235 Zimmer und 510 Betten, verteilt auf sechs Etagen: Im Oktober eröffnet mit dem Leonardo Augsburg direkt an der Wertachbrücke das größte Augsburger Hotel. Das Gebäude fügt sich direkt in die Spitze zwischen Langenmantel- und Schwimmschulstraße ein und ist aufgrund seiner besonderen Form fürs Planungsbüro eine Herausforderung: „Manche Zimmer haben einen ganz besonderen Zuschnitt, beispielsweise mit halbrunden Wänden“, erzählt Hotelmanager Fabian Falzboden. Hier sei die Innenausstattungsfirma mit ihren kreativen Ideen gefragt. Im Musterzimmer, das als einziges bereits komplett fertiggestellt ist, sind bereits Motive mit Bezug zu Augsburg angebracht – solche wird es in all den anderen Räumen auch geben, erzählt der Hotelmanager.
Fokus des Augsburger Leonardo Royal liegt auf Tagen und Übernachten
Ausgerichtet ist das Hotel, das in der fünften Etage eine große Dachterrasse hat, vor allem auf Geschäftskunden. Tagen und Übernachten, darauf liegt der Fokus. Zur Verfügung stehen hierfür acht Tagungsräume in unterschiedlichsten Größen sowie Coworking-Plätze. Erschlossen wird die Tiefgarage über eine neue Straße zwischen Langenmantel- und Schwimmschulstraße. Dass das Leonardo eines unter vielen Hotels ist, die derzeit in Augsburg entstehen und öffnen, sieht Falzboden nicht weiter kritisch. „In unserem Segment gab es in Augsburg bislang wenig Angebot. Insofern bin ich überzeugt, dass wir beim Kunden punkten können.“
Seit Februar 2020 sind in Augsburg Planung und Bau von mehr als zehn neuen Hotels mit verschiedenster Ausrichtung und in unterschiedlichen Kategorien bekannt. Mehr als 3000 Betten sind seitdem neu auf den Markt gekommen oder werden das in absehbarer Zukunft tun - ein massiver Zuwachs gegenüber den 4600 Bestandsbetten vom Frühjahr 2020. Obwohl Corona vor allem die Hotelbranche enorm getroffen hat, werden fast alle Projekte weiter umgesetzt. Eine Übersicht:
Zu den Akten gelegt werden lediglich die Pläne, ein Hotel im geplanten Gebäudekomplex auf den Ladehöfen am Bahnhof unterzubringen. Hintergrund seien tatsächlich die Corona-Pandemie und die Auswirkungen auf die Hotellerie-Branche, so Christian Vogrincic, Vorstand des Bauherren CV Real Estate aus München. Darum habe man sich entschlossen, die ganze vermietbare Fläche von 16.000 Quadratmetern als Büros zu gestalten.
Neues Hotel in denkmalgeschützten Räumen der Kammgarnspinnerei
Die fürs Frühjahr 2021 geplante Eröffnung des Star-Inn-Hotels in einem Teil der denkmalgeschützten Kammgarnspinnerei fällt zwar ebenso aus, allerdings gibt es hier bereits eine neue Lösung. Wie die Firma Infrabau, die das Hotel errichtet, auf Nachfrage bekannt gab, wird die Hotelgruppe Achat neuer Pächter. Sie eröffnet ein Haus unter dem Namen Loginn. Das Hotel ist mit 159 Zimmern und etwa 310 Betten geplant. 111 Zimmer sollen dabei im denkmalgeschützten Kesselhaus unterkommen, 42 im Neubau. Außerdem sind sechs Suiten im Dachgeschoss des denkmalgeschützten Turbinenhauses vorgesehen. Eröffnung könnte, wenn alles nach Plan läuft, im Mai 2022 sein.
Weiter geht es auch mit dem ehemaligen Privathotel-Riegele, das von seinen Vorbesitzern corona-bedingt aufgegeben worden ist. Es ist von der Augsburger GS-Gruppe übernommen worden, die nach einer umfangreichen Sanierung dann in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof am 1. September das Boutique-Hotel Maison Viktoria eröffnen will. GS steckt im übrigen auch hinter verschiedenen anderen Hotelprojekten der Stadt. Unter anderem hat vor kurzem das Super 8 by Windham sowie das angrenzende Arthotel Ana (zusammen rund 350 Betten) in Göggingen eröffnet. Ebenso übernimmt die Gruppe das geplante Hampton by Hilton und ein angeschlossenes Roomingtons mit zusammen rund 300 Zimmern in der Gubener Straße in Oberhausen. Hier warte man noch auf die Erteilung der Baugenehmigung, heißt es seitens des Unternehmens. In Betrieb gehen sollen die Häuser 2023. Im April 2022 wird GS zudem ein Boutique-Hotel in der Maximilianstraßeeröffnen.
Auch im Innovationspark gibt es bald Übernachtungsmöglichkeiten
Ab 26. Juli diesen Jahres hat dann auch der Augsburger Innovationspark ein Hotel zu bieten. Dann startet das Ninety Nine (Hamburger Centro Hotel Group) nach knapp drei Jahren Bauzeit. Das Hotel mit neuartigem Designkonzept bietet 160 Doppelzimmer plus Gästeversorgung und wollte eigentlich schon im Mai 2020 die ersten Besucher begrüßen. Hier hatte Corona für Verzögerungen in der Fertigstellung gesorgt. Ebenfalls im Innovationspark soll im kommenden Jahr mit dem Bau eines 60 Meter hohen Gebäudes begonnen werden, das den Namen "A-Town High" trägt. Neben Büroflächen soll es vor allem auch ein Boarding-House beherbergen, also möblierte Apartments, die für mehrere Monate gemietet werden können. Um ein Hotel im klassischen Sinne handelt es sich also nicht. Dieses Angebot richtet sich vor allem an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Unternehmen oder Forschungseinrichtungen, die für Projektarbeiten einige Monate im Innovationspark arbeiten. Entwickelt wird das Objekt von der weissmanngroup.
Seit 1. Juli ist auch das B&B Hotel Augsburg West in derWerner-Heisenberg-Straße, dasursprünglich als Letomotel geplant war, mit etwa 120 Betten in Betrieb. Es ist nach dem Standort an der Haunstetter Straße das zweite B&B Hotel in Augsburg. Zudem soll ab Herbst ein weiteres in den Komplex „Portal Nordwest“ in Oberhausen einziehen (90 Zimmer mit 156 Betten). Auch das Inklusionshotel Einsmehr (73 Zimmer, etwa 170 Betten) in der Nähe des Uniklinikums ist gestartet – und zwar mitten in der Krise. Ganz ohne Gäste war das Hotel trotz Beherbergungsverbot allerdings nicht. Hier kamen Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr unter, die im Uniklinikum zur Hochphase der Pandemie aushalfen.
Eingesessene Hoteliers fürchten Nachteile
Seiner Eröffnung entgegen fiebert dagegen noch das Select Hotel im Güterverkehrszentrum (GVZ), also im Städtedreieck zwischen Augsburg, Neusäß und Gersthofen. Wie Josef Eser, Chef des Augsburger Projektentwicklers Eser Real Estate, gegenüber unserer Zeitung sagte, ist die Eröffnung für das kommende Frühjahr geplant. 220 Zimmer stehen dann für die Gäste zur Verfügung.
Augsburgs Tourismusdirektor Götz Beck hatte lange für ein Plus an Betten geworben, um die Stadt als Standort für Tagungen und Kongresse zu etablieren. Private Hotelbetreiber sahen diese Welle an Ansiedlungen stets mit gemischten Gefühlen. Ihnen fehlten Konzepte, wie all die Betten künftig gefüllt werden sollen. Nach Corona fürchten manche zudem Nachteile. Neue Hotels stünden dann eingesessenen Häusern gegenüber, die wegen der Krise möglicherweise anstehende Renovierungen aussetzen mussten.