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Augsburg: Solarpflicht in Neubaugebieten - Kritik von WBG

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In Neubaugebieten in Augsburg gilt künftig eine Solarpflicht – WBG ist dagegen

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    Solaranlagen, hier bei Reihenhäusern im Reese-Areal, sollen künftig in Neubaugebieten in Augsburg Pflicht werden.
    Solaranlagen, hier bei Reihenhäusern im Reese-Areal, sollen künftig in Neubaugebieten in Augsburg Pflicht werden. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

    Häuser in Augsburger Neubaugebieten werden künftig zum großen Teil eine Solaranlage auf dem Dach tragen müssen. Die Stadt wird diese Pflicht in Bebauungsplänen festlegen. Die Investitionskosten werden die Bauherren tragen müssen, wobei die Stadt über ein kommunales Förderprogramm nachdenkt. "Es gibt keine Alternative dazu, dass auf möglichst jedes Dach in Augsburg eine

    Solarpflicht in Augsburg: 1000 Tonnen CO2 lassen sich jährlich einsparen

    Die neue Solarpflicht soll künftig für alle städtischen Gebäude, die neu gebaut oder am Dach saniert werden, gelten. Viel bringen wird das nicht, die Stadt will damit aber ein Vorbild abgeben. Denn sie will auch privaten Bauherren eine Photovoltaik- oder Solarthermieanlage zur Pflicht machen. Neubauten in Baulücken sind davon nicht betroffen, aber alle größeren Vorhaben, für die ein Bebauungsplan erstellt werden muss (teils schon große Wohnanlagen, aber in jedem Fall alle neuen Stadtquartiere) werden davon betroffen sein.

    Dass die Stadt zu diesem Mittel greift, liegt daran, dass sie beim Ausbau der Solarenergie vorankommen möchte. Die Klimastudie der Stadt fordert etwa einen jährlichen Zubau von Anlagen mit insgesamt elf Megawatt in der Spitzenleistung bei voller Sonneneinstrahlung. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 habe man einen Zuwachs von 1,5 Megawatt gehabt, so Umweltamtsleiter Klaus-Peter Koch. Die Pflicht könne dafür sorgen, dass pro Jahr ein Zubau von etwa drei Megawatt in der Spitzenleistung stattfinde. "Das wären etwa 1000 Tonnen weniger CO2 pro Jahr", so Koch. In Bayern gibt es bereits einige Städte mit Solarpflicht, auf Landesebene wird eine solche für Gewerbebauten in diesem Jahr in Kraft treten.

    WBG-Geschäftsführer: "Einer Solarpflicht müssen wir klar widersprechen"

    Doch teils sehen Umweltinitiativen dies kritisch. Von einem "grünen Idyll" sprach zuletzt etwa das Forum Augsburg lebenswert auf einer Anhörung zur städtischen Klimaschutzpolitik. Viel effektiver seien große Anlagen auf Hallendächern oder die Konzentration auf den Aufbau der Windkraft. Und auch aus Teilen der Wohnungswirtschaft kommt Kritik. Die städtische Wohnbaugruppe ist etwa wenig begeistert. "Bei einer Eigennutzung des erzeugten Stroms investiert man einmal und die Investition amortisiert sich wieder", so Geschäftsführer Mark Dominik Hoppe. Bei vermieteten Wohnungen sehe das anders aus - die WBG werde in eine Rolle als Energieversorger gedrängt.

    Die Hauptaufgabe sei aber die Versorgung der Bevölkerung mit erschwinglichen Wohnungen, trotz steigender Baupreise und anstehender Sanierungen, die übrigens auch für den Klimaschutz gut seien. "Wir bringen Dächer und Kapital mit, aber wir müssen damit auch Geld verdienen können", so Hoppe. Man sei in Gesprächen mit den Stadtwerken, wie man über eine Kooperation zu mehr Solaranlagen kommen könnte. Die Stadtwerke bieten schon heute an, Dächer zu pachten, um dort Photovoltaik aufzustellen. "Aber einer Solarpflicht müssen wir klar widersprechen", so Hoppe.

    In der Augsburger Koalition herrscht noch Gesprächsbedarf

    Auch politisch herrscht noch Diskussionsbedarf. Denn entscheidend wird sein, wie die Pflicht konkret umgesetzt werden muss. So sind Ausnahmen zulässig (etwa bei Verschattung) oder aus "Gründen technischer oder wirtschaftlicher Unzumutbarkeit". Wie diese genau aussehen, muss bis zum Sommer definiert werden. Man wolle eine "tatsächlich praktikable Ausgestaltung" haben, so CSU-Stadtrat Horst Hinterbrandner im Umweltausschuss des Stadtrats. Die den ursprünglich für vergangenes Jahr geplanten Grundsatzbeschluss nochmal zu verschieben, wohl weil es in der Koalition gewissen Gesprächsbedarf gab und auch noch gibt. Stefan Wagner (Grüne) sagte, die Stadt nehme eine Vorreiterrolle ein, indem sie das tue, was gesetzlich möglich ist. Die geforderten elf Megawatt pro Jahr seien auch mit diesem Beschluss nicht zu erreichen, aber sie könnten ein Baustein sein.

    Allerdings gab es auch deutlichen Widerspruch von Bürgerlicher Mitte und AfD. "Zwang löst die Probleme nicht, sondern macht die Situation schwieriger und teurer", so Lars Vollmar (Bürgerliche Mitte, FDP). Die von der WBG geschilderten Probleme träfen alle Bauträger, die Mehrfamilienhäuser bauen. Die Grünen hätten sich in der Koalition wohl durchgesetzt. "Mir tun manche aus der CSU Leid, die das heute mittragen müssen." Raimond Scheirich (

    Momentan zeigen Hausbesitzer mehr Interesse an Solar-Beratung

    Allerdings scheint das Interesse von Hauseingentümern und -eigentümerinnen für eine Photovoltaikanlage auch ohne Pflicht schon zu steigen. Im Mix zwischen Eigenverbrauch und Einspeisung lässt sich eine Anlage etwa auf einem Einfamilienhaus lohnend betreiben. Wohl aufgrund der steigenden Energiepreise und des Ukraine-Kriegs sei die Zahl derer, die sich bei der Stadt kostenlos zu einer Solaranlage beraten lassen wollen, deutlich gestiegen, berichtet Umweltamtsleiter Koch. "Momentan werden wir für unsere Verhältnisse schier überrannt." Die Wartezeiten für manche Angebote lägen inzwischen bei mehr als zwei Monaten. Man arbeite an einer Lösung, die Nachfrage schneller stillen zu können.

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