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Augsburg: So findet Rettungshündin Bonnie die Spur zu den Vermissten

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So findet Rettungshündin Bonnie die Spur zu den Vermissten

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    Hundeführerin Evelyn Bätzler von der Rettungshundestaffel des Maltester-Hilfsdienstes mit ihrer Hündin Bonnie. Als Belohnung erhält das Tier Käse.
    Hundeführerin Evelyn Bätzler von der Rettungshundestaffel des Maltester-Hilfsdienstes mit ihrer Hündin Bonnie. Als Belohnung erhält das Tier Käse. Foto: Silvio Wyszengrad

    Ein unscheinbarer Parkplatz an der B2 zwischen Steinach und Althegnenberg bietet ein ungewöhnliches Bild. Ein Einsatzfahrzeug der Malteser sowie etliche Autos stehen dort – daneben haben sich etwa 30 Personen und 16 Hunde versammelt. Interessierte informieren sich dort über die Arbeit der Augsburger Hundestaffel.

    Warum außerhalb Augsburgs mit den Hunden geübt werde, will ein Besucher wissen. Susanne Kragler, Staffelleiterin der Rettungshunde des Malteser-Hilfsdienstes, entgegnet, dass im Augsburger Siebentischwald schlicht "zu viel Betrieb" sei. Die Flächensuchhunde, die an diesem Tag vorgestellt werden, sollen ein bestimmtes Gebiet nach Vermissten absuchen und dabei auf jeden Menschen reagieren, egal ob an der Übung beteiligt oder nicht. Die Gruppe bricht im Konvoi auf und trifft ein paar Hundert Meter weitere Kollegen von

    Susanne Kragler leitet die Rettungshundestaffel des Malteser-Hilfsdienstes.
    Susanne Kragler leitet die Rettungshundestaffel des Malteser-Hilfsdienstes. Foto: Silvio Wyszengrad

    Unter anderem Hundeführerin Evelyn Bätzler. Sie geht zum Einsatzfahrzeug und holt ihren Flächensuchhund Bonnie, einen Appenzeller. Währenddessen werden in der Gruppe drei Freiwillige ausgewählt, um sich im Wald als Vermisste zu verstecken. Sie bekommen jeweils eine kleine Schachtel mit Käse – als Belohnung für den Hund. "Mein Hund liebt Käse, besonders natürlich Appenzeller." Ein Interessent fragt, ob das denn Sinn mache, der Hund bekäme ja im Einsatz auch keine Belohnung von den Vermissten. Haase erklärt, der Hund suche ja nicht, weil er unbedingt Menschen finden wolle, sondern weil er wisse, dass er eine Belohnung bekommt, wenn er jemanden findet. Bleibt die zwei, dreimal aus, ist das kein Problem, aber macht man das länger, fehlt irgendwann die Motivation. 

    Doch dann geht es los, Evelyn Bätzler legt ihrem Hund seine Ausrüstung an, die ihn als Rettungshund markiert und mit einem kleinen Licht und einer Glocke versehen ist, damit der Hund auch im Dunkeln wiedergefunden werden kann, und lässt ihn von der Leine. Schon bevor die Letzten den Forstweg verlassen haben, um dem Hund zu folgen, hört man ihn bellen. Er hat den ersten Freiwilligen gefunden. Dieser hat sich an einen Baum lehnend ohnmächtig gestellt. Kurz darauf sind auch die anderen beiden gefunden, die Hundeführerin nimmt ihren Hund an die Leine und Marco Haase, Ausbilder für Flächensuchhunde, macht mit der Gruppe der Interessierten die Nachbesprechung. Später am Tag dürfen auch sie noch mit ihren Hunden ihr Glück versuchen. 

    Hunde müssen vor der Ausbildung eine Wesensprüfung bestehen

    Was Hunde überhaupt mitbringen müssten, um bei der Hundestaffel mitmachen zu können, erklärt er. Zu klein oder zu groß sollten sie nicht sein, weil sie sonst entweder im Gebüsch stecken blieben oder konditionell den langen und anstrengenden Einsatz nicht durchhielten. Sonst könne aber potenziell jeder Hund, der die Wesensprüfung bestehe, zum Rettungshund ausgebildet werden. Die Verträglichkeit gegenüber seinen Artgenossen und die Unbefangenheit gegenüber Menschen sei ein Muss, um mitmachen zu können, so Haase. Wer die mitbringt, könne schon sehr früh mit der Ausbildung beginnen. 

    Das dürfte Bastian Eisfelder, der mit seinem fünfeinhalbmonatigen Labradormischling Hazel zu der Info-Veranstaltung gekommen ist, besonders freuen. Er ist hier, weil er will, dass sein Hund eine Aufgabe bekommt. Da er das Gefühl habe, dass seine Hündin eine "gute Nase" hat, könne die Arbeit als Suchhund etwas für sie sein. Ein Kriterium erfüllt Hazel jedenfalls schon mal, sie mag Menschen und andere Hunde. 

    Die Ausbildung der Rettungshunde umfasst 300 Stunden

    Doch es kommt nicht nur auf den Hund an. Auch nicht jeder Hundehalter ist für den Dienst in der Hundestaffel gemacht. Ein Höchstmaß an Teamfähigkeit, zeitlichem Engagement und Lernbereitschaft sind unabdingbar, wie auf der Website der Hundestaffel steht. 

    Eine gewisse Belastbarkeit der Hundeführer sei also durchaus ebenfalls nötig, wenn sie nachts von der Melder-App zum Einsatz gerufen werden. Dies gilt auch für die 300-stündige Ausbildung, die unter anderem Erste Hilfe für den Hund, Suchtechnik des Hundes, eine Funkausbildung und Orientierung im Gelände sowie eine Schulung zum Einsatzsanitäter umfassen. Dies dauere, abhängig vom Halter, etwa zwei bis vier Jahre, so die Hundeführer. 

    Dabei sei die zeitintensive Ausbildung nicht vergütet und in der Freizeit zu erbringen. Besonders stört Evelyn Bätzler und Marco Haase jedoch, dass später in den Einsätzen eine andere Regelung als beispielsweise bei den Freiwilligen Feuerwehren gelte. Denn da würde der Arbeitgeber aus öffentlicher Hand entschädigt, während die Einsätze der Rettungshundestaffel von dieser Regelung ausgenommen sind. Der Einsatz koste also Urlaub oder Überstunden. Dabei seien die Hundestaffel bei der Suche nach Vermissten unverzichtbar und der schnelle Einsatz oft überlebensnotwendig, so Bätzler und Haase. Sie sehen dringenden Handlungsbedarf in der Politik.

    So viel Aufwand kann Susanne Hoffmann nicht abschrecken. Sie ist seit fünf Monaten dabei. "Ich finde es schön, der Gesellschaft etwas zurückgeben zu können, und es stärkt die Bindung zwischen mir und meinem Hund Merlin noch mal ganz anders", sagt sie. 

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