Ans Aufhören verschwendet Georg Schlemmer keinen Gedanken. Der 68-Jährige lacht: "Rente? Ich brauche den Stress. Meine Arbeit macht mir Spaß und ich habe noch die nötige Leidenschaft." Seit 41 Jahren betreibt er jetzt das "Sonnenglück." Die einen bezeichnen den Biergarten an der Wertach gegenüber dem Rosenaustadion als Kiosk die anderen als Ausflugsgaststätte.
In der Regel laufen die Geschäfte bei ihm hervorragend. "Wir haben eigentlich jedes Jahr steigende Umsätze, aber wir sind natürlich immer stark wetterabhängig", sagt er. Es ging auch an ihm nicht spurlos vorbei, als es vor kurzem täglich wie aus Eimern schüttete und die Flut große Schäden in Bayern angerichtet hat. Schlemmer schüttelt den Kopf: "Da ging gar nichts. Ich hatte drei Tage lang ganz geschlossen und war dann froh, dass ich keine Wasserschäden hatte."
Den Kiosk hat die Riegele-Brauerei gepachtet und an Schlemmer unterverpachtet. Geändert hat sich einiges, seit er den Vertrag im Jahr 1983 bei der
Schlemmer hat Lauf- und Stammkundschaft. Als er das "Sonnenglück" vor über 40 Jahren übernommen hat, saßen viele Amerikaner, die in Augsburg stationiert waren, bei ihm im Biergarten. Eine "wildere" Zeit als heute. "Früher sind die nach der Sperrzeit einfach nicht gegangen. Dann habe ich mir die Nacht um die Ohren geschlagen. Heute, wenn sie nicht gehen, lass ich sie im Biergarten hocken, sperre meinen Laden ab und gehe heim", grinst Schlemmer.
Die Corona-Zeit hat dem Wirt zu schaffen gemacht
Zu schaffen gemacht hat ihm die Corona-Zeit: "Das war eine sehr angespannte Lage. Aber wir haben es ohne Hilfe geschafft, aber sowas braucht kein Mensch mehr."
Rund 500 Meter weiter in Richtung Gögginger Wäldchen befindet sich die Kulperhütte. Dort ist der Zulauf größer und gewaltiger, das Publikum im Durchschnitt meist jünger. Schlemmer plagen keine Konkurrenzgedanken: "Ich schaue nur auf mein Geschäft. Und selber war ich noch nie in der Kulperhütte. Allerdings habe ich schon mitbekommen, dass Leute zu mir gekommen sind, weil in der Kulperhütte so lange Warteschlangen waren." Satt kann man bei ihm werden: "Mit ein paar Würstchen lockst du niemand mehr in den Biergarten. Wir haben Wurstsalat, Ofenkartoffel, frische Sulzen oder viel Gegrilltes", so Schlemmer. In seinem Getränkesortiment hat er Biere vom Fass. Von 10 Uhr bis 22 Uhr ist das Sonnenglück täglich geöffnet. Im Biergarten ist für 200 Personen Platz.
Über ein Public Viewing zur Fußball-Europameisterschaft wird nachgedacht
Derzeit überlegt er, ob er während der Fußball-Europameisterschaft eine Leinwand aufstellt. Für ihn keine einfache Entscheidung: "Du vergraulst natürlich Leute, die sich nicht für Fußball interessieren und da gibt es auch einige." Aber unter Druck lässt er sich nicht setzen: "Das entscheide ich kurzfristig und mache es auch vom Wetter abhängig."
Zur Hand gehen ihm ein fester Mitarbeiter und sieben Aushilfskräfte. Dadurch habe er zwischendurch etwas Freizeit. Die nützt er vor allem für seine Frau, die Schlemmer im vergangenen Dezember geheiratet hat. Zuviel arbeiten sei nicht gesund für das Privatleben. Diese bittere Erfahrung habe er schon einmal gemacht: "Das Sonnenglück hat mich schon einmal eine Beziehung gekostet."