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Augsburg: Secondhand-Mode findet immer mehr Anhänger

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Secondhand-Mode findet immer mehr Anhänger

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    Doris Durstin (links), hier zusammen mit Helena Grezinger, bietet in ihrem Secondhandladen in der Jakobervorstadt Trachten und Abendmode an.
    Doris Durstin (links), hier zusammen mit Helena Grezinger, bietet in ihrem Secondhandladen in der Jakobervorstadt Trachten und Abendmode an. Foto: Stefan Quintus

    Hochwertig, günstig, nachhaltig und einzigartig – Eigenschaften, die heutzutage im Zusammenhang mit Mode immer weniger erfüllt werden. Fast Fashion, also Kleidung, die massenhaft produziert, gekauft und in sehr vielen Fällen auch bald wieder weggeworfen wird, ist der Trend der Stunde. Das passt so gar nicht zur Fridays-for-Future-Bewegung und den Umweltdebatten der vergangenen Monate.

    Eine Reaktion auf diese Entwicklung bietet die Secondhandbranche. In Städten wie London hat sie sich längst etabliert und gehört zu einem Shopping-Erlebnis. Aber auch in Augsburg wachse die Szene stark und finde immer mehr Fans, erzählen Branchenkenner.

    Exklusive Mode in Augsburg

    Da gibt es die Sozialkaufhäuser in Lechhausen und im Bärenkeller, Contact in Haunstetten und den neuen Caritas-Laden in Hochfeld, wo allerhand Artikel aus zweiter Hand zu günstigen Preisen angeboten werden. Aber auch Läden mit exklusiver Mode und welche, die sogar Filialen in der britischen Hauptstadt betreiben, sind in Augsburg zu finden.

    Nach aktuellen Zahlen des Wirtschafts- und Finanzreferats gibt es im Stadtgebiet rund 30 solcher Einrichtungen – dazu zahlreiche Märkten, Tauschbörsen oder Basare. Der „Mädchenflohmarkt“ von Schwesterherz im Hotel Drei Mohren war so beliebt, dass sich im November vergangenen Jahres eine meterlange Schlange vor dem Eingang des Luxushotels bildete.

    Läden mit karitativem Hintergrund

    Viele Läden oder Veranstaltungen sind dabei an karitative Einrichtungen angebunden und erfüllen damit gleich noch einen weiteren Zweck: Mit ihren Erlösen refinanzieren sich die Initiativen und können dadurch Menschen, die in Not geraten sind, unterstützen. Einen solchen karitativen Hintergrund hat auch Vinty’s am Oberen Graben. Es gehört zur Aktion Hoffnung, einer kirchlichen Hilfsorganisation des Bistums Augsburg und des katholischen Hilfswerkes Missio in München. Verkauft wird Mode für Nachhaltigkeits- und Qualitätsanhänger, für Schüler und Studierende – kurzum für alle, die Freude an hochwertiger Secondhandkleidung haben. Das alles optisch aufbereitet wie in einem ganz normalen Kaufhaus.

    Aline Weyel, seit 2013 Shopleiterin, berichtet von einer immer größeren Nachfrage nach Secondhand-mode. Die Hürde, gebrauchte Kleidung zu kaufen, die früher vermehrt in den Köpfen geherrscht hat, sei niedriger geworden. „Second-hand-Mode zu kaufen ist heute mehr und mehr auch ein Statement.“ Diese Tendenz habe mittlerweile auch Augsburg erreicht.

    Mit dazu beigetragen hat unter anderem Birgit Niederhauser, die 2015 am Obstmarkt 11 ihren Laden Onimos gründete. Sie bietet handverlesene Vintage-Stücke der 70er-, 80er-, 90er- und 2000er-Jahre aus der ganzen Welt an und hat mittlerweile sogar eine Filiale in der Vintage-Hochburg London eröffnet. Auch bei Onimos spürt man eine stärker werdende Nachfrage nach Secondhandbekleidung, vor allem bei jüngeren Menschen.

    Mix aus Online-Shopping und stationärem Handel

    Dass sich die Secondhand-Branche aus ihrem verstaubten Image herausarbeitet, zeigen auch neue Angebote wie das von 22nd Dresses. Inhaberin Doris Durstin hat mit ihrem Laden einen Mix aus Online-Shopping und stationärem Handel geschaffen. In der Jakoberstraße bietet die 32-Jährige Trachten- und Abendmode an, die die Kundin vorher in ihrem Online-Shop anschauen und dabei eine erste Auswahl treffen kann. Gekommen ist Durstin die Idee, weil sie das „Zu-Fuß-Abklappern der bekannten Innenstadtläden mit Abendmode-Sortiment und dem nervigen Online-Bestellen mit Paket-Hin-und-Her-Schickerei“ leid war. Bei 22nd Dresses vereinbart man daher einen Termin, geht zur Anprobe der online ausgewählten Stücke und fällt dann die Entscheidung – und zwar nicht nur, welches Kleid man gerne haben möchte, sondern auch noch, ob man es kaufen oder lieber leihen will.

    Und es geht noch exklusiver. Beispielsweise bei Kleidsam am Perlachberg 5. In dem seit 16 Jahren bestehenden Laden werden ausgesuchte Einzelteile und Designermode aus zweiter Hand angeboten. Die Markenware entspricht den aktuellen Trends. Dazu gebe es eine enge Beziehung zu den Kundinnen, die zum Teil bis aus München oder Stuttgart in den Laden kommen, so die Inhaber.

    Insgesamt ist Augsburg zwar nicht London, kann sich in Sachen Secondhandmode aber dennoch sehen lassen. „Die Stadt hat Potenzial“, sagen Branchenkenner. Dem stimmt auch das Finanz- und Wirtschaftsreferat zu: „Das Thema Secondhand hat sich stark gewandelt. Die Zielgruppe sind längst nicht mehr nur Bedürftige und Personen mit kleinem Geldbeutel, vor allem jüngere Personen sind vermehrt interessiert.“ Nachhaltigkeit, Qualität und Einzigartigkeit scheinen als Konzept demnach immer mehr Kunden zu überzeugen.

    Lesen Sie dazu auch: Mit gutem Gewissen Klamotten kaufen: So shoppen Augsburger Studenten

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