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Bella Augusta! So viel Italien steckt in Augsburg

Foto: Michael Hochgemuth

Augsburg ist die nördlichste Stadt Italiens. Diesen Spruch hört man oft. Aber stimmt er auch? Eine Spurensuche.

Ach, Italien! Jetzt, in den Sommerferien, packen wieder viele Augsburgerinnen und Augsburger das Auto voll und fahren Richtung Sehnsuchtsort, an den Gardasee etwa, an die Adria oder noch weiter in den Süden. Doch auch wer daheimbleibt, muss nicht auf Dolce Vita verzichten. Denn in Augsburg ist mehr als nur ein bisschen Italien versteckt. In den Fassaden und Kunstsammlungen oder in den vielen Restaurants und Cafés.

Rund 4300 Italienerinnen und Italiener leben heute in Augsburg, quer über die Stadt verteilt. Es gibt nicht das eine Viertel, das auffällt, sondern unzählige Ecken, an denen das Land zu spüren ist. Meistens sind das Orte der Gastronomie, schließlich spielt das Essen in Italien eine große Rolle. Hier liebt und lebt man den Genuss und die Geselligkeit.

So ist das auch im Ristorante Dragone, wo Gäste mit einem lauten "Buongiorno!" begrüßt werden. Die Pizzeria in der Augsburger Innenstadt gibt es seit rund 50 Jahren. Und sie hat sich seitdem fast nicht verändert. Hinten, im großen Gastzimmer, vermittelt ein nierenförmiges "Fenster" in der Decke den Eindruck, man säße in einem Wintergarten. An den Wänden hängen italienische Landschaften und venezianische Masken, die Tische zieren weiß-rot-karierte Tischdecken. "Unsere Gäste mögen unsere 60er-Jahre-Atmosphäre", sagt Antonio Dragone selbstbewusst und nippt an seinem Espresso. "Und dass bei uns immer was los ist." Vor allem aber mögen die Gäste die Pizzen, für die der Familienbetrieb bekannt ist. Sie kommen aus dem Holzofen, und wer vorne sitzt im Gastraum, der kann den Bäckern bei ihrer Arbeit zusehen: Teigkugeln werden ausgerollt, in die Luft geworfen, belegt, in den Ofen geschoben. Es dauert nur ein paar Minuten und sieht unglaublich einfach aus. Wenig später steht dann auch fest: Für eine gute Pizza kann man, muss man aber nicht nach Neapel fahren.

Dann wäre da ja noch eine Sache, die die Italiener - man kann es nicht anders sagen - überragend hinbekommen: Eis. Und ja, zum Glück gibt es auch dafür in Augsburg Adressen. Die Gelateria Tutti Frutti in der Altstadt zum Beispiel oder das Eiscafé Santin in der Bahnhofstraße, das es bereits seit 1954 gibt. Auf eine noch längere Geschichte kann nur das Café Sommacal in der Maximilianstraße zurückblicken. Genauer gesagt auf die von Giovanni Sommacal, die in den 20er-Jahren in Venetien begann. Der junge Mann träumte von einer besseren Zukunft in Deutschland, wo er zunächst eine kaufmännische, dann eine Konditorlehre absolvierte. Er begann, selbst Eis herzustellen und es zunächst mit Motorrad und Beiwagen in Augsburg auszufahren. Der tüchtige "Eismann" verkaufte seine Ware auf Veranstaltungen und Sportplätzen, und das Sommacal-Eis wurde in der Stadt bald zu einer begehrten Köstlichkeit. 1930 eröffnete der Italiener schließlich seine Eisdiele in der Maximilianstraße.

Ein Blick zurück: Im Jahr 1980 feierte die Eisdiele Sommacal ihr 50. Jubiläum.
Foto: Familie De Mori

Mittlerweile führt das Lokal Sarah Rehm. Sie hat das Sommacal mit nur 23 Jahren übernommen. Heute, fünf Jahre später, beherzigt sie nach eigener Aussage noch immer die Tipps ihrer italienischen Vorgänger. "Natürlich ist unser Eis immer noch hausgemacht. Und wenn bei uns Schokolade draufsteht, ist auch echte Schokolade drin", betont die junge Chefin.

Es sind die Traditionslokale, es sind aber auch die jüngeren, die für italienisches Flair in Bella Augusta sorgen. Da wäre zum Beispiel das Il Vicolo zwischen Rathausplatz und Annastraße, bei dem man stets mit einem Lächeln und einem "Ciao!" begrüßt wird - ob man nun einen Cappuccino trinkt oder einfach nur an der Kaffeebar vorbeischlendert. Da wäre das Centro in der Maximilianstraße mit dem besten Cornetto al Pistacchio der Stadt. Und natürlich Die Sizilianerin am Mittleren Lech, die mit ihrem Slogan "Mehr Italien" viel verspricht - und hält. Nadia Sagona und ihr Team servieren ihren Gästen nicht nur sizilianisches Essen, sondern bringen ihnen bei ihren Kochkursen gerne bei, wie sie dieses selbst zubereiten. Italienische Köstlichkeiten begleiten auch die Sprach- und Malkurse der Sizilianerin. "Ich versuche, ein Stück meiner Heimat hierherzubringen", sagt Sagona, deren Geschäft seit zehn Jahren in der Altstadt zu finden ist. Die habe der Expertin zufolge übrigens "durchaus italienisches Flair".

"Die Sizilianerin": Nadia Sagona bietet seit zehn Jahren Koch-, Sprach- und Malkurse in der Augsburger Altstadt an.
Foto: Christina Bleier

Die größte Auswahl italienischer Zutaten für italienische Kochabende zu Hause bekommt man in Augsburg bei Via del Gusto, auf Deutsch "die Straße des guten Geschmacks". Hier gibt es Lebensmittel direkt von den Produzentinnen und Produzenten, darunter viele Familienbetriebe. Inhaber Markus Bongartz, der mit 23 Jahren nach Italien ausgewandert ist und dort noch immer seinen Zweitwohnsitz hat, greift zu einem kleinen Glas Oliven: "Handverlesen. Von einer 70-jährigen Italienerin, die das alleine macht." Die Lebensmittel sind hochwertig, das Sortiment gut ausgesucht. Der Star ist die Frischetheke. Fenchelsalami, Mortadella oder Gorgonzola gehen an diesem Donnerstagmittag im Minutentakt über die Theke. Die Kundinnen und Kunden probieren, loben und kaufen. Und sie suchen den Kontakt zu dem Personal, das fast ausschließlich italienisch ist, bemühen sich, die Sprache zu sprechen. "Ich liebe das hier", sagt Mitarbeiter Domenico Magro, der aus Apulien kommt und lacht. "Wie zuhause!"

Zuhause? Solche Heimatgefühle spüren manche Ur-Augsburger auch dann, wenn sie im Urlaub mit dem großen Zeh in den Gardasee tippen. Oder wenn aus dem Radio der Schlager „Azzurro“ rauscht. Der neue Adriano Celentano allerdings, also der legitime Erbe von Italosängern wie Toto Cutugno und Eros Ramazotti, fühlt sich am wohlsten in – Augsburg. Roy Bianco singt nicht Denglisch, in einem Deutsch-Englisch-Mischmasch, er trällert auf Ditalienisch. Gelato schmilzt und die Carbonora tröpfelt in seinen Liedern. Mit seiner Fünf-Mann-Sonnenbrillen-Band, den Abbrunnuzati Boys, zimmert er Songzeilen wie: „Auf der Brennerautobahn, seh’ ich uns nach Süden fahren.“ Und mit erhöhtem Kitschfaktor: „An der Piazza San Marco, zwischen Tauben und Cafés, hab’ ich dich längst gefunden, Bella Ragazza vom Comer See“. Größter Erfolg bislang: Platz eins in den deutschen Album-Charts, im April 2022.

Hobbyitaliener aus der schwäbischen Hauptstadt: Roy Bianco und die Abbrunzati Boys.
Foto: Ludwig van Borkum

Was Augsburg also mit Italien am Hut hat? „Das ist eine komplett redundante Frage“, findet Bianco und lacht. Augsburg sei die Mutterstadt der Abbrunzati Boys, hier fand die Band zusammen, hier begann „die große Rückkehr des Italo-Schlagers“.

Strohblond, mit Schnurrbart und Mütze, so spaziert Bianco über den Rathausplatz und natürlich ist die Italo-Attitüde pure Show. Fast Hochstapelei. Dass er es aber ernst meint mit dem Italien-Kult, zeigt er: Bianco weiß, dass der Kaufmann Jakob Fugger die italienische Kultur einst aus Venedig nach Augsburg mitgebracht hat. Der Fugger und der Bianco, zwei schwäbische Hobby-Italiener? Jedenfalls bleibt Augsburg für den Sänger „die Renaissance-Hauptstadt nördlich der Alpen“. Und dann deutet er hoch zur römisch-kaiserlichen Bronze auf dem Rathausplatzbrunnen, zum Patron dieser Stadt: „Mein guter Freund Augustus sieht es ganz genau so.“ Bald reist die Italoschwaben-Band wieder über die Bühnen von Luzern bis Hamburg. Letzte Konzertstation des Jahres jedoch: Augsburg. Dann werden sie wieder in Sehnsucht den „Ponte di Rialto“ von Venedig besingen.

Apropos: Was hat Augsburg denn Venedig voraus? Wer durch Augsburg spaziert, kann hier sogar noch mehr Brücken entdecken als in der Lagunenstadt. Gut 500 an der Zahl und somit etwa 100 mehr. Die Brücken führen über Lech, Singold, Wertach, und diese plätschernde Kulisse liebt die Regisseurin Gianna Formicone. Letztens sei sie an einem strahlenden Sommertag an der Wertachbrücke in Göggingen vorbeispaziert, erzählt die Italienerin. Da schloss sie die Augen und das Rauschen des Wassers klang für sie nach Heimat: „Weil ich aus einem kleinen Ort am Meer komme, habe ich natürlich sofort an Italien denken müssen.“ Seit 18 Jahren lebt die Regisseurin schon in Augsburg. Dabei wollte sie zuerst nur ein Erasmus-Semester als Studentin hier verbringen. Heute entwirft sie Theater-Projekte unter dem Titel „Performic“, führt Regie am Sensemble-Theater. Italiens Literatur inspiriert sie dabei, Boccaccio, Dante und Zeitgenössisches von Dario Fo. Spuren ihrer Heimat findet sie aber nicht nur zwischen Buchdeckeln. Denn ein Auge zu haben für die schöne Kulisse, ist Teil ihres Jobs.

Gianna Formicone fühlt sich hier an der Wertach bei Göggingen ein bisschen wie in ihrer italienischen Heimat.
Foto: Michael Hochgemuth

„Auch der Augsburger Stadtmarkt erinnert mich an Italien“, erklärt sie. Das Menschengewusel, das laute Geplauder, die frischen Produkte an den Ständen. „Das riecht dann sogar ein bisschen nach Italien.“ Am Rathaus spürt sie ebenfalls das Flair der Heimat. Wenn die Sommersonne vom blauen Himmel strahlt und vor ihr der Renaissance-Bau von Meister Elias Holl in die Höhe ragt – „das gefällt mir sehr.“

Interview mit der italienisch-augsburgerischen Regisseurin Gianna Formicone.
Video: Veronika Lintner

Das italienische Herz der schwäbischen Renaissance pocht aber in der Maximilienstraße 35. In diesem Stadtpalast residierten einst die Fugger, ab 1512. Er gilt als der erste weltliche Prachtbau der Renaissance nördlich der Alpen. Die lange Historie spürt man schon an der wuchtigen Holztür, durch die man hier ins Haus tritt. Über Kies führt der Weg erst in den Zofenhof – und dann hinein in eine Oase. Siebzehn Rundbögen reihen sich um einen malerischen Innenhof, als liege dieser Fleck mitten in der Toskana. Ein Steinmosaik mustert den Boden, in der Mitte sprudelt das Wasser in ein graublaues Bassin. Früher lustwandelten die Frauen der Fugger-Dynastie durch diese Bogengänge. Daher der Name: Damenhof. Und bei Tag, in aller Stille, sieht man sie fast noch vor Augen, wie sie hier flanierten. Nachts dagegen, da brummt es im Hof wie auf einer Piazza. Die Herren des Damenhofs heißen heute Lucciano Bellano, Joshua Kessler, Werner Bahmann. Das Gastronomen-Trio bietet Espresso Doppio, Pino Grigio und Negroni, zur Nacht auch bei lauschigem Scheinwerferlicht.

Der Damenhof in Augsburg versprüht italienisches Flair.
Foto: Ulrich Wagner

Dass in diesem Hof einmal die Cocktailgläser klirren würden, hätte Jakob Fugger nicht ahnen können. An die Nachwelt hat er trotzdem gedacht: Mit seiner Grabstätte in der Kirche St. Anna hat sich der Adelige ein Denkmal gesetzt. Den Geist einer italienischen Kunstepoche hatte der Reiche in Venedig aufgeschnappt. So brachte er die Renaissance mit im Gepäck nach Augsburg. Vier Epitaphien erinnern nun bis heute in der Fuggerkapelle an Jakob und seine Brüder. Die Motive auf den Gedenktafeln in der Wand reichen vom Lobpreis der Fugger-Herrlichkeit bis zu Christi Himmelfahrt.

Zwei der Steine soll sogar Albrecht Dürer entworfen haben. „Von Jakob Fugger weiß man, dass er zu Dürer Kontakt pflegte“, erklärt Norbert Scheidle. Seit 18 Jahren führt der 85-Jährige durch die Kapelle. Doch die hohe Skulpturengruppe ganz in der Mitte rührt ihn immer noch und jedes Mal: Der leidende Jesu, ein Engel stützt ihn, an seiner Rechten hält ihm Mutter Maria die Hand. Alles wirkt lebendig, in Bewegung. „So eine ergreifende Figurengruppe habe ich wohl sonst noch nirgendwo gesehen“, sagt Scheidle. Auf Pfeilern thronen am Kapellenrand aber auch sehr italienische Putten, kleine, füllige Engelsfiguren: „Sie zeigen das Wesen der Menschen“, erklärt der Experte. „Sehen Sie dort, das Schläferle. Der Nächste spielt mit den Fingern verträumt an den Lippen. Der Dritte schreibt etwas, dieser hat ein Musikinstrument.“ Scheidle ist überzeugt: Die Familie Fugger hat selbst in der Kunst die Renaissance mit geprägt.

Die Kirche St. Anna ist die Grablege von Jakob Fugger und seinen Brüdern. Und sie ist ein Beispiel für die "Augsburger Renaissance".
Foto: Ulrich Wagner

Wem der Sommertag zu heiß wird, der findet auch im Schaezlerpalais Abkühlung – und trotzdem viel Italien. Im ersten Stock des Museums macht sich ein Meister ein Bild von Venedig: Markusplatz, später Vormittag. Unter dem blauen Lagunenhimmel tummeln sich feine Herren mit Hut, Venezianer in Robe und Perücke, Hündchen springen bei ihren Beinen. Ein echter Canaletto, Öl auf Leinwand, circa 1735. Kuratorin Julia Quandt bewundert die technische Vielfalt, die Giovanni Antonio Canal in die Szene legt: „Die Architektur malt er präzise, wie mit dem Lineal. Die Menschen aber malt er flott und leicht, das hat einen ganz anderen Charakter.“ Der Witz bei alledem: Hier sehen Sie Venedig – allerdings so, wie Sie Venedig niemals in Venedig sehen könnten. Canaletto hat der Perspektive ein wenig nachgeholfen, die Bauten dichter zusammengerückt, damit auch alles Sehenswerte ins Bild passt. Die Piazzetta, die Biblioteca Marciana, die Prokuratien, der Campanile.

Kunsthistorikerin Julia Quandt ist als Kuratorin ganz eng vertraut mit den italienischen Werken, die den Museen und Kunstsammlungen Augsburg gehören.
Foto: Veronika Lintner

Es ist nicht das einzige italienische Werk im Raum: Eine Venezianerin mit Perlenkette, samt Eichhörnchen am Arm, malte Paris Bordone. Römisch-mythologisch rückt Tiepolo eine unheilvolle Szene zwischen Tarquinius und Lucretia ins Bild. Paolo Caliara, genannt Veronese, zeigt dagegen das traute Paar Adonis und Venus in Öl. Ach, Italien? In Gemälden, an Plätzen, in der Musik und auf dem Teller – das Sehnsuchtsland liegt hier gar nicht fern. Ach, Augsburg!

Veronika Lintner