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Augsburg: Stadtrat beschließt: Haltestelle "Messerschmitt" wird umbenannt

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Stadtrat beschließt: Haltestelle "Messerschmitt" wird umbenannt

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    Die Schilder an der Haltestelle "Messerschmitt" in Haunstetten werden ausgetauscht, wenn im Dezember die Umbenennung kommt.
    Die Schilder an der Haltestelle "Messerschmitt" in Haunstetten werden ausgetauscht, wenn im Dezember die Umbenennung kommt. Foto: Peter Fastl (Archiv)

    Der Stadtrat hat am Donnerstag beschlossen, dass die Straßenbahnhaltestelle "Messerschmitt" in Haunstetten umbenannt werden soll. Die Stadtwerke hatten dies vorgeschlagen, weil der Name "Messerschmitt" heute nicht mehr als räumliche Orientierung diene. Das frühere Messerschmitt-Flugzeugwerk ist heute ein Standort des Flugzeugbauers Premium Aerotec. Der Bogen in der Stadtratssitzung wurde aber weitaus größer gespannt - aus der Haltestellendiskussion entspann sich eine Debatte um generelle Fragen von Erinnerungskultur und den Umgang mit Namen aus der NS-Zeit. Die Messerschmitt-Werke waren einer der größten Rüstungsproduzenten im Dritten Reich und nutzten Zwangsarbeiter. 

    Gegen die Umbenennung war eine Unterschriftenliste im Stadtteil initiiert worden, zudem gab es ein entsprechendes Votum auf einer Stadtteil-Bürgerversammlung in Haunstetten. Das Anliegen: Messerschmitt habe in der Stadtteilgeschichte eine wichtige Rolle gespielt, der Name solle nicht einfach so getilgt werden. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) sagte, sie könne das Anliegen verstehen. Eine Informationstafel und ein Geschichtspfad sollten dies künftig leisten. Auch die Prof.-Messerschmitt-Straße im Univiertel behielt bei einer Durchsicht von problematischen Straßennamen 2019 ihren Namen und bekam ein Hinweisschild. "Aber Straßenbahnhaltestellennamen sind nicht dafür geeignet, Stadtgeschichte abzubilden", so Weber. Haltestellen müssten vor allem klar zuordenbar sein. Im Übrigen habe die Haltestelle früher schon andere Namen getragen (unter anderem nach der Gaststätte "Alpenrose") und Umbenennungen kämen immer wieder vor, etwa bei Siemens und Fujitsu. 

    Wengenmair: Messerschmitt ist bei Haunstettern noch gebräuchlich

    Hans Wengenmair (Bürgerliche Mitte) entgegnete, dass der Name Messerschmitt in Haunstetten aber noch völlig gebräuchlich sei. Es gehe auch um 100 Jahre Flugzeugbau in Haunstetten - ein Identifikationspunkt für viele ältere Haunstetter. Christian Pettinger (ÖDP) sagte, das Bürgervotum sei zu respektieren. Eine Tafel und ein Geschichtspfad - er soll auch die problematischen Phasen in der NS-Zeit thematisieren - seien eine gute Sache, die Umbenennung sehe er kritisch. Im Übrigen seien viele andere Haltestellennamen - etwa "Pfersee" auf der Linie 6 - nichtssagend, was die genaue Örtlichkeit betrifft. 

    Andreas Jäckel (CSU) sagte, es sei in der Diskussion anfangs womöglich nur um einen Haltestellennamen gegangen, die Debatte sei aber auf einer anderen Ebene angelangt. Es gehe ihm ausschließlich um die Informationstafel und den Geschichtspfad, wenn er nun für das Beschlusspaket stimme. "Wichtig ist bei so etwas die Kontextualisierung, nicht die Auslöschung von Namen." Mit der Bezeichnung "Messerschmitt" hätte er weiter gut leben können. Grünen-Rätin Verena von Mutius-Bartholy sagte, die Benennung sei angesichts der massenhaften Beschäftigung von Zwangsarbeitern und der Verbindung zu KZ-Außenlagern aber durchaus zu hinterfragen. 

    AfD greift Augsburger Stadtregierung an

    Einen Schlagabtausch gab es zwischen AfD und Weber. Friedrich Baur sagte, gegen den Bürgerwillen eine Umbenennung zu beschließen, entspreche wohl der Art von Demokratie, für die im Februar 25.000 Bürger auf den Rathausplatz gegangen waren. "Der Bürgerwille scheint bei Schwarz-Grünen keinen hohen Stellenwert zu haben." Weber konterte, der

    Mehrheitlich wurde beschlossen (gegen Stimmen von AfD, Bürgerlicher Mitte und Pettinger), die Stadtwerke mit der Umbenennung zu beauftragen. Der ursprünglich ins Auge gefasste Name "Schafweidstraße" soll aber nochmal zusammen mit dem Haunstetter Geschichtskreis überdacht werden. Die Hötzelstraße als nahe liegende Querstraße kommt ebenfalls als Namenspatin in Betracht. 

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