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Augsburg: "Schlag ins Gesicht": Wie Bar- und Club-Betreiber auf Schließungen reagieren

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"Schlag ins Gesicht": Wie Bar- und Club-Betreiber auf Schließungen reagieren

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    In Augsburg müssen wegen verschärfter Corona-Regeln Clubs und Diskotheken wieder schließen, in der Gastronomie gilt eine Sperrstunde. Restaurants müssen ab 22 Uhr schließen.
    In Augsburg müssen wegen verschärfter Corona-Regeln Clubs und Diskotheken wieder schließen, in der Gastronomie gilt eine Sperrstunde. Restaurants müssen ab 22 Uhr schließen. Foto: Caroline Seidel

    Anfang Oktober schien die Durststrecke für Augsburgs Clubs und Diskotheken beendet. Nach monatelangen Corona-Schließungen sehnten Betreiberinnen und Betreiber ebenso wie das Publikum den Neustart herbei, die Hoffnung auf unbeschwerte Herbstwochen war groß. Jetzt, sieben Wochen danach, hat sich diese Hoffnung zerschlagen. Wegen der verschärften Corona-Lage wird das Nachtleben in Bayern komplett heruntergefahren, Restaurants müssen um 22 Uhr schließen. Personal und Betreiber stehen vor unsicheren Wochen.

    Diskotheken und Clubs schließen: "Falsche zum Sündenbock gemacht"

    Gerade einmal vier Öffnungstage hatte Leo Dietz in seinem Club Cube - nachdem er zuvor 21 Monate geschlossen war. Das habe sich nun gar nicht gerechnet, stellt der Betreiber frustriert fest. Dass die vierte Welle gebrochen werden müsse, sei absolut nachvollziehbar, so Dietz. "Doch hier werden die Falschen zum Sündenbock gemacht", betont der Augsburger Wirtesprecher und Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes in Augsburg. Er verstehe nicht, warum Gastronomen um 22 Uhr schließen müssten, wenn man sich danach doch einfach privat treffen könne. In der Gastronomie würde wenigstens alles kontrolliert ablaufen - mit der Kontrolle von geimpften und genesenen Personen. Es sei nicht nachvollziehbar, warum Gastronomie und Nachtleben so große Einschränkungen in Kauf nehmen müssten, der öffentliche Personennahverkehr, Schulen, Sport und Einzelhandel aber nicht, so Dietz. "Wenn, dann müssten jetzt mehr schließen, damit es auch etwas bringt", findet er.

    Leo Dietz ist Betreiber des Klubs Peaches in Augsburg.
    Leo Dietz ist Betreiber des Klubs Peaches in Augsburg. Foto: Oliver Wolff

    Sebastian Karner, der unter anderem die Musikkantine am Königsplatz betreibt, fühlt sich genauso wie Dietz um ein Jahr zurückversetzt. "Damals wollte man vor Weihnachten einen schnellen Wellenbrecher-Lockdown machen." Das habe nichts gebracht. Und auch jetzt würden die Einschränkungen, die Gastronomie und Nachtleben betreffen, in seinen Augen nicht ausreichen. "Das Infektionsgeschehen ist diffus. Menschen stecken sich im Kindergarten, in der Schule oder am Arbeitsplatz an. Das kann überall passieren." Karner ist von der Politik und von der Gesellschaft enttäuscht. Die

    Augsburger Gastro-Betreiber befürchten längere Corona-Schließung

    Vorerst gelten die verschärften Corona-Regeln bis zum 15. Dezember. Karner geht aber davon aus, dass Clubs länger geschlossen bleiben könnten. Er und Dietz ärgern sich, dass in der Argumentation immer wieder auf die Auswertung der Daten der Luca-App zurückgegriffen wird. Sie hatte ergeben, dass Clubs und Bars Corona-Hotspots wären. Allerdings gelten die Daten nicht als besonders aussagekräftig. Schließlich kam die App beispielsweise in bayerischen Restaurants nur noch wenig zum Einsatz, weil dort - anders als in den Clubs - keine Erfassung der Kontaktdaten mehr vorgeschrieben ist.

    Sebastian Karner betreibt die Musikkantine in Augsburg.
    Sebastian Karner betreibt die Musikkantine in Augsburg. Foto: Silvio Wyszengrad

    Etwas weniger drastisch ist das Stimmungsbild, das Augsburger Restaurantbetreiberinnen und -betreiber zeichnen. Die geplante Sperrstunde ab 22 Uhr sei zwar ärgerlich, gerade im Bereich der reinen Speisegastronomie aber verkraftbar. Georgios Chantziaras, der das griechische Restaurant Alt-Athen nahe der Hochschule betreibt, betont: "Für uns hat die Sperrstunde keine großen Auswirkungen. Um 22 Uhr schließt die Küche, um diese Zeit sind oft kaum noch Gäste da." Schon seit mehreren Tagen und Wochen seien die Gästezahlen zurückgegangen, dies sei "das größere Problem".

    Sperrstunde für Restaurants: Personal fürchtet Kurzarbeit

    Trotzdem bleibt die Unsicherheit groß. Die Mitarbeiterin eines italienischen Innenstadtrestaurants, die namentlich nicht genannt werden möchte, macht sich Sorgen: "Die Sperrstunde ist ein Schlag ins Gesicht. Jetzt werden noch weniger Leute kommen - und wir müssen irgendwann wieder in Kurzarbeit." Sie verstehe, dass angesichts der hohen Zahlen gehandelt werden müsse. "Aber es trifft immer uns. Es ist schlimm, für die ganze Branche."

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