Die Einsparbemühungen beim Heizen sorgen inzwischen wohl vermehrt für Schimmelbildung in Augsburger Wohnungen. Seit dem Beginn der Kältewelle kurz vor Weihnachten sei die Zahl der Mitglieder-Anfragen schlagartig nach oben gegangen, berichtet Gabriele Seidenspinner, Geschäftsführerin des Eigentümerverbands Haus & Grund. "Bis Mitte Dezember war es ruhig, aber dann hat der Temperaturabsturz wohl wie ein Brandbeschleuniger gewirkt", sagt Seidenspinner. In manchen Fällen seien Mieter und Mieterinnen dazu übergegangen, manche Räume gar nicht mehr zu heizen - mit der Folge, dass Feuchtigkeit an den kalten Wänden kondensiert und sich Schimmel bildet. "Wir hören jetzt auch von Wohnungen, in denen es in der Vergangenheit nie Probleme gegeben hat", so Seidenspinner.
Mieterverein Augsburg: "Die Leute sparen jetzt natürlich bei der Heizung"
Dass sich die Problematik mit dem Schimmel in diesem Winter verstärkt stellen könnte, war absehbar, weil zu stark abgesenkte Raumtemperaturen irgendwann dafür sorgen, dass Nässe in kalten Ecken einer Wohnung oder eines Hauses entsteht. Beim Mieterverein hat man bislang noch keine massive Erhöhung an Beschwerden von Mietern oder Mieterinnen festgestellt. "Aber die Leute sparen jetzt natürlich bei der Heizung", so Maximilian Osterried, zweiter Vorsitzender des Mietervereins. Was in diesem Winter noch komme, sei ungewiss.
Bei der Wohnbaugruppe, dem mit mehr als 10.000 Wohnungen größtem Vermieter in Augsburg, ist Schimmel in dieser Heizperiode noch nicht das riesige Thema. Der milde Herbst und der bisher vergleichsweise warme Winter seien ungünstig für die Schimmelbildung gewesen, heißt es. Zudem seien immer mehr Wohnungen - seien es Neubauten oder sanierte Bestandswohnungen - mit Abluftanlagen ausgestattet. Diese sorgten automatisch für eine gute Luftzirkulation. Gebe es Schimmel, prüfe ein Techniker Werte wie Luftfeuchtigkeit, Temperatur der Wände und der Luft, damit man wisse, ob bauliche Probleme oder falsches Heiz- und Lüftungsverhalten der Grund sind. Dann werde der Schimmel kulanzhalber einmalig durch die WBG entfernt.
Schimmel wegen wenig Heizen: "Man kann es meist schnell in den Griff bekommen"
Eigentümer-Vertreterin Seidenspinner und Mieter-Vertreter Osterried appellieren an Vermieter und Mieter, sich bei Entstehen von Schimmel zügig zusammenzusetzen. "Wenn beide Seiten cool bleiben und nicht jeweils sagen, dass es sie nichts angeht, dann kann man es meist schnell in den Griff bekommen", sagt Seidenspinner. Osterried empfiehlt eine Entfernung mit hochprozentigem Alkohol aus der Apotheke durch den Mieter und gegebenenfalls die Beauftragung eines Malers durch den Vermieter, sofern es sich noch um kein großflächiges Problem handelt. "Ein Miet- oder Vermietungsverhältnis als Partnerschaft wäre wünschenswert", so Osterried. Seidenspinner appelliert auch, die Feuchtigkeit in den Räumen dauerhaft zu überwachen, damit das Problem nicht wiederkommt. Elektronische Feuchtigkeitsmesser mit Smileys seien nicht übermäßig teuer, seien aber eine verlässliche Erinnerung ans regelmäßige Lüften.
Sieben Tipps: Das hilft bei Schimmel in der Wohnung
Genug Lüften: Das Schlafzimmer gleich am Morgen lüften, in Küche und Bad muss das Fenster häufiger geöffnet werden. Kondenswasser am Fenster ist ein Zeichen für zu wenig Lüftung. Die Wohnbaugruppe empfiehlt ihren Mietern und Mieterinnen vier Lüftungszyklen am Tag (fünf bis zehn Minuten).
Kippen bringt wenig frische Luft und verschwendet Energie. Beim Lüften sollte die Heizung heruntergedreht werden.
Eine Möglichkeit zum Energiesparen ist, nachts die Heizung herunterzudrehen. Idealerweise übernimmt das die Heizungsanlage mit einer Absenkung automatisch. Unter 16 Grad darf die Temperatur nirgends sinken.
Kühle Räume sollen nicht mit Luft aus wärmeren Räumen geheizt werden, indem man alle Wohnungstüren offen stehen lässt, mahnt Haus&Grund. Die Methode ist ineffektiv und fördert Schimmelbildung.
Große Möbel sollen entlang von Innenwänden aufgestellt werden oder einige Zentimeter Abstand zu Außenwänden haben.
Gibt es feuchte Stellen, müssen die Räume noch häufiger gelüftet werden. Danach muss die frische Luft aufgeheizt werden. Die trockene Luft "zieht" das Wasser aus der Wand. Nach etwa vier Stunden ist die Luft wieder so mit Feuchtigkeit gesättigt, dass sie wieder durch trockene Außenluft ersetzt werden muss. Nach einigen Wochen sollten die Wände wieder trocken sein. Der Schimmel kann mit Alkohol oder Anti-Schimmelmittel entfernt werden.
Bei großflächigem Befall muss ein Unternehmen mit der Schimmelentfernung beauftragt werden, weil dann häufig der Putz abgeklopft werden muss.
Allerdings gibt es auch Fälle, in denen es keine Einigung gibt und die Parteien vor Gericht ziehen. Teils geht es dann auch um Mietminderungen. Ohne das Gutachten eines Sachverständigen, das kostet, gibt es dann kein Weiterkommen. Osterried sagt, dass es durchaus Fälle gebe, in denen das Verhalten des Mieters zu Problemen führe, aber dass auch bauliche Mängel wie Fassadenrisse oder falsch eingebaute Fenster für Schimmel sorgen könnten. Und manche Gebäude, sagt Osterried, seien einfach grundsätzlich sehr empfindlich. Häuser aus den 50er- oder 60er-Jahren mit dünnen Wänden seien speziell auf der Nord- und Ostseite gefährdet. Eine Sanierung mit Fassadendämmung bringe für den Geldbeutel von Mietern erfahrungsgemäß nicht besonders viel Einsparung bei der Energie und teils erhebliche Mieterhöhungen, allerdings senke eine Dämmung bei sauberer Ausführung die Schimmelgefahr deutlich. Auch der Einbau eines Holzofens sei, sofern möglich, eine Lösungsmöglichkeit.