch deutlicher wurden die Grünen. "Öffentliche Debatten über Ausdünnungen im Nahverkehr sind ähnlich schädlich wie solche über starke Preissteigerungen", so Matthias Lorentzen. Er stelle sich die Frage, wie Umsteigen mit einem "dynamischen Takt" funktionieren solle. Zudem seien weniger Trams für Fahrgäste ein Problem, die auf einen Stellplatz für Kinderwagen oder Rollator angewiesen sind. Teils wurde die Debatte zwischen Casazza und Stadträten persönlicher. Casazza warf Grünen-Rat Deniz Anan vor, das präsentierte Konzept "schlechtzureden" und offenbar nicht verstehen zu wollen. Sozialfraktions-Stadtrat Dirk Wurm sagte wiederum, er frage sich, ob die Stadt oder die Stadtwerke als Tochter das Sagen hätten.

    In einem nächsten Schritt sollen nun die Stadtwerke darlegen, welche Kostenunterschiede gemessen an den angepeilten Fahrgastzahlen in 2022 und 2023 zwischen Fünf- und 7,5-Minuten-Takt bestehen. Unklar ist, ob die Stadt für diese etwaigen Mehrkosten aufkäme.

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