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Augsburg: Sportkind hat Ärger mit Denkmalschutzbehörde

Augsburg

Neues Geschäft Sportkind hat Ärger mit Augsburgs Denkmalschutzbehörde

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    Im Clinch mit der Stadt: (von links) Gabi Windisch und Nadine Lux, Inhaberinnen des neu eröffneten Geschäfts Sportkind am Rathausplatz, streiten mit dem Denkmalschutz.
    Im Clinch mit der Stadt: (von links) Gabi Windisch und Nadine Lux, Inhaberinnen des neu eröffneten Geschäfts Sportkind am Rathausplatz, streiten mit dem Denkmalschutz. Foto: Silvio Wyszengrad

    Seit 13 Jahren verkaufen Gabi Windisch und Nadine Lux mit ihrem Label Sportkind Tennis- und Sportbekleidung. Die Augsburgerinnen haben sich bislang ausschließlich auf den Onlinehandel konzentriert und sich in der Branche längst einen Namen gemacht. Nun wagten sie den Sprung in den stationären Handel. Sie wollen ein Zeichen gegen das Aussterben der Innenstädte setzen, sagten sie und eröffneten vor rund vier Wochen ihren ersten Laden in Augsburgs Innenstadt. Schon jetzt reicht es ihnen eigentlich. Windisch und Lux liegen im Clinch mit der Denkmalschutzbehörde. Der Ärger dreht sich um zwei Monitore in ihren Schaufenstern.

    Der kleine Laden liegt prominent an der Ecke Rathausplatz/Philippine-Welser-Straße. Alteingesessene Augsburgerinnen und Augsburger kennen noch Musik Durner, der hier seinen Standort hatte. Zuletzt verkaufte Harald Binder 20 Jahre lang Damenmode, bis ihm Corona das Genick brach. Anschließend stand die Immobilie, die der Stadt Augsburg gehört, fast zwei Jahre lang leer. Umso froher schien man im Wirtschaftsreferat der Stadt, als sich die beiden Augsburgerinnen mit ihrem modernen Konzept bewarben. Man habe sich für Sportkind entschieden, um gezielt den Schritt eines inhabergeführten lokalen Unternehmens vom Onlinehandel in den stationären Handel zu ermöglichen, verkündete damals Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle und frohlockte: "Es entsteht ein neues, individuelles Ladenkonzept." In den Augen der Unteren Denkmalschutzbehörde offenbar zu individuell.

    Gabi Windisch (links) und Nadine Lux haben 2009 das Augsburger Sportbekleidungs-Label Sportkind gegründet und sind damit ziemlich erfolgreich.
    Gabi Windisch (links) und Nadine Lux haben 2009 das Augsburger Sportbekleidungs-Label Sportkind gegründet und sind damit ziemlich erfolgreich. Foto: Michael Hörmann

    Monitore der Schaufenster richten sich zum Augsburger Rathausplatz

    Bei der Behörde stößt man sich an der Gestaltung der beiden Schaufenster, die sich zum Rathausplatz richten. Genauer gesagt an zwei Monitoren, auf denen wechselnde Standbilder mit Sportkind-Mode gezeigt werden. Die beiden Monitore, so die Meinung, seien aus planungs- und denkmalrechtlicher Sicht nicht genehmigungsfähig. Sie widersprächen dem Bebauungsplan für diesen Bereich, wo eine Höhe der Werbeanlagen maximal 60 Zentimeter betragen dürfe. Die Monitore seien aber 1,92 Meter hoch und ohne vorherige Abstimmung angebracht worden. Den Geschäftsinhabern, so teilt das Baureferat auf Anfrage mit, sei bekannt gewesen, dass im Anwesen der Denkmalschutz zwingend beachtet werden müsse. Gabi Windisch und Nadine Lux sehen das anders und üben massive Kritik. Auch, weil die Behörde ihrer Meinung nach mit zweierlei Maß messe und nicht mit der Zeit gehe.

    "Uns sagte man, wir müssten nur bauliche Veränderungen im Vorfeld absprechen. Es hieß, innen können wir machen, was wir wollen", berichten die Geschäftsfrauen, die einen Anwalt eingeschaltet haben. Klein beigeben wollen sie nicht, sie haben viel Geld in den Laden investiert. Auch geht es ihnen um das Prinzip. Denn ein paar Meter weiter, in der städtischen Bürger- und Tourist-Information sowie nebenan im Welterbezentrum würde mit einem mindestens genauso hohen illuminierten Plakat sowie mit einem Monitor, auf dem ein Film läuft, für die Kanu-WM in Augsburg geworben. "Warum darf die Stadt etwas, was uns verboten wird?", kritisieren sie.

    Mit Aufklebern und einem Videomonitor wirbt die Stadt in den Schaufenstern ihrer öffentlichen Büros am Rathausplatz für die Kanu-WM.
    Mit Aufklebern und einem Videomonitor wirbt die Stadt in den Schaufenstern ihrer öffentlichen Büros am Rathausplatz für die Kanu-WM. Foto: Peter Fastl

    Sportkind-Inhaberinnen: "Heutzutage zeigt man Bilder auf Screens"

    Für Windisch und Lux seien die Monitore wichtig, um ihr gesamtes Sortiment zu präsentieren, von dem in dem kleinen Laden nur ein Teil Platz hat. Auch sei aufgrund der engen Räumlichkeit an den Fenstern zum Rathausplatz eine andere Gestaltung kaum möglich. Dank moderner Technik handele es sich um ruhige Standbilder auf den Monitoren und nicht um grelles Geflimmer. Nachts seien die Bildschirme ausgeschaltet. "Heutzutage zeigt man Bilder auf Screens und nicht auf Plakatständern. Das kann man in sämtlichen Städten sehen." Ihr Anwalt Bernhard Hannemann bewertet den Sachverhalt anders als die Denkmalschutzbehörde.

    Für ihn geht es um die Frage, ob es sich um eine Werbeanlage handele oder um eine sogenannte Schaufensterdekoration. "Werbeanlagen sind nach der Rechtsprechung definiert, dass sie auf ein Gewerbe oder einen Beruf hinweisen." Eine Dekoration hingegen diene der Außenwirkung von Schaufenstern und solle einen Kaufanreiz erzeugen, erklärt er. "Die Displays sind für mich eine Schaufensterdekoration und damit nicht genehmigungs- oder erlaubnispflichtig. Das würde ich gerne gerichtlich klären lassen." Im Bauausschuss wurde der Antrag der Geschäftsinhaberinnen unlängst einstimmig abgewiesen. Der Anwalt übt Kritik.

    "Der Antrag wurde falsch vorgelegt - nämlich als nicht genehmigungsfähig. Klar, dass alle dagegen stimmen." Am liebsten wäre ihm und seinen Mandantinnen eine einvernehmliche Lösung. Gabi Windisch und Nadine Lux sagen aber auch: "Wir müssen den Laden nicht machen. Dann gehen wir halt in eine andere Stadt oder machen wieder zu und konzentrieren uns weiterhin auf das Online-Geschäft."

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