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Augsburg: Sorgen um Schwabencenter, Bewohner frustriert

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Sorgen um das Schwabencenter: "Traurig, wie es hier bergab geht"

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    Für Silvia Neshova von der Don-Bosco -Apotheke ist das Geschäft im Schwabencenter schwierig geworden, seitdem ein Teil der Ladenpassage entkernt ist. Es fehle an Laufkundschaft.
    Für Silvia Neshova von der Don-Bosco -Apotheke ist das Geschäft im Schwabencenter schwierig geworden, seitdem ein Teil der Ladenpassage entkernt ist. Es fehle an Laufkundschaft. Foto: Silvio Wyszengrad

    Wer nachmittags im Augsburger Schwabencenter ein dringendes Bedürfnis hat, hat Pech. Das Schild an der Tür zum Kunden-WC ist deutlich. Ab 14 Uhr ist geschlossen. "Aufgrund vermehrt auftretender Vandalismusschäden", heißt es. Die Firma Solidas bitte um Verständnis. Das Schild mag bezeichnend für die aktuelle Situation in der einst gut frequentierten Einkaufspassage sein. Zwar hat der Augsburger Projektentwickler Solidas große Pläne für das Schwabencenter, bereits im Frühjahr wurde mit Abrissarbeiten in der Ladenpassage begonnen. Anwohner sagen nun, dass die Arbeiten seit Sommer stagnieren. Für sie und für die letzten ausharrenden Einzelhändler wird die Situation zunehmend angespannt.

    Von der Ladenpassage ist nur wenig übrig. Der westliche Teil der früheren Einkaufsmeile ist längst entkernt. Hier soll ein Gesundheitszentrum entstehen. Kurz hinter der Don-Bosco-Apotheke endet die Passage plötzlich an einer eingezogenenen Wand. "Zugang ab 21.2.2022 geschlossen" steht auf einem Plakat. Zwei kleine künstliche Weihnachtsbäume vor dem Bauzaun können die Trostlosigkeit nicht verbergen. Im verbliebenen Teil der Passage gibt es nur noch wenige Geschäfte: Edeka, O2-Laden, Apotheke, Friseur, Optiker. Noch ist die Sparkasse ansässig. Aber nicht mehr lang.

    Schwabencenter: Offener Brief wegen Sparkassen-Schließung

    Die Nachricht, dass die Bankfiliale Mitte Januar schließt, löste bei vielen Anwohnerinnen und Anwohnern Betroffenheit aus. Laut Stadtsparkasse sollen die SB-Geräte bis Anfang März 2023 bleiben. Ein Weiterbetrieb darüber hinaus sei vorerst nicht geplant. Inzwischen haben sich etliche Unterzeichner, darunter Vertreter der Stadtteilkonferenz Herrenbach, Textilviertel und Spickel sowie des "Wohnzimmers im Schwabencenter" mit einem offenen Brief an den Vorstand der Sparkasse und an die Stadt Augsburg gewandt. Sie bitten, die Kunden nicht allein zu lassen.

    Trostlosigkeit herrscht am Schwabencenter .
    Trostlosigkeit herrscht am Schwabencenter . Foto: Silvio Wyszengrad

    Allein in den drei Türmen des Schwabencenters mit den 540 Wohnungen leben über 1000 Menschen, viele davon sind Senioren. Gerade für diese sei die bevorstehende Schließung eine Zumutung, heißt es in dem Schreiben. "Aus unserer Sicht kann auch die Stadt Augsburg eine solch bürgerfeindliche Entscheidung nicht hinnehmen", heißt es weiter. Schließlich habe sie sich in ihrem seniorenpolitischen Konzept eine gute Infrastruktur selbst zum Ziel gesetzt. Vor einigen Jahren schon hatten sich die Menschen aus dem Schwabencenter für den Verbleib des Edeka eingesetzt. Es wurde demonstriert. Mit Erfolg. Inzwischen gibt es aber auch aus dem Supermarkt keine guten Neuigkeiten.

    Die Bäckerei, ein Untermieter, hat kapituliert. Als Nächstes soll die Frischetheke des Supermarktes schließen. Die Firma Solidas will Edeka als Nahversorger unbedingt halten. Es heißt, dass der Supermarkt für den Standort kaum noch etwas zahlen muss. "Traurig, wie es hier bergab geht", stellt Silvia Neshova fest. Die Geschäftsführerin der Don-Bosco-Apotheke hat in der Passage extra ein Schild mit dem Hinweis aufgestellt, dass die Apotheke weiterhin geöffnet hat. "Wir haben fast keine Laufkundschaft mehr", sagt die Apothekerin. Ihrer Meinung nach sei der Teil der Passage zu früh entkernt worden. Sie hoffe, dass die Stadt Augsburg die Bauprozesse beschleunige. Auch bei Solidas wünscht man sich schnellere Genehmigungen, sagt Anton Kopp, einer der Geschäftsführer.

    Solidas wünscht sich auch schnelleren Fortschritt im Schwabencenter

    Der Projektentwickler bemüht sich, mit den Menschen im Schwabencenter und im Viertel in Kontakt zu bleiben und Gerüchte, wie eine angeblich bevorstehende Schließung des Edeka, auszuräumen. Aber es sei schwer, nach außen Verbindliches zu kommunizieren, da mit der Stadt noch ein paar Punkte abzusprechen seien, meint Svenja Thor, Projektentwicklerin bei Solidas. Bei Anwohnern schwindet zunehmend das Vertrauen in die geplante Sanierung und in den Umbau.

    Diese Illustration zeigt den Neubau an der Friedberger Straße (hier der Blick aus Richtung Osten mit den bestehenden Türmen im Hintergrund).
    Diese Illustration zeigt den Neubau an der Friedberger Straße (hier der Blick aus Richtung Osten mit den bestehenden Türmen im Hintergrund). Foto: Entwurf: Fehlig Moshfeghi/Illustration: Matthias Harms

    "Je mehr das Schwabencenter verfällt und je weniger gemacht wird, desto schwerer wird es sich von dem Niedergang erholen", befürchtet Bewohnerin Gisela Mayo. Nicht nur sie erzählt, dass es abends und nachts vermehrt zu Polizeieinsätzen am Parkdeck komme. Auch weitere Anwohner berichten von einer zunehmenden Verwahrlosung – eine Alkoholikerszene, die sich nachmittags vor dem Center treffe, junge Leute, die abends aus sämtlichen Stadtteilen mit der Straßenbahn kämen, um am Parkdeck zu feiern, Vandalismus. Die Polizei bestätigt, dass es am Schwabencenter regelmäßig zu Einsätzen komme, allein weil in der Anlage viele Menschen lebten. 

    Augsburger Polizei bestätigt vermehrte Einsätze

    Es gehe um Streitereien, Ladendiebstähle, aber auch um Ruhestörungen durch feiernde Jugendliche, sagt ein Sprecher. Von den Personen, die vor dem Center Alkohol tränken, seien hingegen keine Störungen bekannt. Angesichts der aktuellen Gesamtsituation bleiben nur wenige Menschen vor Ort optimistisch. Steffi Huber ist eine davon. Die 38-Jährige ist im Schwabencenter aufgewachsen. Sie glaubt an die Sanierung, den Umbau und damit an die Zukunft des Gebäudekomplexes. "Trotzdem bereitet mir die Entwicklung gerade große Sorgen."

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