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Kita-Plätze: Über 1600 Kinder sind unversorgt
![In Augsburg werden Willkommensschulen etabliert. Das Angebot ist eng mit einer Sprachförderung verbunden und ist für Vorschulkinder, die keinen Kita-Platz haben, bestimmt. In Augsburg werden Willkommensschulen etabliert. Das Angebot ist eng mit einer Sprachförderung verbunden und ist für Vorschulkinder, die keinen Kita-Platz haben, bestimmt.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Die Stadt richtet Willkommensschulen für Vorschulkinder ein, doch das Projekt lindert die Not nur teilweise. Welche Probleme Experten befürchten.
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Plätze in Kitas und Horten bleiben in Augsburg Mangelware. Die Zahl der unversorgten Kinder ist hoch, Stand Oktober lag sie bei 1959 Buben und Mädchen. Diese Zahl hat sich seit Juli nochmals erhöht: Vor den Sommerferien lag sie bei 1397 Kindern, zu denen nun die noch unversorgten Betreuungswünsche aus den Jahren 22/23 und 23/24 hinzuaddiert wurden. Um die größte Not zu lindern, hat die Stadt jetzt für unversorgte Kinder im Alter von fünf bis sechs Jahren sogenannte "Willkommensschulen" eingerichtet. Sie sollen den Übergang von Kita zur Schule erleichtern. Derzeit warten noch 81 Kinder dieser Zielgruppe auf eine Zusage - eine Zahl, die vor den Sommerferien für Kopfzerbrechen sorgte.
199 Vorschulkinder hatten in Augsburg zu diesem Zeitpunkt keinen Kita-Platz. "Eine dramatische Zahl", sagt Susanne Puhle, Abteilungsleiterin aus dem Bereich Kindertagespflege und Bildungsprojekte. Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren befänden sich in einer sensiblen Phase der Entwicklung. Buben und Mädchen, die aus finanzschwachen Verhältnissen stammen oder einen Migrationshintergrund haben, hätten ohne Kita-Besuch ein höheres Risiko, in der Schule zu scheitern, hieß es im Ausschuss für Bildung, Migration und Jugendhilfe. Um dies zu vermeiden, wurde in den vergangenen Monaten an einer schnellen Hilfe gearbeitet.
In der Kita Schleiermacherstraße wurden 76 Kinder aufgenommen
76 Kinder konnten inzwischen "vorrangig aufgenommen" und in der Kita Schleiermacherstraße in Lechhausen untergebracht werden. Dort werde das Konzept der Willkommensschulen, das im Augsburger Amt für Kindertagesbetreuung und im Bildungsreferat entwickelt wurde und damit laut Puhle "Made in Augsburg" sei, bereits angewandt. Auch anderswo wurden inzwischen Vorschulkinder aufgenommen. "Die Kita Maria Stern in Oberhausen hat über Platz-Sharing Hortplätze mit kurzer Buchungszeit an fünfjährige unversorgte Kindergartenkinder vergeben. Auch das hilft", heißt es aus dem Referat für Bildung und Migration. Platz-Sharing bedeutet in diesem Fall, dass vormittags im Hort fünfjährige Kinder betreut werden - also dann, wenn die "eigentlichen" Hortkinder in der Schule sind. In einem nächsten Schritt sollen die Willkommensschulen weiträumiger etabliert werden und eng mit einer Sprachförderung verbunden sein. Ziel der pädagogischen Arbeit seien der "gesicherte Erwerb von Basiskompetenzen", unabhängig von Herkunft und Lernausgangslage der Kinder, sowie eine intensive Elternbegleitung. Für die Umsetzung des Konzepts gab es das Okay im Ausschuss.
Geplant ist, dass an den vier städtischen Standorten der Willkommenskitas, die vormittags geöffnet sind, ein Nachmittagsprogramm etabliert wird. "Dort können jeweils zehn bis zwölf Kinder im Alter von fünf Jahren für vier Stunden an fünf Tagen betreut werden", so Susanne Puhle. Daneben gebe es zwei weitere Willkommenskitas von anderen Trägern, die nachmittags Willkommensschulen anbieten könnten.
Unversorgte Kinder hätten schlechtere Startchancen in der Schule
Kritik kam von Stadträtin Tatjana Dörfler (Sozialfraktion), die nachhakte, wie viele Kinder noch unversorgt seien und wie lange es dauern werde, bis die Willkommensschulen starten. "Fünfjährigen, die bis heute unversorgt sind, fehlt nicht ein Kita-Jahr, sondern drei Jahre. Neben Bildung fehlen ihnen auch soziale Kontakte." Diese Versäumnisse müssten später an den Schulen die "Lehrkräfte ausbaden". Kinder, die keine Kita besucht haben, hätten nicht dieselben Startchancen wie ihre Mitschüler, so Dörfler. Marie Rechthaler (Grüne) sprang für Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne) in die Bresche: Inn den vergangenen drei Jahren sei viel passiert: "Ich erkenne ein sehr großes Engagement und kein Achselzucken."
Bildungsreferentin Wild will "für Chancen und Teilhabe" sorgen. Der Fachkräftemangel sei in diesem Bereich das größte Problem: "Einen Backofen haben wir nicht, in dem wir unser Personal backen können." Im vergangenen Jahr verzeichnete die Stadt Augsburg im Bereich der Kindertagesstätten noch 90 offene Stellen. "Inzwischen sind es noch knapp 30. Unsere Anstrengungen, Personal zu akquirieren, greifen", heißt es aus dem Bildungsreferat. Dennoch sei die Zahl der unversorgten Kinder noch hoch. Mit derzeit 1959 unversorgten Kindern haben elf Prozent der Buben und Mädchen unter drei Jahren und neun Prozent der Kinder über drei Jahren mit Betreuungswunsch keinen Platz. 1633 stammen aus Augsburg und hätten damit auch dort einen Anspruch auf Betreuung; 326 kommen aus dem Umland.
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