Im Augsburger Stadtwald konnte man bis in die 1980er-Jahre auf Soldaten treffen. Die militärischen Aktivitäten im deutschen „Waldgebiet des Jahres 2024“ haben sogar zu der einzigartigen Naturlandschaft beigetragen. So ist auf dem Gelände des ehemaligen Haunstetter Schießplatzes die sogenannte Schießplatzheide entstanden. Hier haben sich seltene Tier- und Pflanzenarten angesiedelt. Nordwestlich des Schießplatzes wurden die Bunker des ehemaligen Haunstetter Munitionsdepots zu einem Refugium für Fledermäuse. Die mittlerweile denkmalgeschützten Überbleibsel dieser Militäranlagen werden heute gerne von Ausflüglern angesteuert. Andere historische Begebenheiten sind weniger bekannt.
Der Süden von Augsburg und die damals selbstständige Gemeinde Haunstetten galten zur Zeit des Nationalsozialismus als ein Zentrum der deutschen Luftfahrtindustrie. Um die vier Messerschmitt-Flugzeugwerke vor den alliierten Luftangriffen von 1942 bis 1945 zu schützen, wurden umfangreiche Maßnahmen zur Flugabwehr getroffen. So kamen zahlreiche Wehrmachtssoldaten im nördlichen Stadtwald, dem Siebentischwald, zum Einsatz. An sechs Standorten blieben die Betonfundamente von Flugabwehrtürmen, die über die Baumwipfel ragten, erhalten.
Auf diesen hölzernen Bauwerken befanden sich Luftraumbeobachter und Flugabwehrkanonen, kurz Flak. Die Bodenplatte einer großen Abortbaracke findet man in einem Wäldchen am Ende der Ellensindstraße. Dieses Gebäude gehörte zu einer ausgedehnten Wehrmacht-Militäranlage mit Flugabwehrkanonen, Munitionslagern und Mannschaftsbaracken beiderseits des Ochsenbachs. Die Soldaten stammten von einer Flugabwehreinheit in der damaligen Flak-Kaserne von Kriegshaber. Es gelang der Wehrmacht jedoch nur begrenzt, die alliierten Luftangriffe abzuwehren. Deshalb begann die Firma Messerschmitt, ihre Produktionsprozesse in Betriebsstätten außerhalb von Augsburg auszulagern. Zahlreiche alliierte Bomben verfehlten ihr Ziel. Davon zeugen rund 450 Bombentrichter im gesamten Stadtwald. Die dortigen Flugabwehrtürme wurden nach dem Krieg abgerissen. Aber in den 1950er-Jahren entstand ein Stahlturm nordöstlich des Schießplatzes. Feuerwächter sollten von hier aus entstehende Waldbrände melden. Mittlerweile werden jedoch Luftbeobachtungsflüge zur Brandverhütung durchgeführt. Nach dem Abriss des Feuerwachturms vor einigen Jahren verblieb auch hier das Betonfundament.
Haunstetter Schießplatz: Es gab Bahnen für Panzerabwehrwaffen und mehr
Der Haunstetter Schießplatz war im Jahr 1886 von der Königlich-Bayerischen Armee in Betrieb genommen worden. Es gab sowohl Schießstände für Handwaffen als auch Schießbahnen für leichte Infanteriegeschütze und Panzerabwehrwaffen. Von 1935 bis 1945 diente diese Einrichtung im südlichen Stadtwald, dem Haunstetter Wald, der Wehrmacht. An dort hingerichtete Wehrmachtssoldaten und Zwangsarbeiter erinnert auf Initiative des Kulturkreises Haunstetten eine Gedenkstätte. Nach 1945 nutzte die US-Armee den Schießplatz, später auch die Bundeswehr und die Polizei. Eine anfangs dem Militär vorbehaltene Gastwirtschaft war an den schießfreien Wochenenden zu einem beliebten Ausflugsziel geworden.
Wegen des Trinkwasserschutzes hat man den Schießplatz im Jahr 1983 aufgegeben. Aber das Gelände gehört immer noch der Bundesrepublik Deutschland und wird von einem Bundesförster betreut. Das Haunstetter Munitionsdepot wurde im Jahr 1934 nordwestlich des Schießplatzes im Rahmen der nationalsozialistischen Aufrüstung eingerichtet. Die 13 Betonbunker besaßen eine Kapazität für rund 40 Tonnen Artilleriemunition. Nach 1945 nutzte die US-Armee das Depot. Im Jahr 1961 erfolgte die Übernahme durch die Bundeswehr. Das Munitionsdepot wurde dann in den 1970er-Jahren aufgelassen, wobei alle Bunker erhalten blieben. Auch ein Relikt dieses Depots ist die überbreite Verlängerung der Krankenhausstraße. Sie diente als Stellfläche für die Munitionstransporter.
Info: Der Kulturkreis Haunstetten hat mit städtischer Unterstützung eine Stadtwald-Karte herausgegeben. Dieses Druckwerk dokumentiert 123 Kulturspuren aus zwei Jahrtausenden. So kann man bei einem Spaziergang oder einer Radtour auch die Spuren der militärischen Nutzung entdecken. Die Karte ist bei der Bürger- und Tourist-Information am Rathausplatz kostenlos erhältlich.
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