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Augsburg: Stadt testet Radweg am Königsplatz - Umweg für Autofahrer

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Stadt will Radweg am Kö testen – Autofahrer müssen Umweg nehmen

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    In der Hermanstraße kurz vor dem Königsplatz war bisher kein Platz für Fahrradfahrer. Die Stadt will das nun testweise ändern - und dafür den Platz für den Autoverkehr verringern.
    In der Hermanstraße kurz vor dem Königsplatz war bisher kein Platz für Fahrradfahrer. Die Stadt will das nun testweise ändern - und dafür den Platz für den Autoverkehr verringern. Foto: Bernd Hohlen (Archivbild)

    Die Stadt will in der Hermanstraße vor der Kaiserhofkreuzung am Königsplatz versuchsweise einen Fahrradweg auf der Fahrbahn einrichten und damit eine Lücke im Netz schließen. Das Wegstück ist zwar nur knapp 100 Meter lang, hat es aber in sich: Der Platz ist knapp, zu Stoßzeiten kommt es zu Rückstaus durch Rechtsabbieger in die Schießgrabenstraße. Wenn der Radweg für die dreimonatige Versuchsdauer kommt, wird die Rechtsabbiegerspur wegfallen. Um längere Staus zu vermeiden, wird das Abbiegen in die Schießgrabenstraße vorübergehend verboten. Autofahrer müssen dann den Umweg über Ladehofstraße, Hauptbahnhof und Halderstraße nehmen.

    Dem Verkehrsversuch, der in absehbarer Zeit starten soll, gingen jahrelange Diskussionen voraus. Baureferent Gerd Merkle (CSU) warnte in der Vergangenheit vor der Idee eines Radwegs bis unmittelbar zur Kaiserhofkreuzung. In der schwarz-grünen Koalition kam man dennoch zur Auffassung, den Radweg zumindest ausprobieren zu wollen. Eine Lücke mit dem Kö in Sichtweite sei kaum zu erklären. Der von Merkle nun formulierte Beschlussvorschlag sah vor, das Rechtsabbiegen weiter zu ermöglichen und die Ampel so umprogrammieren, dass das Staurisiko gesenkt wird (wir berichteten). Die Rechtsabbiegemöglichkeit offen zu lassen, sei eine Zusage an die Bewohner des Beethovenviertels beim Kö-Umbau gewesen. Offen ist aber, wie gut das mit Radweg funktioniert hätte oder ob ein Dauerstau gedroht hätte. Zur Erinnerung: Als vor zwei Jahren Klimaaktivisten im Rahmen einer Demo im Morgenverkehr einen Radweg abmarkierten, kam es zu langen Rückstaus für Autos und Trams.

    Radweg mit Abbiegeverbot am Königsplatz in Augsburg

    Sowohl vom Mobilitätsbeirat, einem beratenden Gremium aus Verkehrsverbänden und Wirtschaft, als auch vom für den Nahverkehr zuständigen Wirtschaftsreferat kam kurzfristig Gegenwind beim Thema Rechtsabbiegen. Dort fürchtete man, dass Trams im Autostau stecken bleiben könnten. Im Bauausschuss des Stadtrats fiel am Mittwoch darum die Entscheidung, den Radweg auszuprobieren, abweichend vom Vorschlag der Bauverwaltung aber gekoppelt mit einem Rechtsabbiegeverbot. Merkle gab noch zu bedenken, dass dieses überwacht werden müsse und mehrere hundert Autofahrer täglich den Umweg über den Hauptbahnhof nehmen müssen. "Die Umleitung über die Ladehofstraße ist ein Umweg und führt im ersten Streckenteil in die falsche Himmelsrichtung, aber machbar ist es", so Merkle. Absehbar ist auch, dass es im Beethovenviertel Gegenwind geben wird, weil Bewohner und Bewohnerinnen Schleichverkehr fürchten. Am Ende gab es aber eine klare Mehrheit (gegen eine Stimme der AfD) für den Radweg mit Abbiegeverbot.

    Die Stadträte und Stadträtinnen stimmten gegen zwei Stimmen von Bürgerlicher Mitte und AfD zudem dafür, den vor einem Jahr probehalber eingerichteten Radweg in der Hermanstraße zwischen Gögginger Brücke und Beethovenstraße (den Abschnitt vor der Kaiserhofkreuzung sparte man damals aus) zur Dauerlösung zu machen. Das soll 2023 passieren. Die Erfahrungen mit der neuen Regelung seien gut, so Merkle. In der Tat äußerten sich auch kurz nach der Einführung zahlreiche Radler und Radlerinnen in einer Leseraktion unserer Redaktion entsprechend. In der Vergangenheit gab es in dieser Hauptverkehrsstraße kein nennenswertes Angebot für Radler.

    Verwalter des Hermanfriedhofs sieht Nachteile

    Allerdings wurden die gebührenpflichtigen Auto-Stellplätze von der Herman- zumindest teilweise in die neu geschaffene Ladehofstraße verlagert. Anlieger sehen das kritisch. Michael Müller, Verwalter des Hermanfriedhofs, sagt, es mehrten sich Aussagen von Grabinhabern, dass sie ihr Grab unter diesen Umständen nicht behalten würden. Betagtere und nicht mehr so rüstige Besucher und Besucherinnen seien ein Stück weit aufs Auto angewiesen, speziell wenn es um Grabpflege gehe. "Man kann die dafür nötigen Dinge ja schlecht mit dem Rollator vom Kö herbringen. Da unterscheiden sich Theorie und Praxis", so Müller. Der Friedhof habe reagiert, indem er kleine Schubkarren zur Grabpflege beschafft habe. Auch Graberde soll vor Ort erhältlich sein. Ein kleiner Besucherparkplatz steht zudem auf dem Betriebshof nahe der Aussegnungshalle zur Verfügung, er reicht aber laut Müller nicht aus.

    Merkle kündigte am Mittwoch an, dass man die Parkdauer in der Ladehofstraße von zwei Stunden auf eine Stunde reduzieren werde, um dem Friedhof entgegenzukommen. Die kürzere Parkdauer, die sich der Friedhof gewünscht hatte, soll die etwa 20 Plätze für Innenstadt-Besucher uninteressanter machen. Die Bürgerliche Mitte hatte der Stadt zuvor vorgeworfen, die Belange der Anlieger zu vernachlässigen und eine Absetzung des Tagesordnungspunktes gefordert. Auch das Ibis-Hotel und der Blumenladen hätten Nachteile durch den Radweg, so Fraktionsvorsitzende Beate Schabert-Zeidler. "Die Stadt hat nicht nur eine Fürsorgepflicht für Fahrradfahrer, sondern für alle Bürger und alle Gewerbetreibenden. Es fehlt eine Interessensabwägung." Auch Margarete Heinrich (fraktionslos) und AfD-Stadtrat Markus Striedl äußerten sich kritisch. CSU, Grüne und Sozialfraktion hielten dem entgegen, dass der Radweg ein großer Gewinn sei. Deniz Anan (Grüne) sagte, man müsse Prioritäten setzen. "Der Platz ist halt nur einmal da." Merkle sagte, die Stadt sei sehr wohl im Gespräch mit Anliegern. Man treffe eine Gesamtabwägung zwischen öffentlichem Wohl und privaten Interessen. Hier gehe die Sicherheit für den Radverkehr vor.

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