Eine 20-Jährige wird am späten Abend am Schlössle in Lechhausen von zwei Männern festgehalten und begrapscht. Weil ein Zeuge dazwischengeht, lassen sie von ihr. Als eine 23-Jährige nachts vom Bahnhof Haunstetter Straße kommt, wird sie ein paar Straßen weiter von einem Unbekannten begrapscht, dann läuft der Täter davon. Eine Mitarbeiterin eines Sicherheitsdienstes ist in der Nacht im Bereich der Grottenau unterwegs, plötzlich wird die 57-Jährige bedrängt. Der Täter verlangt Sex. Als sie sich weigert, wird sie geschlagen. Die Situation eskaliert weiter. Im Univiertel wird eine 24-Jährige belästigt. Vier Fälle im Monat Juli - häufen sich in Augsburg derzeit die Übergriffe auf Frauen?
Die Polizei will beruhigen. "Wir beobachten aktuell keine Häufung an sexuellen Übergriffen", betont Polizeisprecher Markus Trieb. Auffallend waren diese drei Fälle wohl, weil sich die Polizei damit an die Öffentlichkeit wandte. Die Ermittler wollen an mögliche Zeugen gelangen und anhand etwaiger Beschreibungen nach den mutmaßlichen Tätern suchen. Nicht immer wählt die Polizei den Weg über die Öffentlichkeit - entweder gibt es dafür ermittlungstaktische Gründe, eine Tat hat sich im privaten Umfeldereignet oder Täter und Opfer kannten sich. "Was im Umkehrschluss heißt, dass in vielen Fällen Opfer nicht willkürlich von einem Unbekannten angegangen werden, sondern bereits eine Vorbeziehung bestand und sich der Täter dabei etwa nicht an ein Nein hält." Bei den aktuellen Fällen gehe man nicht davon aus, dass ein Zusammenhang zwischen den einzelnen Taten bestehe, sagt der Sprecher. Frauen könnten sich weiterhin sicher fühlen, wenn sie gerade in Augsburg unterwegs sind. Einer der mutmaßlichen Täter wurde bereits gefunden. Er sitzt in Untersuchungshaft.
Sexueller Übergriff in Augsburgs Innenstadt: Zeugen helfen Frau
Wie berichtet, wurde in dem Fall der im Bereich der Grottenau attackierten Sicherheitsbeamtin ein 23 Jahre alter Mann festgenommen. Laut Polizei handelt es sich um einen Mann mit somalischer und äthiopischer Staatsangehörigkeit. Der Vorfall in der Innenstadt lief einigermaßen glimpflich ab, vermutlich weil zwei Zeugen der 57-Jährigen zu Hilfe eilten. Ein 18-jähriger Syrer und sein Beifahrer, ein 24-jähriger Deutscher mit türkischen Wurzeln, hatten angehalten und eingegriffen. Der Angreifer ging davon, kam dann aber wieder zurück. Die beiden Helfer hielten ihn fest, bis die Polizei eintraf.
Generell rät die Polizei Frauen, von Menschen Abstand zu halten, die auf sie bedrohlich wirken, oder bei denen sie ein schlechtes Bauchgefühl haben. Bei bedrohlichen Situationen sollten sich Betroffene an sichere Orte begeben, die hell und belebt sind. "Das kann bereits die andere Straßenseite oder ein anderes Zug- oder Tramabteil sein sowie Geschäfte oder Restaurants." Provozierende Personen sollten gesiezt werden. Dadurch werde Außenstehenden signalisiert, dass es sich um keine private Streitigkeit handele. "Äußern Sie laut und unmissverständlich, dass sie mit dem Verhalten der anderen Person nicht einverstanden sind", rät die Polizei.
In Relation zu Gesamtstraftaten nur ein Bruchteil
Auch sollten unbeteiligte Personen direkt angesprochen und um Hilfe gebeten werden. Niemand müsse laut Polizei Hemmungen haben, den Notruf 110 zu wählen, wenn man sich unsicher fühle. Auch wenn sich eine Situation im Nachhinein als harmlos herausstellen sollte, werde die Polizei den Betroffenen keinen Vorwurf machen. "Wenn Sie Opfer von Belästigungen oder Übergriffen wurden: Melden Sie sich sofort bei der Polizei", so der Appell.
Im vergangenen Jahr verzeichnete die Polizei in ganz Nordschwaben 799 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, darunter 63 Vergewaltigungen, 66 Fälle von sexueller Nötigung bzw. Übergriffe, 122 Fälle sexueller Belästigung und 46 Fälle exhibitionistischer Handlungen. Die restlichen Fälle ergeben sich aus Verbreitung pornografischer Schriften (346), Kinderpornografie (Besitz: 133, Verbreiten 112) sowie sexuellem Missbrauch von Kindern (102). Laut Polizei beträgt die Aufklärungsquote bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung 90 Prozent. In Relation zu den Gesamtstraftaten nähmen derartige Straftaten einen Anteil von 2,4 Prozent ein.