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77 Millionen Euro teurer: Stadt will das Theater weiter sanieren wie geplant

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Stadt hält an der „großen“ Theatersanierung fest

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    So soll die zweite Spielstätte mit ihrer bugförmigen Fassade neben dem Großen Haus des Theaters einmal aussehen. Die Stadt möchte trotz der Insgesamt-Kostenexplosion daran festhalten.
    So soll die zweite Spielstätte mit ihrer bugförmigen Fassade neben dem Großen Haus des Theaters einmal aussehen. Die Stadt möchte trotz der Insgesamt-Kostenexplosion daran festhalten. Foto: Atelier Achatz + Partner Architekten (Illustration)

    Die Stadt sieht keine Möglichkeiten, bei der Theatersanierung wesentlich abzuspecken, um auf diese Weise einen Teil der Kostenexplosion aufgrund der gestiegenen Baupreise abzufangen. Wie berichtet war als Reaktion auf die Kostensteigerung aus Reihen der Opposition die Forderung laut geworden, den Umfang oder den Standard des zweite Bauabschnitts auf den Prüfstand zu stellen. Die Stadt erklärte am Freitag auf Anfrage unserer Redaktion, dass man im Zuge der Kostenoptimierung schon vor dem Baustart die Gebäude so aufeinander abgestimmt habe, dass es kaum Möglichkeiten gebe, etwas wegzulassen oder zeitlich zu verschieben.

    Unter dem Bauteil I ist bei der Theatersanierung das Große Haus, also das historische Stadttheater zu verstehen. An dieser Stelle sind die Bauarbeiten schon so weit fortgeschritten, dass es eigentlich kein Zurück mehr gibt. Das Bauteil II umfasst einen Erweiterungsneubau mit Werkstätten, Probensaal, Verwaltung, Cafeteria und Ticket-Shop, der nördlich der Kasernstraße anstelle der früheren Lager- und Werkstättenräume entstehen soll. Vorgesehen ist zudem eine zweite Spielstätte mit kleinerer Bühne in einem futuristisch anmutenden Gebäude, das zwischen Theater und Volkhartstraße gesetzt wird. Auf beiden Baufeldern fanden in den vergangenen Jahren archäologische Untersuchungen und zum Teil schon Arbeiten für einen Technikkeller statt, richtig losgegangen ist es mit dem Bau der Neubauten dort aber noch nicht.

    Gemeinsamer Eingang und gemeinsame Technik

    Beide Bauteile, so das Baureferat am Freitag, seien eng aufeinander abgestimmt. „Insbesondere die gemeinsame Eingangssituation oder die bauteilübergreifende Betriebstechnik wären hier zu nennen. Dementsprechend kann eine Inbetriebnahme des großen Hauses ohne die Fertigstellung des Bauteil II beziehungsweise erheblicher Bestandteile davon nicht starten“, so das Baureferat in einer Stellungnahme an unsere Redaktion. Die Stadt hatte die Option, etwas wegzulassen oder zu verschieben, dem Vernehmen nach durchaus erwogen, aber davon wieder Abstand genommen. Zahlen, was das Verschieben oder Weglassen der zweiten Spielstätte finanziell bringen würde und was andererseits durch Bauzeitverzögerung an Mehrkosten anfallen würde (zudem müsste dann auch dauerhaft oder zumindest für längere Zeit Miete z.B. fürs Gaswerk bezahlt werden), sind einstweilen aber nicht bekannt.

    Vermutlich wird die Opposition noch auf Aufklärung zu diesem Punkt drängen. Abgesehen von den angeführten baulichen Zwängen wäre ein Abspecken für die Stadtregierung auch aus politischen Gründen nicht so einfach - in der Bürgerbeteiligung zur Theatersanierung wurde ja ausdrücklich auf eine Öffnung des Theaters in die Stadtgesellschaft wert gelegt, was baulich im Bauteil II unter anderem durch Cafeteria, eine Dachbar und den gemeinsamen Eingangsbereich aufgefangen werden soll.

    Die Stadt hat das Finanzministerium bereits im Juni informiert

    Eine wesentliche Frage in dem ganzen Finanzierungskonstrukt zum Abfangen der Mehrkosten von 77 Millionen Euro wird auch sein, ob der Freistaat sich an den gestiegenen Baukosten beteiligt und seine Förderung (effektiv handelt es sich um rund 50 Prozent) entsprechend erhöht. Die Stadt hatte das Finanzministerium im Juni bereits über die Entwicklung informiert und darum gebeten, ein Bekenntnis zum bisherigen Vorgehen, nach dem sich der Freistaat an solchen Kostensteigerungen beteiligte, abzugeben. Eine eindeutige Zusage aus dem Finanzministerium blieb dazu auf Anfrage unserer Redaktion noch aus.

    Grundsätzlich, so das Ministerium, beteilige man sich am Bau von Theatern mit einem Regelfördersatz von 75 Prozent auf die förderfähigen Kosten (effektiv läuft das auf die etwa 50 Prozent Zuschuss hinaus). „Im Förderverfahren wird bei allen Kosten standardmäßig geprüft, inwieweit diese nach den Grundsätzen von Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit erforderlich (und damit zuweisungsfähig) sind“, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme.

    Die Finanzierung baut auf eine erhöhte Förderung

    Allerdings hat die Stadt bisher noch keinen konkreten Förderantrag für das Bauteil II bei der Regierung von Schwaben eingereicht, weil sie dazu das Thema erst noch im Stadtrat behandeln lassen muss. Ohne eine Zusage des Freistaats dürfte es im Gremium aber etliche kritische Fragen geben. Eine erhöhte Förderung ist essenziell für die Fortsetzung des Projekts: Von den 76 Millionen Euro Mehrkosten beim Theater soll der Freistaat nach Annahme der Stadt 38 Millionen Euro übernehmen. Die Stadt würde 25 Millionen Euro als zusätzlichen Kredit aufnehmen und den Rest aus Rücklagen bestreiten.

    Das Ministerium erklärte, die Stadt entscheide selbst über Umfang und Zeitpunkt von Baumaßnahmen an ihrem Gebäude (das Staatstheater ist zwar eine staatliche Einrichtung, die Verantwortung fürs Gebäude hat aber aufgrund der Historie weiterhin die Stadt Augsburg). Die Stadt verwies hingegen darauf, dass die finanzielle Förderung auf das ganze Projekt mit beiden Bauabschnitten ausgelegt sei und man darum an beidem festhalten müsse.

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