Die Augsburger Innenstadt wird rund ums Theater immer mehr zur Großbaustelle. Nach dem Abriss mehrerer Theatergebäude wird nun auch an der Schaezlerstraße eine Baugrube entstehen: Die alte Augsburger Stadtbücherei samt Lesesaal sind abgebrochen, die unter Naturschutz stehenden Bäume wurden eingezäunt, das Areal wurde auf Kampfmittel untersucht und freigegeben. In Kürze beginnt dort der Aushub für Anbau und Erweiterung der Staats- und Stadtbibliothek. An der Schaezlerstraße entsteht bis 2026 ein saniertes und modernisiertes Bibliotheksgebäude. Die Pläne stammen vom Berliner Architekturbüro Max Dudler, der Freistaat investiert rund 62,5 Millionen Euro. Die Augsburger Bürger haben einst massiv für diesen Bau gekämpft.
Eine Tiefe von mehr als zwölf Metern wird die Baugrube an der Schaezlerstraße am Ende haben, zwei Kellergeschosse sollen dort untergebracht werden. Die Versiegelung auf dem engen Grundstück an der Kreuzung zwischen Schaezler- und Prinzregentenstraße soll so knapp wie nötig sein, gleichzeitig soll so viel Platz wie möglich entstehen für die derzeit rund 800.000 Bücher der Bibliothek. Im Frühjahr 2024 beginnt im nächsten Schritt der Rohbau der Untergeschosse. Bis dahin begleiten Archäologen der Bodendenkmalpflege sowie Stadtarchäologie die Arbeiten.
Dass man auf Funde aus unterschiedlichen Epochen der Stadtgeschichte stoßen wird, ist nahezu sicher. Auch bei den Grabungen rund ums Staatstheater und das Maria-Theresia-Gymnasium wurden die Archäologen fündig. Die Grabungsarbeiten erfolgen deshalb in Etappen, heißt es aus der Kommunikationsabteilung des Staatlichen Bauamtes.
Staats- und Stadtbibliothek Augsburg: Bestand wurde ausgelagert
Nachdem die Staats- und Stadtbibliothek mitsamt ihres Bücherbestands an den Interimsstandort in der Schillstraße 94 gezogen ist, können nun auch im unter Denkmalschutz stehenden Gebäude an der Schaezlerstraße die Sanierungsarbeiten beginnen. Die barock anmutende Fassade des historischen Denkmals aus dem Jahr 1893 wurde vom Münchner Jugendstilarchitekten Martin Dülfer gebaut. Hinter dieser Außenansicht verbirgt sich eine für die damalige Bauzeit hochmoderne Stahlkonstruktion, eine Spezialanfertigung der MAN. Das Denkmal wird saniert, ohne dass dabei die Innenkonstruktion zu Schaden kommen darf. Die Bauarbeiten sollen 2026 abgeschlossen sein, im Herbst dieses Jahres könnten die Buchbestände vom Interimsstandort zurückziehen.
Der Freistaat Bayern investiert rund 62,5 Millionen Euro in den Erhalt und die Erweiterung des denkmalgeschützten Bestandsgebäudes, die Stadt Augsburg ist mit rund 1,4 Millionen Euro an der Finanzierung beteiligt. Moderne Arbeitsplätze für Forschung und Studium sowie ein neuer barrierefrei erreichbarer Ausleihbereich werden im Zentrum der Stadt entstehen. Zudem werden die knapp gewordenen Magazinflächen im Altbau dank des Neubaus erweitert und an die zeitgemäßen baulichen, technischen und bibliothekarischen Standards angepasst.
Im Jahr 2010 hatte die damalige Augsburger Stadtregierung mit Zukunftsplänen für die Bibliothek einen Aufschrei unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verursacht: Die damalige Regierung wollte den Bestand der Bibliothek zerschlagen und zwischen Stadt und Freistaat aufteilen. In einem zweiten Schritt sollte das Gebäude verkauft werden. Die Stadt wollte sich damit einerseits die rund eine Million Betriebskosten pro Jahr sparen, die damals noch zum größten Teil die Stadt finanzieren musste. Andererseits wollte sie auf diesem Weg das Problem der notwendigen Sanierung lösen, die sich die Kommune nicht hätte leisten können.
Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger protestierten damals gegen dieses Vorhaben – erfolgreich. Im Dezember 2012 wurde die Staats- und Stadtbibliothek verstaatlicht, der Freistaat erklärte sich damals auch dazu bereit, das Gebäude zu sanieren und damit adäquate Voraussetzungen für die Aufbewahrung der wissenschaftlichen Bibliothek zu schaffen, die auf die 1537 gegründete reichsstädtische Stadtbibliothek zurückgeht. (AZ, nip)