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Augsburg schafft Wärmehallen für möglichen Energiemangel

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Augsburg bereitet sich mit Wärmehallen auf möglichen Energiemangel vor

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    Beim Bombenfund an Weihnachten 2016 wurden in Augsburg Orte für Menschen eingerichtet, die nicht zu Hause bleiben konnten. Sollten Wohnungen im Winter kalt bleiben, soll es ebenfalls solche Anlaufstellen geben.
    Beim Bombenfund an Weihnachten 2016 wurden in Augsburg Orte für Menschen eingerichtet, die nicht zu Hause bleiben konnten. Sollten Wohnungen im Winter kalt bleiben, soll es ebenfalls solche Anlaufstellen geben. Foto: Peter Fastl (Archivbild)

    Angesichts der Energiepreisexplosion und einer möglichen Energieknappheit im Winter bereitet die Stadt sich zumindest potenziell darauf vor, sogenannte Wärmehallen in allen Stadtteilen einzurichten. Das Angebot werde es aber nur in einer "absoluten Notsituation" mit Gasmangellage geben, sagt der Augsburger Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU). Er leitet den im Sommer eingerichteten städtischen Krisenstab. Falls Wohnungen kalt bleiben, wolle man Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit geben, sich für ein paar Stunden in städtischen Einrichtungen wie Museumsfoyers aufzuhalten, um sich aufzuwärmen. Man werde auch mit kirchlichen Einrichtungen oder Geschäften das Gespräch suchen, um ein niederschwelliges stadtweites Angebot bieten zu können. Auch für einen möglichen Ausfall oder Störungen bei der Stromversorgung hat man bei der Stadt Pläne.

    Stadt Augsburg zu Energiekrise: Auch Bürger sollen vorsorgen

    Grundsätzlich geht man bei der Stadt zwar wohl nicht ernsthaft davon aus, auf diese Notfallebene zurückgreifen zu müssen, will aber vorbereitet sein. Die Stadt habe grundsätzlich Unterbringungsmöglichkeiten zur Hand, wie sie auch bei Bombenfunden immer wieder kurzfristig benötigt werden, sagt Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU). Diese könne man dann auch als "Wärmeinseln" nutzen. Auch Feuerwehrhäuser stünden mit Notstromaggregaten als Anlaufstellen zur Verfügung. Pintsch sagt, man empfehle allen Bürgerinnen und Bürgern, sich mit der Vorsorge für Notfälle zu befassen, etwa über die Internetseite des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Dort geht es unter anderem um Vorräte für einen Notfall. Frank Pintsch sagt: "Man sollte einerseits nicht in Panik verfallen, andererseits die Situation aber auch nicht auf die leichte Schulter nehmen."

    Quer durch die Stadtverwaltung sind in den vergangenen Monaten die Planungen für den Winter vorangeschritten. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) hatte im Juli eine Reihe von Aktionen angekündigt, vor allem um ein Zeichen zu setzen. Dazu zählte das Abschalten der Außenbeleuchtung an Gebäuden, etwa dem Rathaus. Der Effekt ist freilich gering: Bei drei Stunden Beleuchtung kommen beim Rathaus pro Tag sieben Euro für den Strom zustande. Untersucht wurde auch, ob manche Ampeln nachts ausbleiben können. Fünf Ampeln, die nachts ohnehin nicht laufen, werden nun etwas später am Morgen angeschaltet.

    Wie viel Energie wird in Augsburg gespart? Das kommt auch auf das Wetter an

    Richtig sparen kann die Stadt vorwiegend beim Thema Wärme. In den Bädern wurde die Temperatur reduziert, die Sauna im Stadtbad bleibt diesen Winter aus. Die Stadt geht davon aus, so 25 Prozent an Energie im Bäderbereich einsparen zu können – es geht um ein Sparpotenzial von knapp drei Millionen Kilowattstunden. Abgesenkt wird auch die Temperatur in den Stadtmarkthallen. In den Büros bleibt die Temperatur bei 19 Grad, wenn die Heizungsanlagen Anfang Oktober eingeschaltet werden. Auch Homeoffice und das Herunterfahren des Betriebs während der Weihnachtstage sind für die Stadt ein Thema. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien zum Energiesparen angehalten. Beim Verlassen des Büros soll streng auf ein Ausschalten aller elektrischen Geräte und der Beleuchtung geachtet werden, kündigt Wirtschaftsreferent Hübschle an.

    Vom Tisch scheint inzwischen eine mögliche Temperaturabsenkung im Krematorium, für die eine Ausnahmegenehmigung erforderlich gewesen wäre. Statt an fünf Tagen läuft im Krematorium im Westfriedhof aufgrund weniger Einäscherungen der Betrieb nur an zwei Tagen. Inwieweit mit den Maßnahmen das bundesweite Ziel, 20 Prozent Gas einzusparen, erreicht werde, sei noch offen, heißt es bei der Stadt. Das wisse man erst nach der Heizperiode, es komme auch darauf an, wie kalt der Winter wird.

    Die Zahl der Wohngeld-Berechtigten in Augsburg verdreifacht sich

    Eine erhebliche Welle an Hilfesuchenden dürfte indes auf die Sozialverwaltung der Stadt zurollen. Die Augsburger Stadtwerke befürchten, dass im kommenden Jahr rund zehn Prozent der Energiekunden ihre Rechnungen nicht mehr zahlen können. Stadtwerke und Sozialverwaltung haben eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich Gedanken darüber macht, wie die Bürger möglichst gut auf die Auswirkungen der Energiekrise vorbereitet werden können. Sozialreferent Martin Schenkelberg (CSU) wird sich zudem Ende Oktober mit Hilfsorganisationen zusammensetzen, um Angebote aufeinander abzustimmen. Ab dem kommendem Jahr wird sich als Folge des Entlastungspakets III des Bundes die Zahl derer, die Wohngeld bekommen können, in Augsburg verdreifachen. Statt 2500 Menschen werden wohl 7500 Menschen Anspruch auf Wohngeld haben. Beim Wohngeld handelt es sich um eine ergänzende Unterstützung, wenn das selbst verdiente Geld nicht reicht.

    Auch im Bereich der Grundsicherung rechne man mit mehr Empfängerinnen und Empfängern, so die Stadt. Zudem müsse die Umstellung von Hartz IV auf das neue Bürgergeld klappen. Es sei fraglich, so die Sozialverwaltung, wie man diese Arbeit schaffen soll. Das erforderliche Personal sei auf die Schnelle nicht verfügbar. Man hoffe auf Entlastung durch den Bund.

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