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Augsburg: Stadtarchiv: Jetzt spricht der neue Eigentümer

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Stadtarchiv: Jetzt spricht der neue Eigentümer

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    Der Augsburger Medienunternehmer Ulrich Kubak hat das so genannte Forsterhaus in der Fuggerstraße gekauft. In dem denkmalgeschützten Gebäude sollen künftig Geschäftssitz und Sendestudios von Klassik Radio beheimatet sein.
    Der Augsburger Medienunternehmer Ulrich Kubak hat das so genannte Forsterhaus in der Fuggerstraße gekauft. In dem denkmalgeschützten Gebäude sollen künftig Geschäftssitz und Sendestudios von Klassik Radio beheimatet sein. Foto: Bernd Hohlen

    Die einen nennen es eine Investition in die Entwicklung der Innenstadt, die anderen ein „Minusgeschäft“, in dessen Rahmen die Stadt ihr Tafelsilber verscherbelt habe: Der Verkauf des ehemaligen Stadtarchivs an der Fuggerstraße sorgt weiter für Diskussionen. Die Ausschussgemeinschaft von Freien Wählern, Linken, ÖDP und Polit WG bezweifelt sogar, dass die Transaktion rechtmäßig war.

    Die Stadt hat die Immobilie vergangenen Dezember an den Medienunternehmer Ulrich Kubak verkauft. Der Vorstandschef der Klassik Radio AG will im ehemaligen Stadtarchiv den Sitz seines Senders samt Sendestudios konzentrieren: Der Standort Hotelturm mit 60 Mitarbeitern soll Anfang 2020 in die Innenstadt umziehen, die Hamburger Dependance mit 20 Mitarbeitern wird in diesem Zuge aufgegeben und nach Augsburg verlegt.

    Kritik: Minus für die Stadt

    2,7 Millionen Euro hat Kubak für das denkmalgeschützte Haus bezahlt. Ein Preis, der bei Oppositionspolitikern auf Kritik stößt: Erstens sei das Gebäude nicht ausgeschrieben worden. Zweitens muss die Schneiderei des Theaters, die das Stadtarchiv bis zur Wiedereröffnung des Großen Hauses als Interim hätte nutzen sollen, wieder ausziehen und nun Räume nutzen, für die Miete fällig wird. Der Stadt entstehe ein Minus von rund 2,3 Millionen Euro.

    Einen dritten Punkt führt die Ausschussgemeinschaft nun in einer Anfrage an Stadt und Regierung von Schwaben an: Da es sich beim Haus an der Fuggerstraße um eine Schenkung handelt, könne der „unwirtschaftliche“ Verkauf „ganz sicher nicht im Sinne der Bürger“ sein, die dieses Geschenk im Jahr 1902 erhalten haben. Volker Schafitel (Freie Wähler) zweifelt als Sprecher der Ausschussgemeinschaft vor diesem Hintergrund die Rechtmäßigkeit des Verkaufs an. Aus Sicht der Stadt steht die Schenkungsurkunde dem Verkauf aber nicht im Weg.

    Medienunternehmer Kubak hatte sich bislang nicht öffentlich zu seinem Geschäft mit der Stadt geäußert. Nun meldet er sich zu Wort. Das Haus sei ein „Juwel im Dornröschenschlaf“, doch Kubak geht davon aus, dass die Stadt sich dessen Sanierung in naher Zeit wohl kaum hätte leisten können. Zu den 2,7 Millionen Kaufpreis kämen sieben Millionen Euro für die Instandsetzung. „In den letzten 20, 30 Jahren wurde in diesem Haus nichts gemacht. Es hat keine Heizung, die Elektrik ist auf Putz verlegt und die Statik ist nicht in Ordnung“, sagt Kubak. Ob die Schneiderei unter diesen Umständen überhaupt bis zum Wiedereinzug ins Theater hätte bleiben können, hält der Medienmann für fraglich. Er will das so genannte Forsterhaus wieder zu dem Stadtpalais machen, das es einst war.

    Große Pläne für das Viertel

    Die hohen Sanierungskosten könnten eine Rolle für die Verkaufsentscheidung der Stadt gespielt haben. Das Geld ist knapp, andere Probleme (Schul- und Straßensanierungen, Theaterumbau...) haben Priorität. Der Verwaltung ging es beim Verkauf des Stadtarchivs nach eigener Aussage aber nicht um den Gewinn. Kubak habe, so Finanzreferentin Eva Weber, zwar den aktuellen Verkehrswert bezahlt, den ein Gutachter errechnet habe. Die Stadt habe die Entscheidung zum Verkauf jedoch „nicht mit der reinen Intention der Erzielung eines Verkaufserlöses“ getroffen. Es gehe vielmehr darum, den Standort rund um das einstige Stadtarchiv aufzuwerten.

    Augsburgs Regierung hat große Pläne mit dem Viertel rund um den Kennedyplatz. Wenn das Staatstheater 2023 am angestammten Ort wiedereröffnet, soll drumherum ein lebendiges Viertel mit Kultur und Gastronomie entstehen. Auch der Fuggerboulevard – die zur Flaniermeile umgebaute Fuggerstraße – spielt hier eine Rolle. Aus Geldmangel wurde die Planung, die einst im Paket mit dem Kö-Umbau als innerstädtische Verbesserung angepriesen wurde, unlängst aber auf unbestimmte Zeit vertagt.

    Ulrich Kubak ist über diesen Umstand selbst nicht glücklich. Grundsätzlich hält er den Standort in der Stadtmitte aber für ideal: Klassik Radio agiert europaweit, in der Medienwelt habe man seine Entscheidung, den Sitz nach Augsburg zu verlagern, belächelt: „Ein modernes Medienunternehmen würde eher nach Hamburg oder Berlin gehen.“ Er wolle als Augsburger jedoch einen Beitrag zur Dynamik in seiner Heimatstadt leisten.

    Internationale Künstler sollen kommen

    Klassik Radio arbeitet mit international bekannten Künstlern wie Jonas Kaufmann oder Rolando Villazon zusammen. Diese und andere will Kubak nach Augsburg holen. „Und wenn sie hier zum Arbeiten sind, was spricht dagegen, dass sie ein spontanes Konzert im Sender oder auf dem Stadtmarkt geben?“ Sein Unternehmen wolle sich nicht abschotten, sondern Augsburg über die Grenzen hinaus ins Gespräch bringen. Mit Klassik Radio zieht die zweite börsennotierte Firma an die Fuggerstraße: Auch das international agierende Immobilienunternehmen Patrizia hat dort seinen Sitz.

    Kenner trauen Kubak den Umbau des Stadtarchivs zu: Er hat bereits ein altes Gebäude in Augsburg renoviert – ein Gutshaus in Siebenbrunn, das er 1995 erwarb. Für seinen Firmensitz an der Fuggerstraße setzt er auch auf innovative Konzepte: Für Mitarbeiter wird es einen Wellness-Bereich geben, zur Entlastung des Verkehrs setzt er auf Räder, Carsharing und öffentlichen Nahverkehr. "Kommentar

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