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Augsburg: Stadt Augsburg stockt das Personal für die Baumkontrolle massiv auf

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Stadt Augsburg stockt das Personal für die Baumkontrolle massiv auf

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    Ein Baum, der im Juli 2021 auf einem Spielplatz in Oberhausen umstürzte, erschlug ein 22 Monate altes Mädchen. Die Stadt will nun die Zahl ihrer Baumkontrolleure aufstocken.
    Ein Baum, der im Juli 2021 auf einem Spielplatz in Oberhausen umstürzte, erschlug ein 22 Monate altes Mädchen. Die Stadt will nun die Zahl ihrer Baumkontrolleure aufstocken. Foto: Annette Zoepf

    Nach mehreren Vorfällen will die Stadt Augsburg ihr Personal für die Baumkontrolle und Baumpflege massiv aufstocken. Es geht um zehn neue Stellen, die besetzt werden. Zuletzt hatte die öffentliche Grünpflege in Mehrere große alte Bäume fielen an beliebten innerstädtischen Ausflugszielen um. Ein Prozess wegen eines maroden Baumes, der auf einem Spielplatz in Oberhausen ein Kleinkind tötete, steht im kommenden Jahr bevor – und wird bundesweit mit Spannung erwartet.

    Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) sagte im Umweltausschuss des Stadtrats, dass die zusätzlichen Mitarbeiter im kommenden Jahr eingestellt werden sollen, darunter eine neue Leitung für die Baumkontrolle. In Zusammenhang mit den neuen Stellen im Amt für Grünordnung habe es kürzlich eine Verfügung von Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) gegeben. Bekannt ist, dass die vorhandenen Kräfte seit Jahren mit der Pflege des öffentlichen Grüns nicht mehr hinterherkommen, wenn auch laut Erben dringende Fälle nach einer Prioritätenliste zeitnah abgearbeitet werden. Im September waren mehrere Hundert Stadtbäume als "vordringliche Maßnahmen" eingestuft. 

    Augsburger Grünamtsleiterin spricht von neuer Qualität in der Grünpflege

    Amtsleiterin Anette Vedder sagt: "Zehn weitere Stellen für die Baumpflege und Baumkontrolle sind eine neue Qualität." Welche Qualifikation müssen diese Kräfte mitbringen? Baumkontrolleure haben eine spezielle Ausbildung, die sie regelmäßig aktualisieren müssen, so Vedder. Neue Kräfte werden zu einer Qualifizierung geschickt. Bei Problemfällen schauen der Amtsleiterin zufolge mehrere städtische Kontrolleure hin. "Wir fällen nicht leichtfertig Bäume, wenn nötig, wird schnell gehandelt." Dennoch waren zuletzt innerhalb weniger Monate vier große Bäume umgefallen, zuletzt gegenüber dem Fünffingerlesturm, aber auch an der Kahnfahrt. Dort wurden einmal zwei Ruderbote nur knapp verfehlt.

    Robert Dettenrieder, Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung im Grünamt, erfasst mit einem speziellem Laptop den Augsburger Baumbestand. 
    Robert Dettenrieder, Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung im Grünamt, erfasst mit einem speziellem Laptop den Augsburger Baumbestand.  Foto: Klaus Rainer Krieger (Archivbild)

    Stadtrat und Polizeibeamter Peter Schwab (CSU) sagt, es gehe darum, Bürgerinnen und Bürger zu schützen, aber auch städtische Mitarbeiter, die in diesem Bereich tätig sind. Er erinnert an den tödlichen Unfall auf einem Spielplatz in Oberhausen. Im vergangenen Jahr starb ein kleines Mädchen. Die Staatsanwaltschaft wirft nach dem Tod eines Kleinkindes einem Baumkontrolleur fahrlässige Tötung vor. Dessen Verteidiger sieht die Sache anders. 

    Viele Kommunen verfolgen Strafverfahren in Augsburg

    Der Baum war offenbar schon länger eine tödliche Gefahr für die Kinder, die in seinem Schatten spielten. Als der Ahorn im Juli 2021 auf dem Spielplatz im Stadtteil Oberhausen umstürzte, traf er das 22 Monate alte Mädchen und dessen Mutter. Das Kleinkind starb, die Mutter wurde schwer verletzt. Nach dem Unglück war deutlich zu sehen: Der gebrochene Stamm des Ahorns war hohl, ein Pilz hatte den Baum schon vor längerer Zeit befallen. Die Frage war aber, ob der städtische Baumkontrolleur, der den Baum zuletzt überprüft hatte, den Pilzbefall auch von außen hätte bemerken müssen. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Aus Sicht von Schwab kann die Stadt selbst bei einer Einstellung oder einem Freispruch nicht so weitermachen, wie bisher. Vielmehr müsse an Stellschrauben gedreht werden, etwa bei der rechtlichen Absicherung der städtischen Baumkontrolleure. 

    Das Strafverfahren in Augsburg wird von vielen anderen Städten und Gemeinden aufmerksam verfolgt. "Wir haben aus ganz Deutschland Anfragen", sagt Erben. Dahinter steht das Problem, wie Kommunen weiter in der Baumpflege verfahren sollen. Nach Erbens Einschätzung muss sich die Fachwelt mit dem Urteil befassen, egal, wie es ausgeht. Für die Baumkontrollen gelten bundesweite Richtlinien. Aktuell liegen die vorgeschriebenen Kontrollintervalle bei 13 bis 15 Monaten, so Erben. Am Oberhausener Spielplatz wäre gerade wieder eine Überprüfung angefallen, als das Unglück passierte. Falls die aktuellen Prüfintervalle bundesweit verkürzt werden sollten, werde sich auch die Stadt Augsburg danach richten. 

    Auf Baumpfleger und Kontrolleure kommt mehr Arbeit zu

    Stadtrat Peter Rauscher (Grüne) sieht das Amt für Grünordnung mit mehr Personal gut aufgestellt. "Ich glaube, wir haben den deutlichen Aufholbedarf gedeckt." Zu den zuletzt bewilligten 30 zusätzlichen Stellen kämen nun weitere zehn hinzu. Erben meint, wenn die Kontrollzyklen bundesweit verkürzt werden sollten, werde in Augsburg noch mehr Personal nötig sein. Hintergrund ist auch, dass auf die Baumpfleger mehr Arbeit zukommt. So schreitet seit Jahren das Eschentriebsterben stark voran. Durch einen eingeschleppten Pilz werden die Bäume von innen morsch und sterben ab. Rund 60 Prozent der über 620 anstehenden Fällungen im öffentlichen Grün seien Eschen, so der Referent. Aber auch der Klimawandel macht vielen Stadtbäumen zunehmend zu schaffen. Unter anderem muss deutlich mehr gegossen werden. 

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