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Augsburg: So bewertet Messe-Chef Rau den Abgang von Grindtec und Americana

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So bewertet Messe-Chef Rau den Abgang von Grindtec und Americana

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    Die Reitsportmesse Americana findet 2023 nicht mehr in Augsburg statt.
    Die Reitsportmesse Americana findet 2023 nicht mehr in Augsburg statt. Foto: Michael Hochgemuth

    Erst verkündete die Weltleitmesse Grindtec (Schleiftechnik) nach 24 Jahren ihren Abschied aus Augsburg, jetzt wurde bekannt, dass auch die Reitsportmesse Americana 2023 nicht mehr in der Fuggerstadt stattfinden wird. Der Veranstalter Afag konnte sich in beiden Fällen auf keine weitere Zusammenarbeit mit den betreffenden Fachverbänden beziehungsweise der sportlichen Leitung einigen. Die Verantwortlichen haben sich deshalb neue Partner gesucht. Im Fall der Grindtec ist die Messe Leipzig neuer Veranstalter und Ausrichter. Bei der Americana steht man kurz vor der Unterschrift mit einem neuen Partner - mit Folgen für die Messe Augsburg, denn sie verliert wichtige Mieter. Geschäftsführer Lorenz Rau sieht in den Ereignissen eine übliche Entwicklung im Messewesen. Vorwürfe, der Rückzug liege an der mangelnden Attraktivität des Standorts, weist er zurück. Er sieht aber auch Versäumnisse in der Vergangenheit.

    Dass die Americana Augsburg verlässt, habe nichts mit der Attraktivität des Standorts zu tun, sagt Sandra Quade, Geschäftsführerin der Americana GmbH. "Augsburg ist ein attraktiver Standort, gut zu erreichen, und wir haben uns dort wohlgefühlt", schildert sie. Tatsächlich seien Probleme bei der Terminfindung ausschlaggebend gewesen, sich von der Afag als Veranstalter und in der Folge von Augsburg zu trennen. "Unser geplanter Termin im August hat sich als nicht haltbar erwiesen. Beim Versuch, eine Rückkehr zum einstigen Septembertermin zu schaffen, haben wir keine Einigung erzielt", so Quade. Ob es der Veranstalter Afag oder die Messe Augsburg war, die hier keine Lösung aufzeigen konnte, könne sie rückblickend nicht sagen. Womöglich sei man das Thema zu spät angegangen. Um die Americana 2023 durchführen zu können, habe man sich daher neu orientiert. Bei der Grindtec hingegen scheint es Verwerfungen zwischen dem Fachverband und der Afag gegeben zu haben, der für eine Trennung sorgte. So schildern es zumindest Aussteller.

    Abgang der Grindtec ist für Messe Augsburg ein wirtschaftlicher Verlust

    Für Messe-Chef Lorenz Rau sind die Abgänge der beiden großen Messen Grindtec und Americana "bedauerlich", aber kaum zu beeinflussen. "Wir fungieren hier nur als Vermieter der Messehallen. Wenn sich Veranstalter und Branchenvertreter nicht auf eine gemeinsame Zukunft in Augsburg einigen können, können wir nur als Vermittler auftreten, müssen am Ende jedoch die gefällte Entscheidung respektieren." Im Fall der Grindtec sei der Verlust des Formats für den Standort wirtschaftlich spürbar. Bei der Americana liege der Fall anders: "Diese Messe macht einen gewissen Umsatz, hat aber kaum Effekte auf das Betriebsergebnis", so Rau. Die Americana hatte für den Standort andere Qualitäten. Sie sei eine Veranstaltung mit besonderem Flair gewesen, eine, die dem Prestige des Messestandorts gutgetan hätte. Für Hotels, Messebauer, Taxiunternehmen oder Restaurants war sie wegen ihrer Größe ein wichtiger Umsatzbringer. "Auch das muss ein Messestandort neben der eigenen Wirtschaftlichkeit im Blick haben", so Rau.

    Das Messewesen hat derzeit mit enormen Verwerfungen zu kämpfen. Das spürt man nicht nur in Augsburg. Viele Messeveranstaltungen schrumpfen, werden um Veranstaltungstage gekürzt – neben der afa wird auch die Jagen und Fischen 2023 weniger Veranstaltungstage haben – oder finden gar nicht mehr statt. Die Nachwehen von Corona und die enormen Kostensteigerungen spielen eine Rolle. "Die derzeitige Situation sorgt für erschwerte Rahmenbedingungen. Wir können also nicht einfach neue Veranstaltungen für Augsburg aus dem Hut zaubern", sagt Rau. Dennoch habe man für das Zeitfenster der Grindtec bereits einen Nachfolger für 2024 gefunden. Zudem gibt es bis zum Ende des ersten Quartals 2023 drei neue Veranstaltungen – darunter den Deutschland-Ableger einer Weltleitmesse für Faserverbundwerkstoffe.

    Messe plant für 2023 mit Umsatz auf Vorkrisenniveau

    In letzterem Fall soll versucht werden, eine bislang kleinere Messe beim Wachsen zu begleiten, so wie es einst bei der Grindtec der Fall war. "Es wurde vor meiner Amtszeit versäumt, sich rechtzeitig um solche Formate zu bemühen, die Lücken, wie sie jetzt entstehen, zu füllen", so Rau. Schon Anfang des Jahres gab die Messe außerdem bekannt, ihr Geschäftsmodell neu ausrichten zu wollen. Künftig will man noch stärker eigene Angebote entwickeln, um unabhängiger von Gastveranstaltungen zu werden. Zudem bietet die Messe nun viele Services selbst an. In der Branche sei das längst üblich, in Augsburg überfällig, betont Rau.

    Für 2023 plant er mit rund 30 Veranstaltungen. Das seien zwar weniger als zu Spitzenzeiten 2018 (damals war Rau noch nicht Messe-Chef) mit 60 Terminen, doch in Krisenzeiten wie diesen stimme ihn das optimistisch. "Mehr Veranstaltungen bedeuten nicht unbedingt mehr Gewinn." Ziel sei es, den Spagat zwischen wirtschaftlich sinnvollen Veranstaltungen und jenen zu finden, die vor allem für Augsburg und die Region Einnahmen generieren – beispielsweise weil viele Gäste kommen, Hotelbetten buchen und in Restaurants essen gehen. Im Hinblick auf den Umsatz könnte die Messe 2023 sogar wieder das Vorkrisenniveau erreichen, plant Rau optimistisch.

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