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Augsburg: So könnte der Naturfriedhof in Wellenburg bald aussehen

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So könnte der Naturfriedhof in Wellenburg bald aussehen

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    Im Fuggerwald bei Wellenburg soll bald ein Naturfriedhof entstehen. Dabei soll es so gut wie keine Eingriffe in die Natur geben, sagt Sara Eisenbarth von den Naturfriedhöfen Schwaben.
    Im Fuggerwald bei Wellenburg soll bald ein Naturfriedhof entstehen. Dabei soll es so gut wie keine Eingriffe in die Natur geben, sagt Sara Eisenbarth von den Naturfriedhöfen Schwaben. Foto: Fridtjof Atterdal

    Der Wald zwischen dem Anhauser Weiher und Wellenburg ist idyllisch. Fichten, Ahornbäume und Birken säumen den Hohlweg, der auf einen Höhenrücken führt. Hier oben, mitten in der Natur, soll bald eine Begräbnisstätte errichtet werden. Nach zehnjähriger Planung hat der Augsburger Stadtrat den Weg frei gemacht für einen Naturfriedhof. Betrieben wird er von den Naturfriedhöfen Schwaben, die zum Haus Fugger-Babenhausen gehören. Es ist still hier oben im Wald, nur einige Vögel veranstalten ein kleines Frühjahrskonzert. So soll es auch bleiben, verspricht der Forstdirektor der Fuggerwälder, Peter Edeling.

    Auch wenn hier einmal Begräbnisse stattfinden, soll der Eingriff in die Natur minimal bleiben. 8,8 Hektar ist das Waldstück groß, in dem man sich künftig unter Bäumen bestatten lassen kann. Angedacht sind 1500 Urnen, die am Fuß der Bäume Platz finden sollen. Doch bis auf einen naturbelassenen Rubinienpfahl mit einer Nummer zum Auffinden der Gräber, wird es zwischen den Bäumen keine sichtbaren Spuren geben, erklärt Sara Eisenbarth von den Naturfriedhöfen.

    Jeder Begräbnisbaum bildet bildlich gesprochen den Mittelpunkt eines Ziffernblattes, an dessen Rändern zwölf Urnen Platz finden werden. Für die Bestattung wird der Waldboden abgehoben und dann ein 50 Zentimeter tiefes Loch für die Urne gebohrt. Nach der Bestattung wird der Boden wieder aufgelegt, sodass nichts mehr vom Grab zu sehen ist, erklärt sie. Die Urnen sind aus gepresstem Holz oder einem anderen biologisch abbaubaren Material, das nach einigen Jahren vom Wald absorbiert wird. Auch die Sorge, dass beispielsweise Metall aus den menschlichen Überresten ins Erdreich gelangen könnten, seien unbegründet, sagt Eisenbarth. "In der Urne ist die pure Elementenessenz des Verstorbenen - Metalle wie Titan wird nach der Einäscherung ausgesiebt", sagt sie.

    Waldfriedhof in Augsburg: Projekt oberhalb von Bergheim wurde fallengelassen

    Die Überlegungen für einen Waldfriedhof in Augsburg gibt es schon seit Jahren. Ein erstes Projekt im Wald oberhalb von Bergheim wurde vor Jahren wegen der Verkehrsproblematik fallen gelassen. Die Stadt überlegte daraufhin, ob sie auf ihrem Grund Flächen für einen Naturfriedhof zur Verfügung stellen könnte, allerdings ohne Ergebnis. Letztlich blieben zwei Flächen im Besitz der Fugger, wovon eine (nahe dem Wellenburger Weiher) aber ausschied. 

    Auf dieser Lichtung soll ein gekiester Andachtsplatz entstehen.
    Auf dieser Lichtung soll ein gekiester Andachtsplatz entstehen. Foto: Fridtjof Atterdal

    Die Anfahrt und die Parkmöglichkeiten waren politisch brisante Themen, der Stadtrat wollte verhindern, dass zu viel Verkehr im Wald unterwegs ist. Beim jetzt geplanten Projekt wird ein bestehender Hohlweg minimal ausgebaut und verstärkt, sodass er auch bei schlechter Witterung mit Pkw befahren werden kann, erklärt Edeling. Vier Autos finden unweit des Begräbnisfeldes Platz - für sie wird ein Holzlagerplatz ausgebaut, sodass auch hier keine Bäume gefällt werden müssen. "Wichtig war auch eine behindertengerechte Zufahrt, die wir anlegen werden", so der Forstdirektor. 

    Auf einer Lichtung am Rand des Begräbniswaldes soll ein gekiester Andachtsplatz angelegt werden, so Eisenbarth. Für die Andacht dient eine offene Holzkonstruktion, die Urne findet während der Zeremonie auf einem großen Baumstumpf Platz. Um zwischen den Bäumen spazieren gehen zu können, werden Rückegassen, also bestehende Wege für die Forstwirtschaft genutzt, erklärt Edeling. "Wir ziehen keine neuen Wege durch den Wald. Auf bestehenden Wegen kann man auch einen Spaziergang rund um den Bestattungswald machen. 

    Dieser Holzlagerplatz wird einmal Parkplatz für bis zu vier Autos, sagt Fugger-Forstdirektor Peter Edeling.
    Dieser Holzlagerplatz wird einmal Parkplatz für bis zu vier Autos, sagt Fugger-Forstdirektor Peter Edeling. Foto: Fridtjof Atterdal

    Die Fugger betreiben bereits zwei Naturfriedhöfe

    Die Fugger betreiben seit etwa zwei Jahren in Babenhausen und in Markt Wald Naturfriedhöfe, berichtet Sara Eisenbarth. Die Beerdigungskultur in Deutschland habe sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt und das Interesse an einer Bestattung in der Natur sei gestiegen. Friedhöfe können in Bayern nur Städte und Gemeinden anlegen, weshalb es wichtig gewesen sei, die Stadt Augsburg mit im Boot zu haben. 

    Mit dem Naturfriedhof komme man dem Wunsch der Bürgerinnen und Bürger und dem gesellschaftlichen Wandel im Bereich der Bestattungskultur nach, heißt es in einer Pressemitteilung von CSU und Grünen. Die Stadt Augsburg könne sich dieser Veränderung nicht verschließen, mit dem Beschluss gehen man einen weiteren wichtigen Schritt in diese Richtung. Mit dem Verzicht auf eine Grabpflege und das Ablegen von Grabschmuck im herkömmlichen Sinn könne auch bei der Nutzung als Naturfriedhof der Waldcharakter der überplanten Flächen weiterhin gewährleistet werden.

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