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Augsburg: Schließungen und Einschränkungen: Krankheitswelle bringt Kitas ans Limit

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Schließungen und Einschränkungen: Krankheitswelle bringt Kitas ans Limit

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    Die Lage an den Augsburger Kitas ist wegen der aktuellen Krankheitswelle angespannt: Vier städtische Einrichtungen mussten kurzfristig geschlossen werden.
    Die Lage an den Augsburger Kitas ist wegen der aktuellen Krankheitswelle angespannt: Vier städtische Einrichtungen mussten kurzfristig geschlossen werden. Foto: S. Wyszengrad (Symbol)

    Katharina Müller wollte heute eigentlich ins Büro. Vor ihrem Weihnachtsurlaub habe sie in der Kanzlei, in der sie arbeitet, noch viel zu tun. "Tja, bleibt jetzt wieder liegen. Langsam meldet sich mein schlechtes Gewissen", sagt die 33-Jährige. "Aber was soll ich machen?" Den Tag wird sie stattdessen mit ihrem Sohn verbringen. Wieder. Weil es für die Kita-Gruppe, in die der Zweijährige geht, keine Betreuung gibt. "Alle krank. Und auch kein Springerpersonal mehr verfügbar, haben sie uns gesagt", so die junge Mutter aus Augsburg. Zuvor habe sie sich abwechselnd mit ihrem Mann bereits fast zwei Wochen "kinderkrank" melden müssen, weil der Zweijährige zuerst mit einer Erkältung, dann mit einer beginnenden Mittelohrentzündung zu kämpfen hatte. "Bleibt nur zu hoffen, dass ich mir selbst jetzt nicht auch noch was einfange", sagt Müller am Telefon. Besonders optimistisch klingt sie dabei nicht.

    Atemwegsinfekte bei Kindern und Jugendlichen

    Derzeit gibt es ein massives Aufkommen von hochfieberhaften Atemwegsinfekten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Kinderkliniken sind deutlich überlastet und auch Kinderärzte schieben Zehn bis Zwölfstundenschichten. (Quelle RKI, AZ)

    Ein hoher Prozentsatz der Erkrankungen fällt auf das RS-Virus zurück, das das Respiratorische Synzytial-Virus. Es ist ein weltweit verbreiteter Erreger von akuten Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege in jedem Lebensalter.

    Das RS-Virus ist einer der bedeutendsten Erreger von Atemwegsinfektionen bei Säuglingen, insbesondere Frühgeborenen und Kleinkindern.

    In Saisonalität und Symptomatik ähneln RSV-Infektionen der Influenza, der echten Grippe. In Mitteleuropa ist ihr Auftreten von November bis April am höchsten (RSV-Saison), in den übrigen Monaten kommen sporadische Infektionen vor.

    Bei älteren Säuglingen und Kleinkindern ist eine RSV-Infektion die häufigste Ursache von Erkrankungen des unteren Atemwegstraktes und von damit verbundenen Krankenhauseinweisungen.

    Schwere, mit Krankenhausaufenthalt verbundene RSV-bedingte Erkrankungen bei Kindern betreffen etwa doppelt so oft Jungen wie Mädchen. Doch kommt RSV bei Männern wie Frauen gleichermaßen vor.

    RSV-infizierte Personen können schon einen Tag nach der Ansteckung und noch vor Symptombeginn infektiös sein. Die Dauer der Ansteckungsfähigkeit beträgt in der Regel 3–8 Tage. Frühgeborene, Neugeborene, immundefiziente oder immunsupprimierte Patienten können das Virus über mehrere Wochen, im Einzelfall über Monate ausscheiden.

    Die ambulante Behandlung von RSV-Infekten verläuft mit Inhalationspräparaten. In Arztpraxen werden auch die Sauserstoffsättigung des Blutes und die Entzündungswerte überwacht. Gefährdete kleine Patienten werden engmaschig überwacht. Die Krankheit selbst kann nicht medikamentös geheilt werden, der Körper muss sie selbst überwinden. (AZ)

    In Augsburg sind aktuell vier der rund 50 städtischen Kitas geschlossen, bei neun weiteren gibt es Einschränkungen der Betreuungszeiten. Auch bei kirchlichen und freien Trägern kommt es wegen vieler Krankmeldungen zu personellen Engpässen. Beim Kita-Zentrum St. Simpert des Bistums Augsburg mit knapp 200 Einrichtungen von Nordschwaben bis ins Allgäu seien derzeit rund acht Prozent von verkürzten Betreuungszeiten betroffen. Das berichtet Personal-Vorstand Robert Bläß. Bis zu 14 Tage lang sollen die Einrichtungen später öffnen und die Eltern ihre Kinder früher abholen. Auch zu Gruppen-Schließungen komme es vereinzelt. Die Maßnahmen würden mit den Vätern und Müttern, so gut es geht, abgestimmt.

    Krankheitsrate bei den städtischen Kitas liegt bei 30 Prozent

    Augsburgs Zweite Bürgermeisterin Martina Wild spricht von einer noch nie dagewesenen Herausforderung für die Kinderbetreuung. Selbst in den Hochzeiten der Corona-Pandemie sei die Krankheitsrate nicht so hoch gewesen. Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den städtischen Einrichtungen liegt sie bei aktuell rund 30 Prozent. "Es melden sich fast täglich zwischen 15 und 20 Personen krank", sagt Wild. Auch unter den Kindern seien überdurchschnittlich viele Ausfälle zu verzeichnen.

    Viele Eltern werden derzeit gebeten, ihre Kinder wegen des fehlenden Personals früher aus der Kita abzuholen.
    Viele Eltern werden derzeit gebeten, ihre Kinder wegen des fehlenden Personals früher aus der Kita abzuholen. Foto: Peter Kneffel, dpa (Symbolbild)

    Die Welle, so Wild, treffe nun auf ein ohnehin stark belastetes frühkindliches Bildungssystem, da unabhängig von Krankheiten ein starker Personalmangel herrsche. "Der allein führt schon zu großen Belastungen der aktuell Mitarbeitenden", sagt Augsburgs Zweite Bürgermeisterin. Die vergangenen Corona-Jahre seien für die pädagogischen Fachkräfte darüber hinaus noch eine zusätzliche Herausforderung gewesen.

    Kitas in Augsburg am Limit: Hoffnung auf Entspannung nach Weihnachten

    Bei der Stadt hofft man, dass durch die Schließtage um Weihnachten die Krankheitswelle durchbrochen werden kann. In der ersten Weihnachtswoche sind alle städtischen Kitas geschlossen. In der ersten Januar-Woche läuft ein eingeschränkter Betrieb: Die Betreuung ist zwar möglich, muss aber von den Eltern extra dazugebucht werden.

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