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Augsburg: Sie ist Kult auf dem Plärrer: Leopardenspur muss nach Jahrzehnten umziehen

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Sie ist Kult auf dem Plärrer: Leopardenspur muss nach Jahrzehnten umziehen

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    Die Leopardenspur steht erstmals seit Jahrzehnten auf dem Augsburger Plärrer an einem anderen Standplatz.
    Die Leopardenspur steht erstmals seit Jahrzehnten auf dem Augsburger Plärrer an einem anderen Standplatz. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Leopardenspur auf dem Augsburger Plärrer hat Kultstatus. Ältere Augsburgerinnen und Augsburger erzählen vom ersten Kuss in einer der Gondeln oder davon, wie schön es war, dank der Fliehkraft dem großen Schwarm ganz nahe gekommen zu sein. Seit rund fünf Jahrzehnten steht die Leopardenspur auf dem Volksfest. Sie hatte in all der Zeit immer denselben Platz, in einer Außenkurve der Budengasse. Bei diesem Herbstplärrer allerdings ist es anders. Die Leopardenspur musste weichen, sie befindet sich nun in der Mitte des Festplatzes. An ihrem Stammplatz dreht sich ein anderes Fahrgeschäft – der „Break Dance“. Plärrer-Besucher wundern sich darüber. Und der Chef der Leopardenspur ist unzufrieden, weil das Geschäft spürbar schlechter läuft. Bei der Stadt widerspricht man Mauschelei-Gerüchten, die wegen des „Spurwechsels“ auf dem Festplatz die Runde machen.

    Der Augsburger Schausteller Michael Heindel brachte die Leopardenspur Mitte der 1970er-Jahre auf den Plärrer. Er hatte die Berg- und Talfahrt damals neu gekauft. Fahrgeschäfte dieser Bauart gibt es einige. Doch unter Kennern gilt die Leopardenspur wegen ihrer liebevollen, detailgetreuen Dekoration als Schmuckstück. Vor einigen Jahren hat Heindel das Karussell aus Altersgründen verkauft. Auch Heindel wundert sich, dass die Leopardenspur den Platz gewechselt hat. Über die Jahrzehnte sei das Fahrgeschäft ein Fixpunkt geworden. „Viele haben sich hier verabredet, weil die Leopardenspur immer an derselben Stelle steht.“ Heindel glaubt, dass die Stadt es bei ihm nicht gewagt hätte, den Standplatz zu ändern. Sein Nachfolger habe als Plärrer-Neuling womöglich keine so gute Lobby.

    Alwin Zinnecker ist der neue Besitzer. Er sagt: „Der neue Standort ist für uns deutlich schlechter.“ Bisher sei die Leopardenspur schon von Weitem zu sehen gewesen, man sei als Besucher direkt auf sie zugelaufen. Nun gehe das Karussell eher unter. Außerdem stehe es gegenüber dem Riesenrad – und damit in direkter Konkurrenz zu einer Attraktion, die ähnliche Kunden anspreche. Zinnecker meint: „Die Eltern oder Großeltern sagen dann zu ihren Kindern: Entweder Riesenrad oder Leopardenspur, beides geht nicht.“ Viele Gäste hätten ihn auf den neuen Platz angesprochen und sich gewundert, berichtet der Schausteller. Eine Erklärung, warum er umziehen musste, habe er aber auch noch nicht bekommen.

    Plärrer in Augsburg: Es gibt Top-Lagen und schlechtere Plätze wie in der Fußgängerzone

    Welche Plätze auf dem Plärrer die besten sind, ist ein unter Schaustellern regelmäßig diskutiertes Thema. Es gibt, ähnlich wie in der Fußgängerzone, Top-Lagen und schlechtere Standorte. Begehrt sind sogenannte Kopfplätze. Hier steht das Fahrgeschäft so, dass die Massen auf dem Volksfest direkt darauf zugehen – und die Blicke sich auf die Attraktion richten. Solche Plätze gibt es zum Beispiel gegenüber den Eingängen auf den Festplatz. Die meisten Menschen bewegen sich auf dem Plärrer zudem gegen den Uhrzeigersinn, wenn sie eine Runde drehen. Das Schallerzelt hat deshalb einen dieser Kopfplätze, und nun auch der „Break Dance“ statt wie bislang die Leopardenspur.

    So war die Stimmung auf dem Plärrerumzug.
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    Die Stimmung beim Plärrerumzug war bestens. Trotz verkürzter Route, mit Start von der Prinzregentenstraße, war die Freude über den Start des größten Volksfest Schwabens groß.

    Wer entscheidet darüber, wer die begehrten Plätze bekommt? Marktamtsleiter Wolfgang Färber sagt, das sei Sache der Stadt, die das Fest veranstalte. Die Schausteller könnten sich nur für den Plärrer bewerben, nicht für einen bestimmten Platz. Wünsche äußern könne natürlich jeder, jedoch ohne Anspruch darauf, dass die Wünsche erfüllt werden. Einen konkreten Grund, weshalb die Leopardenspur nach Jahrzehnten dieses Mal weichen musste, nennt er nicht. Er betont aber: „Der Plärrer muss ja nicht jedes Jahr gleich aussehen, Standplätze sind nicht in Stein gemeißelt.“

    Die Stadt Augsburg widerspricht Gerüchten über mögliche Mauscheleien

    Unter Schaustellern heißt es, dass Karoline Zehle, die Betreiberin des „Break Dance“, den Top-Platz verdient habe, weil sie und ihr Mann sich seit Jahren für den Augsburger Plärrer engagierten. Man munkelt aber auch, der Wechsel könne etwas damit zu tun haben, dass sie die Tochter des einflussreichen Schausteller-Chefs Josef Diebold ist. Diebold führt seit Jahren den schwäbischen Schaustellerverband und hat damit einen der wichtigsten Posten in der Plärrer-Hierarchie inne. Diesem Verdacht widerspricht der Marktamtsleiter aber. „Die Vergabe der Standplätze hat nichts mit Beziehungen zu tun, das spielt für uns keine Rolle“, sagt Wolfgang Färber. Der „Break Dance“ habe in der Ecke hinter dem Schallerzelt auch schon bisher einen guten Platz gehabt.

    Gleichzeitig zeigt sich Färber aber auch gesprächsbereit. Sollte sich die jetzige Anordnung der Fahrgeschäfte als ungünstig erweisen, dann könne sie beim nächsten Plärrer auch wieder anders aussehen. Eine Rückkehr der Leopardenspur auf ihren Stammplatz oder einen turnusmäßigen Tausch der Plätze schließt er nicht aus. Denn einen Plärrer ohne Leopardenspur – das kann man sich auch im Marktamt nur schwer vorstellen.

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