"Tonies" sind vor allem bei den jüngsten Büchereifans extrem beliebt. Tonies, das sind kleine Figuren mit Namen wie "Vampirina" oder "Liberty", die - ein entsprechendes Abspielgerät vorausgesetzt - stundenlang und unermüdlich Geschichten erzählen. Die Stadtteilbücherei Kriegshaber hat eine große Auswahl dieser Figuren, die nicht nur vorlesen, sondern auch vorsingen können und die Kinder unterhalten, wenn die Eltern einmal keine Zeit haben. Doch natürlich stellt das klassische Buch noch immer das zentrale Medium dar, weiß Bücherei-Leiterin Regine Hart, auch wenn die digitalen Angebote stark im Kommen sind. Seit zehn Jahren gibt es die Stadtteilbücherei Kriegshaber, auch in anderen Vierteln hat die Stadt Augsburg solche Filialen eingerichtet. Wie diese sich etabliert haben.
Fast 20 Jahre Planungszeit hat es gedauert, bis die Bücherei in Kriegshaber 2013 eröffnet werden konnte, sagt Regine Hart. Mittlerweile hat sich die kleine Einrichtung in der ehemaligen Kuka-Montagehalle in der Kriegshaberstraße 17 fest etabliert. Dabei kooperiert die Stadtteilbücherei mit den katholischen Pfarrbüchereien St. Thaddäus und Heiligste Dreifaltigkeit und hat dadurch auch eine Auswahl an kirchlichen Medien zu bieten. Bei der Eröffnung standen rund 6500 Medien in den Regalen – heute sind es mehr als 16.000 Bücher und andere Medien, berichtet die Leiterin stolz. 34.000 Ausleihen waren es im ersten Jahr, 2022 wurden rund 67.000 Medien ausgeliehen. "Wir sind als Treffpunkt vor allem für Familien im Stadtteil angekommen", so Hart.
Ehrenamtliche Helfer halten die Bücherei am Laufen
Bilderbücher und Detektivgeschichten wollen die Kinder von Barbara Tyroller am liebsten. "Ich lese ihnen jeden Abend vor", erzählt sie. "Irgendwann ist der Bücherverschleiß zu Hause zu teuer geworden – seitdem gehen wir in die Bücherei." Tyroller findet die Auswahl in Kriegshaber gut – zumal man sich ja Bücher aus der Zentrale bestellen könne. "So lange ich denken kann, bin ich ein großer Bücherfan", erzählt Eva Blattenberger. Als die Bücherei vor zehn Jahren eröffnete, meldete sie sich freiwillig, um das Team zu unterstützen. Sie gehört damit zu insgesamt 17 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, welche die Einrichtung am Laufen halten. "Ich nehme die Bücher zurück, schaue, ob sie noch okay sind und sortiere sie dann wieder ins Regal", beschreibt sie ihre Aufgabe. "Eine schöne Tätigkeit – Bücher sind Spaß für mich!"
Im Stadtgebiet Augsburg gibt es neben der Zentrale am Ernst-Reuter-Platz noch vier Stadtteilbüchereien. Neben Kriegshaber sind das die Büchereien in Lechhausen, Göggingen und Haunstetten. Seit 2016 gibt es auch einen neuen Bücherbus, der Stadtteile ohne Bücherei anfährt. In Lechhausen wurden erst kürzlich (2021) neue Räumlichkeiten bezogen. In Göggingen läuft derzeit der Neubau eines Stadtteilzentrums neben dem Parktheater, das das neue Bürgerbüro Göggingen und die Stadtteilbücherei unter einem Dach vereinen wird.
Büchereien als Ort der Begegnung und des Austausches
"Wir machen unsere Stadtbücherei zu einem ,dritten Ort': einem Ort der Bücherei und der Literatur und zugleich einem Ort der Begegnung und des Austausches", sagt Bürgermeisterin und Bildungsreferentin Martina Wild (Grüne). Dabei werde das Angebot laufend modernisiert. So konnten mit der "Open Library Nutzung" die Öffnungszeiten und der Service mit Personal in Lechhausen um 50 Prozent verbessert werden – ein Modell, das bald auch in Kriegshaber umgesetzt werden soll. Bei der Open Library können die Besucher die Bücherei zu bestimmten Zeiten mit ihrem Büchereiausweis besuchen, ohne dass dort Personal vor Ort sein muss. "Auch der Neubau in Göggingen wird mit der entsprechenden Technik ausgestattet sein. Stück für Stück sollen weitere Standorte folgen", so Wild.
Die neue Stadtteilbücherei Lechhausen ging im Herbst 2021 in zentralster Stadtteillage in Betrieb und verzeichnet insbesondere seit Öffnung des Open-Library-Betriebs im Herbst 2022 eine Steigerung der Ausleihzahlen von über 53 Prozent. Außerdem zeigt sich ein erhöhtes Aufkommen an aktiven Nutzerinnen und Nutzern um über 76 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019, so die Stadt.
Die Stadtteilbücherei Göggingen verzeichnete im Jahr 2022 leichte Rückgänge bei den Entleihungen und den aktiven Nutzerinnen und Nutzern. Gründe dafür werden zudem auch in den äußeren Gegebenheiten des Gebäudes vermutet: Bislang gibt es beispielsweise kein WLAN und das Gebäude ist nicht barrierefrei.
"In der Zentrale in der Innenstadt genauso wie in den Stadtteilen werden wir in den kommenden drei Jahren wesentlich mehr Service für die Besucherinnen und Besucher bieten, einladender für alle Bürgerinnen und Bürger und noch vernetzter in unsere Stadtgesellschaft arbeiten", verspricht Wild.