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Augsburg: Silvester 2020: Eine stille Nacht zum Jahreswechsel in Augsburg

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Silvester 2020: Eine stille Nacht zum Jahreswechsel in Augsburg

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    Es ist 23.59 Uhr: Das Jahr 2020 nimmt Abschied. In der Maximilianstraße herrscht gähnende Leere.
    Es ist 23.59 Uhr: Das Jahr 2020 nimmt Abschied. In der Maximilianstraße herrscht gähnende Leere. Foto: Annette Zoepf

    Es ist der letzte Tag im Corona-Jahr 2020. Auch an Silvester gilt ab 21 Uhr eine Ausgangssperre. An einem Abend, an dem es die Augsburger normalerweise auf die Straßen zieht, um das neue Jahr zu begrüßen, ist dieses Mal nahezu alles anders. Ein nächtlicher Streifzug durch die Augsburger Innenstadt liefert ungewöhnliche Einblicke.

    Draußen herrschen Temperaturen von minus einem Grad. Der Königsplatz ist um 21 Uhr hell erleuchtet. Dieses Licht in einer ansonsten klaren, dunklen Nacht macht deutlich, wie wenig am Verkehrsknotenpunkt los ist. Kaum Fußgänger sind im weiteren Umfeld des Königsplatzes zu sehen, dafür ist viel Polizei vor Ort. Allein vier Fahrzeuge verteilen sich rund um den Kö. Wie angekündigt will die Polizei intensiv kontrollieren, ob sich die Augsburger an die Ausgangssperre halten.

    Die Augsburger Innenstadt am Silvesterabend 2020

    Als die Trams losfahren, sitzen in der Linie 2, die zum Universitätsklinikum fährt, sechs Fahrgäste. Wenig später rückt die Linie 1 an. 14 Fahrgäste wollen in Richtung Lechhausen. Es sind, so die Erkenntnis der nächsten drei Stunden, die Fahrten mit den wohl meisten Fahrgästen. Ab halb elf steuert kaum noch ein Fahrgast den Königsplatz an.

    Ab 21 Uhr gilt die Ausgangssperre. Am Königsplatz ist daher wenig los.
    Ab 21 Uhr gilt die Ausgangssperre. Am Königsplatz ist daher wenig los. Foto: Annette Zoepf

    Als die Trams kurz nach 21 Uhr vorbeigefahren sind, fährt ein Polizeiwagen auf das AZ-Reporterteam zu. Ein Beamter fragt: "Was machen Sie hier?" Arbeiten, lautet die Antwort, der Presseausweis beweist es. Für die Polizisten ist die Angelegenheit damit erledigt. "Wir wünschen ein gutes neues Jahr", sagen sie vor der Weiterfahrt. Es ist nicht die letzte Polizeikontrolle in den Stunden vor Mitternacht. Am Ende werden es nahezu zehn Begegnungen mit Polizisten sein, die stets freundlich nach dem Grund fragen, warum man sich trotz Ausgangssperre im Freien aufhält.

    Auch vor dem Hauptbahnhof spielt sich eine solche Szene ab. Hier kommen einige Fahrgäste gegen 21.30 Uhr an und verlassen das Gebäude. Es wird jedoch nicht jeder Reisende gefragt, welches Ziel er verfolgt. "Die Ausgangssperre gibt vor, dass eine Reise prinzipiell so zu planen ist, dass man rechtzeitig um 21 Uhr zu Hause ist", erläutert eine Polizistin die Regelung. Wer jetzt mit dem Zug ankommt, läuft gerne zum Taxistand am Hauptbahnhof. Viel los ist an diesem Abend nicht. Sieben Taxen warten auf Fahrgäste. Zwei Fahrer stehen vor einer Bank und rauchen. "Die Lage ist nahezu tot", sagt einer. Er habe in den zurückliegenden fünf Stunden gerade mal vier Kunden gefahren.

    
Klimacamp-Aktivisten halten auch in der Silvesternacht durch.
    Klimacamp-Aktivisten halten auch in der Silvesternacht durch. Foto: Annette Zoepf

    Die Innenstadt wirkt jetzt kurz vor 22 Uhr gespenstisch leer. Es sind fast ausschließlich Polizeifahrzeuge unterwegs, vereinzelt kommen Taxen. Andere Autos sind kaum zu sehen. In vielen Wohnungen brennt Licht. Richtig laut ist es nirgendwo, von Partystimmung ist nichts zu spüren. Auch dies mag Indiz dafür sein, dass sich die Augsburger zu Silvester an die Regelung halten. Zumindest etwas Leben gibt es neben dem Rathaus. Das Klimacamp ist in der Silvesternacht mit vier Personen besetzt, was nach ihren Angaben geduldet ist. Es gibt Tee und Kürbissuppe. "Für mich ist diese ungewöhnliche Situation nicht weiter schlimm", sagt Jakob Fürbacher. Er sei ohnehin keiner, der an Silvester übermäßig feiere.

    Einige Augsburger verstoßen an Silvester gegen die Ausgangssperre

    Unweit vom Klimacamp fällt eine junge Frau auf. Sie trägt trotz kühler Temperaturen einen kurzen Rock. Zwei Polizeibeamte sprechen sie an, zumal sie keine Maske trägt. Die alkoholisierte Frau sagt, sie wolle Zigaretten holen. Für sie wird es ein teurer nächtlicher Ausflug. Die Polizei nimmt die Personalien auf, eine Anzeige wegen des Verstoßes gegen die Ausgangssperre wird folgen.

    Apothekerin Belma Terzic betreut in der Silvesternacht die Bereitschaftsapotheke am Vincentinum.
    Apothekerin Belma Terzic betreut in der Silvesternacht die Bereitschaftsapotheke am Vincentinum. Foto: Annette Zoepf

    Nicht nur Polizisten und Taxifahrer arbeiten an Silvester, auch Apothekerin Belma Terzic gehört dazu. Die Apotheke am Vincentinum hat Notdienst. "Wie an anderen Tagen während der Ausgangssperre ist eher wenig los", berichtet sie. Da die Notfallaufnahme am Vincentinum in der Silvesternacht geöffnet ist, kommen zumindest einige Kunden: "Schmerztabletten und Arzneimittel für Kinder sind gefragt".

    Es herrscht eine gespenstische Stille in der Innenstadt

    Auf dem Weg zurück in die Maximilianstraße herrscht weiter gespenstische Stille. Vereinzelt stehen Raucher vor Häusern. Es ist kurz vor Mitternacht. Dort, wo sich ansonsten rund um den Herkulesbrunnen die Menschen in der Silvesternacht zuprosten, ist es mucksmäuschenstill. Kein Mensch steht hier. Lediglich Polizeiautos sind weiter auf Streifenfahrt. Mitternacht naht, das neue Jahr steht an. Es beginnt mit einigen wenigen Böllern. Am Nachhaltigsten wirken in diesem Moment die lauten Glockenschläge von St. Ulrich. 2021 hat begonnen.

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