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Augsburg: Sieben Bahnhöfe und tausende Nutzer: So gut ist Augsburg angebunden

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Sieben Bahnhöfe und tausende Nutzer: So gut ist Augsburg angebunden

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    Augsburg hat 14 Bahnhöfe. Davon werden sieben für den Schienenpersonennahverkehr genutzt, wie hier der Bahnhof in Oberhausen.
    Augsburg hat 14 Bahnhöfe. Davon werden sieben für den Schienenpersonennahverkehr genutzt, wie hier der Bahnhof in Oberhausen. Foto: Michael Hochgemuth

    Wenn es um Augsburgs Zuganbindungen geht, steht meist der Hauptbahnhof. Dabei gibt es in Augsburg 14 Bahnhöfe. Sieben davon werden für den Personennahverkehr genutzt, wenn teilweise auch mit wenig Frequenz. Wie wichtig die Stationen im Alltag für die Menschen sind, zeigt ein Besuch auf den Bahnsteigen. Eine Geschichte über

    Plötzlich stand Noak Magnusson etwas verloren an der Haltestelle Messe. Sie zählt zu den am wenigsten frequentierten Bahnhöfen Augsburgs. Deshalb steht Magnusson aus Stockholm mit seinem riesigen Rucksack Samstagmittag an der Haltestelle im Nirgendwo – zwischen Messe und Göggingen – auch ziemlich alleine da. 

    Noak Magnusson aus Stockholm ist am Bahnhof Augsburg-Messe kurzzeitig gestrandet.
    Noak Magnusson aus Stockholm ist am Bahnhof Augsburg-Messe kurzzeitig gestrandet. Foto: Peter Fastl

    "Ich wollte weiter nach Frankreich und dann nach Barcelona, bin aber am Hauptbahnhof in den falschen Zug gestiegen", erklärt der Tourist auf Englisch. Nun wartet er auf den nächsten Zug zurück in die Innenstadt. Aus einer Lautsprecherbox in seinem Rucksack dröhnt Musik. Das macht es weniger einsam an der Messe-Haltestelle. An Werktagen werden hier zwischen 500 und 1000 Ein- und Aussteiger gezählt – ähnlich viele wie auch an den Bahnhöfen Inningen und Morellstraße. Diese drei Stationen haben die geringste Passagierfrequenz, teilt die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) mit. 

    30.000 Nahverkehrs-Passagiere täglich am Augsburger Hauptbahnhof

    In Hochzoll und Oberhausen würden täglich zwischen 4000 und 5000 Menschen gezählt, die Haunstetter Straße nutzten an einem durchschnittlichen Werktag etwa 8000 Passagiere. An der Spitze, klar, steht der Hauptbahnhof mit täglich rund 30.000 Menschen, die allein den Nahverkehr nutzen. Fernverkehr-Passagiere sind noch gar nicht eingerechnet. Die Zahlen der BEG stammen noch aus dem Vor-Corona-Jahr 2019. Sie dienen aber weiter als Planungsgrundlage, sagt eine Sprecherin. "Aufgrund der Pandemie ist die Nachfrage 2020 und 2021 stark gesunken, 2022 zwar wieder gestiegen, aber noch hat sie nicht das Niveau von 2019 erreicht." Überlegungen, die Zahl der Bahnhöfe zu verringern, gebe es aber nicht, wird versichert. In größeren Städten seien mehrere Bahnstationen sinnvoll, betont die Sprecherin: "Auch um eine enge Verknüpfung mit Bus und Straßenbahnen herzustellen." Für manche Augsburger ersetzt der Zug sogar komplett die Tram. Etwa für die 25-jährige Helene aus dem Stadtteil

    Die 25-jährige Helene fährt oft am Hochzoller Bahnhof los. Dieses Mal geht es im Wolfskostüm zum Karneval nach Köln.
    Die 25-jährige Helene fährt oft am Hochzoller Bahnhof los. Dieses Mal geht es im Wolfskostüm zum Karneval nach Köln. Foto: Peter Fastl

    "Ich treffe mich mit Freundinnen am Hauptbahnhof. Von dort geht es nach Köln zum Karneval", freut sich die Augsburgerin. Normalerweise aber nutze sie den Hochzoller Bahnhof, um Freunde in Oberhausen oder Kriegshaber zu besuchen. "Mit der Straßenbahn bräuchte ich dafür, wenn es mit den Anschlüssen schlecht läuft, eine Dreiviertelstunde. Mit dem Zug bin ich in elf Minuten in Oberhausen." Apropos Oberhausen. Der Bahnhof dort ist besser als sein Ruf. Wegen der Trinker- und Drogenszene, die sich seit Jahren vor und neben dem Bahnhof aufhält, gilt der Oberhauser Bahnhof als ein problembehaftetes Viertel. Mit dem Verkehrsknotenpunkt an sich hat das aber wenig zu tun.

    Sieben Bahnsteige gibt es hier, von wo aus die Züge weiter zum Hauptbahnhof oder Richtung Donauwörth und Nürnberg fahren und auch an etlichen Stationen im Augsburger Umland halten. Viele Schüler fahren hier los, wie etwa drei Jungs, die am Freitag von Augsburg nach Neusäß den Zug nehmen. Sie besuchen dort die Fachoberschule und sagen, dass sie den Bahnhof gut finden, weil sie in Oberhausen wohnen. Auch die neuen Go-Ahead-Züge fänden sie toll.

    Der Bahnhof am Roten Tor gilt als Augsburgs Urbahnhof. Ein Bild aus dem Jahre 1842.
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    Augsburg hatte und hat viele Bahnhöfe. Eine Zeitreise in Bildern zeigt, welche inzwischen verschwunden sind und wie der Hauptbahnhof einst aussah.

    Außenwirkung des Oberhauser Bahnhofs sei "katastrophal"

    "Weil es Doppeldecker-Züge sind, haben jetzt viel mehr Schüler Platz. Manchmal dürfen wir uns sogar in der ersten Klasse aufhalten, damit sich alle hinsetzen können." Nur das mit den Alkoholikern vor dem Bahnhof fänden sie nicht so toll. "Die lassen einen zwar in Ruhe, aber gerade für die Mädchen oder kleineren Kinder ist es nicht schön, wenn da einer liegt oder sie sich untereinander streiten." Die Außenwirkung des Oberhauser Bahnhofs sei katastrophal, benennt es Rainer Wintergerst. Seine Familie führt im Bahnhofsgebäude seit 1957 mittlerweile in dritter Generation den Zeitschriften- und Buchhandel. Es gebe genügend Kunden. "Wir sind der Bahnhof für die westlichen Stadtteile, für Besucher und Mitarbeiter des Josefinums und der Uniklinik." Es sei schon einiges besser geworden, sagt Wintergerst.

    Rainer Wintergerst in der Bahnhofsbuchhandlung am Oberhauser Bahnhof. Seine Kinder führen das Geschäft inzwischen in dritter Generation der Familie.
    Rainer Wintergerst in der Bahnhofsbuchhandlung am Oberhauser Bahnhof. Seine Kinder führen das Geschäft inzwischen in dritter Generation der Familie. Foto: Michael Hochgemuth

    Etwa die Aufwertung der Unterführung zu den Bahnsteigen durch Plakate, die Impressionen aus Augsburg zeigen. Oder der Be-Treff auf der anderen Seite des Platzes, der eine Anlaufstelle für Menschen aus der Suchtszene biete. Von den Ideen der Stadt, den Haller-Platz umzugestalten, hält der 60-Jährige nichts. "Was brauchen wir hier ein Volleyball- oder Fußballfeld vor dem Bahnhof. Hier werden sich nie Eltern mit Kindern aufhalten", sagt Wintergerst. Der Oberhauser Bahnhof sei ein reiner Pendlerbahnhof. "Das kann man nicht ignorieren. Kurzzeitparkplätze, und eine ansprechende Gestaltung mit Brunnen, Blumen und Bänken – er findet, mehr brauche es für einen Bahnhofsvorplatz nicht.

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