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Augsburg: Geflüchtete Schüler zwischen Deutschkurs und Online-Unterricht aus der Ukraine

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Geflüchtete Schüler zwischen Deutschkurs und Online-Unterricht aus der Ukraine

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    Sima Avadieva unterrichtet eine der drei Willkommensgruppen am Bayernkolleg. Die meisten ihrer Schülerinnen und Schüler sind Abiturienten oder Studienanfänger.
    Sima Avadieva unterrichtet eine der drei Willkommensgruppen am Bayernkolleg. Die meisten ihrer Schülerinnen und Schüler sind Abiturienten oder Studienanfänger. Foto: Silvio Wyszengrad

    Vor 14 Jahren hat Sima Avadieva am Bayernkolleg Abitur gemacht. Jetzt ist die Frau mit aserbaidschanischen Wurzeln an ihre Schule als Lehrerin zurückgekehrt. Aber nicht, um dort in einer der regulären Klassen junge Menschen aufs

    Deutschkenntnisse sind das A und O für die jungen Ukrainer

    "Er liebt es, Deutsch zu lernen", steht an der Tafel im Klassenzimmer geschrieben. Auch wenn Anna eine "Sie" ist, kann die 18-Jährige diesem Satz nur beipflichten. Die junge Frau, die in Augsburg bei einer befreundeten Familie untergekommen ist, würde ihr Marketingstudium gerne an einer deutschen Universität fortsetzen. Und so lernt sie am Vormittag mit gut 20 weiteren Abiturienten und Studierenden aus der Ukraine vor allem Deutsch, um dann am Nachmittag oder Abend ihr Studium an der Uni in Kiew über Videokonferenzen fortzusetzen. Anna ist nicht die einzige mit beachtlichem Lernpensum. Manchmal passiert es auch, dass der eine oder andere die Willkommensgruppe verlässt, um online eine Prüfung für die Schule oder Uni in der Heimat zu schreiben.

    Deutschlernen steht im Mittelpunkt der Willkommensgruppen - auch am Augsburger Bayernkolleg.
    Deutschlernen steht im Mittelpunkt der Willkommensgruppen - auch am Augsburger Bayernkolleg. Foto: Silvio Wyszengrad

    Über so viel Engagement kann Elisabeth Wahl nur staunen. Die Leiterin der Bayernkollegs beschreibt die jungen Leute aus der Ukraine als "positiv und motiviert". Gerne habe sie der Stadt angeboten, bei der Beschulung der Neuankömmlinge mitzuhelfen. Durch den Umzug des Bayernkollegs in die Räume der ehemaligen Pädagogischen Hochschule gebe es zum einen genug Platz, zum anderen bringe die Schule auch Erfahrung im Unterrichten von jungen Menschen mit Migrations- beziehungsweise Fluchthintergrund mit.

    Gut 50 junge Ukrainerinnen und Ukrainer - überwiegend Abiturienten und Studienanfänger - beherbergt das Bayernkolleg seit Ende April in der Schillstraße. Die Zahlen variieren von Woche zu Woche. Eine der Gruppen wird von der hauseigenen Lehrkraft Isabel Kerwien betreut, für die beiden anderen wurden Sima Avadieva und eine weitere Kollegin neu eingestellt. "Außerdem unterstützt uns die Hochschule mit zwei ukrainischsprachigen Studentinnen, und auch von der Uni werden wir mit Input versorgt", lobt Elisabeth Wahl die gute Vernetzung innerhalb der Stadt.

    Augsburgs Schulen wollen ein passendes Bildungsangebot sicherstellen

    Die Zusammenarbeit hebt auch Markus Wörle hervor, der als Leiter der Staatlichen Schulamts die Beschulung der ukrainischen Kinder und Jugendlichen schulartübergreifend koordiniert. Die Schulen und Schulgemeinschaften leisteten hier Großes, um ein möglichst passendes Bildungsangebot, das weder unter- noch überfordere, sicherzustellen, sagt er. Auch Kinder und Jugendliche, die sonderpädagogischen Förderbedarf haben, würden versorgt.

    Aktuell - Stand 27. Mai - besuchen laut Wörle 611 geflüchtete ukrainische Kinder und Jugendliche eine Augsburger Schule. Davon seien 250 in einer von 15 Willkommensklassen/-gruppen verschiedener Schularten untergebracht. 161 besuchten eine Regel- und 200 eine Sprachförderungsklasse. 118 weitere Schülerinnen und Schüler seien angemeldet, aber noch nicht versorgt.

    Normalerweise beginnt in Bayern drei Monate nach dem Zuzug die Schulpflicht. Das Gros der ukrainischen Kinder und Jugendlichen, die in Augsburg Zuflucht gefunden haben, strebt aber schon viel früher einen Schulbesuch an. Das gebe ihnen großen Halt und Struktur, sagt Wörle.

    34 russisch- und ukrainischsprachige Lehrkräfte als Verstärkung eingestellt

    Auch wenn derzeit niemand weiß, wie viele Schüler aus der Ukraine länger hier bleiben, wieder zurück in ihre Heimat gehen und in den kommenden Monaten noch kommen werden, stellen sich die Augsburger Schulen auf Zuwachs ein. Ziel sei es, die Kinder und Jugendlichen auch bei Schulpflicht in der richtigen Schulart unterrichten zu können und sie weiterhin möglichst passgenau zu fördern, sagt Wörle. Man sei in puncto Klassenbildung fürs kommende Schuljahr auf jedes Szenario vorbereitet. Auswirkungen hat der Zustrom aus dem Kriegsland auch aufs Personal. So verstärken nach Angaben des Koordinators derzeit 34 russisch- und ukrainischsprachige Pädagoginnen und Pädagogen die Stammbesetzung. "Darunter sind vier Lehrkräfte, die selbst aus der Ukraine geflohen sind."

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