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Augsburg: Stadt Augsburg kommt mit der Sanierung maroder Gebäude nicht mehr hinterher

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Stadt Augsburg kommt mit der Sanierung maroder Gebäude nicht mehr hinterher

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    Die Schülerinnen und Schüler des Rudolf-Diesel-Gymnasiums können ihre Dreifachturnhalle nicht nutzen. Deshalb muss sie die Stadt mit einem Bus zu einer anderen Turnhalle fahren.
    Die Schülerinnen und Schüler des Rudolf-Diesel-Gymnasiums können ihre Dreifachturnhalle nicht nutzen. Deshalb muss sie die Stadt mit einem Bus zu einer anderen Turnhalle fahren. Foto: Silvio Wyszengrad

    Einen Teil ihres Sportunterrichts verbringen einige Augsburger Schülerinnen und Schüler derzeit im Bus: Die Turnhalle des Rudolf-Diesel-Gymnasiums (RDG), eine der beiden Hallen des Jakob-Fugger-Gymnasiums (JFG) und die der Berufsschule 3 am Predigerberg sind aktuell gesperrt - sie müssten saniert werden. Die Kinder und Jugendlichen der Schulen werden deshalb in andere Hallen gefahren. Das ist nicht nur zusätzlicher (zeitlicher) Aufwand, die Stadt kommt das auch teuer. Allein die Transportkosten für Diesel- und Fugger-Gymnasium summierten sich von September bis einschließlich Dezember auf 31.000 Euro, so das Bildungsreferat. "Hier wird deutlich, wie wichtig es ist, die Hallensanierungen schnellstmöglich anzugehen", sagt Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne). Mit einer Verbesserung ist allerdings so schnell nicht zu rechnen, was an mehreren Faktoren liegt.

    Die Sperrung der Halle im Diesel-Gymnasium gab die Stadt vergangenes Jahr kurz vor Beginn des neuen Schuljahres und eher überraschend bekannt. Aufgrund von Schäden in der Dachkonstruktion sei massiv Wasser in das Gebäude eingetreten. Heute turnen in der Dreifachhalle allenfalls noch die, die bei schlechtem Wetter die Eimer verschieben müssen, die das Wasser notdürftig auffangen. Die Sanierung der Turnhalle ist eigentlich seit 2020 beschlossen. Doch es gibt ein Aber: "Aufgrund des nun größeren Schadensbildes muss festgestellt werden, ob eine Generalsanierung der Dreifach-Halle oder ein Neubau die wirtschaftlichere Variante darstellen. Das Hochbauamt wurde entsprechend beauftragt und hat den Planungsauftrag an die Architekten vergeben", sagt Bildungsreferentin Wild. Der Förderantrag für den gesamten Bauabschnitt inklusive der Turnhalle soll nun im Herbst 2022 bei der Regierung von Schwaben eingereicht werden. Aufgrund des baulichen Zustandes könne die Halle derzeit aber nicht für den Schul- oder Vereinssport freigegeben werden.

    Das Dach der Sporthalle Haunstetten hat sich zu einem Problem entwickelt: Aufgrund eines Marderschadens erhöhen sich die Kosten für die Sanierung. Außerdem bleibt die Halle wohl über die kompletten Wintermonate gesperrt.
    Das Dach der Sporthalle Haunstetten hat sich zu einem Problem entwickelt: Aufgrund eines Marderschadens erhöhen sich die Kosten für die Sanierung. Außerdem bleibt die Halle wohl über die kompletten Wintermonate gesperrt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Zeitgleich mit der Sperrung dieser Anlage gab die Stadt Ende August vergangenen Jahres bekannt, dass auch die Sporthalle Haunstetten - ebenfalls eine Dreifachturnhalle - mit sofortiger Wirkung geschlossen werden müsse. Im Rahmen von Wartungsarbeiten an der Lüftungsanlage waren Anzeichen eines Marderbefalls an der Dämmung festgestellt worden. Eine Überprüfung habe ergeben, dass dadurch schadstoffhaltiges Material freigelegt wurde. Im Herbst beschloss der Sportausschuss daraufhin die Sanierung der Halle. Die Sanierung des Dachs, das in vielen Bereichen undicht sei, und die Instandsetzung der maroden Heizungs- und Lüftungsanlage werden laut Sportreferent Jürgen Enninger in einem ersten Bauabschnitt umgesetzt. Die Finanzierung sei gesichert, die Planerinnen und Planer könnten beauftragt werden. Die Suche nach geeigneten Firmen habe bereits begonnen. Die Gesamtkosten liegen nach Schätzungen allein bei der Sanierung der Sporthalle Haunstetten bei rund 6,3 Millionen Euro, hieß es im Sportausschuss.

    Was würde es kosten, alle städtischen Gebäude in Augsburg zu sanieren?

    "Wir stehen vor der enormen Herausforderung, unsere Liegenschaften in Schuss zu halten, zu sanieren und zu modernisieren. Hiervon sind Schulen, Kitas, Jugendtreffs, Schwimmbäder, Verwaltungsgebäude, Kultureinrichtungen wie eben auch die Schulturnhallen betroffen. Das ist eine große Daueraufgabe – auch für die nächsten Jahre", sagt Bildungsreferentin Martina Wild. Sie betont, dass diese Daueraufgabe "selbstverständlich konsequent" angegangen werde.

    Wie hoch der Sanierungsbedarf an den städtischen Gebäuden ist, kann die Stadt allerdings nicht sagen. Eine Gesamtbewertung, so das Hochbauamt, würde sehr viel Aufwand mit sich bringen und angesichts von Baupreissteigerungen und sich ändernden Anforderungen nach kurzer Zeit überholt sein. Baureferent Gerd Merkle (CSU) hatte vor zehn Jahren einmal geschätzt, dass 80 Prozent aller städtischen Gebäude in irgendeiner Form sanierungsbedürftig wären, sei es baulich oder energetisch. Auf eine solche Zahl will sich bei der Stadt inzwischen niemand mehr festlegen. In den vergangenen Jahren gab es zwar bei den Schulen erhebliche Sanierungsfortschritte, die Stadt brachte die Kongresshalle auf Vordermann, saniert das Theater und richtet das Verwaltungsgebäude an der Blauen Kappe her. Dem gegenüber stehen aber seit Jahren geschobene Maßnahmen wie der Perlachturm. Das Wahrzeichen ist inzwischen so marode, dass das Areal in unmittelbarer Nähe abgesperrt und mit Gerüsten überdacht werden muss. Bädersanierungen kamen in den vergangenen Jahren nicht vom Fleck, die Dominikanerkirche ist seit Jahren eine stillstehende Baustelle, das ehemalige Leopold-Mozart-Konservatorium ist so marode, dass niemand einziehen kann und seit Monaten kommen noch die Turnhallen dazu.

    Für systematische Rücklagenbildung fehlt Augsburg das Geld

    Um sich systematisch gegen vermeintliche "Überraschungen" abzusichern, wäre es sinnvoll, jedes Jahr Geld für jedes städtische Gebäude zurückzulegen. Faktisch wird die Stadt aber davon getrieben, wo es akuten Handlungsbedarf gibt, weil irgendwo deutliche Schäden zutage treten. Das Thema Gebäudeunterhalt, so das Hochbauamt, sei für alle Kommunen eine Herausforderung. Die Frage, ob man systematisch Geld für Sanierungen zurücklegen könne, hänge davon ab, wie viel Geld zur Verfügung steht. "Unter der aktuellen Corona-Lage stellt das eine besondere Herausforderung dar", so die Behörde.

    Sozialfraktions-Vorsitzender Florian Freund sagt, in den vergangenen Jahrzehnten hätten alle Stadtregierungen zu wenig Geld in Sanierungen gesteckt. "Die Frage ist: Was lernt man heute daraus?" Die Theatersanierung sei so teuer aufgesetzt worden, dass es klar sei, dass an anderer Stelle Geld fehle. "Eigentlich müsste man für jedes Gebäude zwei Prozent pro Jahr an Rücklage aufbauen", so Freund. Eilaktionen wie Notreparaturen oder das Anmieten von Ersatzräumen kämen am Ende teurer. Allerdings gibt Freund auch zu, dass die Stadtpolitik das Geld, das sie in Sanierungsrücklagen stecke, nicht für neue Projekte zur Verfügung habe.

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