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Augsburg: Römisches Museum: Wie wahrscheinlich ist eine baldige Neueröffnung?

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Römisches Museum: Wie wahrscheinlich ist eine baldige Neueröffnung?

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    Das Römische Museum in der Dominikanergasse ist seit 2012 geschlossen. Gibt es jetzt eine Chance auf eine "Wiederbelebung"?
    Das Römische Museum in der Dominikanergasse ist seit 2012 geschlossen. Gibt es jetzt eine Chance auf eine "Wiederbelebung"? Foto: Silvio Wyszengrad, Ulrich Wagner

    Zuversicht ist ein Wort, das in den vergangenen Jahren selten in einem Atemzug mit dem Römischen Museum Augsburg genannt wurde. Seit die Ausstellung in der Dominikanerkirche im Jahr 2012 geschlossen und im Miniformat ins Zeughaus verlegt wurde, ist vom einstigen Glanz der römischen Provinzhauptstadt in der Stadt wenig zu spüren. Vor diesem Hintergrund ist nachvollziehbar, dass Oberbürgermeisterin Eva Weber vor wenigen Wochen dankbar einen dünnen Strohhalm ergriff: Der Freistaat wolle gemeinsam mit

    Die Nachricht aus dem Münchner Kunstministerium kam am Nikolaustag, und was der zuständige Minister Markus Blume da aus dem Sack holte, stimmte positiv: "Gemeinsam mit der Stadt machen wir uns ans Werk und beleben das Römermuseum in Augsburg neu!" Der Mitteilung beigefügt war ein Bild, das Blume im weihnachtlich geschmückten Ministeriumsflur zeigt, flankiert von Augsburgs Landtagsabgeordneten Leo Dietz und Andreas Jäckel. Ein CSU-Trio mit Einfluss, so sollte wohl der Untertitel lauten, der freilich nicht mitgeliefert, sondern durch die Bildsprache lediglich angedeutet wurde.

    Kunstminister Markus Blume (Mitte) mit den Augsburger Landtagsabgeordneten Leo Dietz (links) und Andreas Jäckel.
    Kunstminister Markus Blume (Mitte) mit den Augsburger Landtagsabgeordneten Leo Dietz (links) und Andreas Jäckel. Foto: Kunstministerium

    Dass Politiker-Wille Wirklichkeit werden kann, weiß man seit dem denkwürdigen Uniklinik-Satz, den Ministerpräsident Horst Seehofer einst ins Goldene Buch der Stadt Augsburg schrieb. Die Uniklinik kam, doch es gab und gibt einen großen Unterschied zum Römischen Museum: Das Großkrankenhaus hatte zum Zeitpunkt des Ministerpräsidenten-Machtworts ein funktionierendes Gebäude. Das Römermuseum dagegen hat lediglich ein beengtes Übergangsdomizil – und zwei immense Probleme.

    Römisches Museum Augsburg: ein Übergangsdomizil und zwei Probleme

    Problem eins, die Dominikanerkirche: Die war nie ein adäquater Ort für die Funde aus der Römerzeit, da das Gebäude nun einmal als Kirchen-, nicht aber als Ausstellungsraum konzipiert wurde. Eine moderne oder auch nur ansatzweise multimediale Präsentation war dort nie möglich. Schwerer wiegt, dass das Gebäude nicht mehr für die Öffentlichkeit freigegeben ist; es muss erst saniert werden. Trotz mehrfacher Versuche, hier voranzukommen, hat die Stadtregierung das notwendige Geld immer wieder aus dem Haushalt gestrichen, weil es anderswo noch drängendere Probleme gab. Immerhin: Laut Kulturreferent Jürgen Enninger soll es 2024 endlich vorangehen mit den Bauarbeiten. Der Plan sei, dass die Kirche 2025 wiedereröffnet. "Ich erwarte, dass das klappt", sagt Enninger und beinahe klingt es so, als müsste er sich selbst Mut zusprechen. 

    Problem zwei, die Standortfrage: Die Dominikanerkirche soll künftig nicht mehr als Hauptmuseum für die Römerzeit dienen, sondern lediglich Raum für Sonderausstellungen und Veranstaltungen sein. Es wird also einen Neubau geben müssen, um die Funde aus der einstigen Provinzhauptstadt zeigen zu können. Hier stellen sich zwei Fragen. Erstens: Wird dieser Neubau Platz finden zwischen Dominikanerkirche und dem benachbarten Berufsschulzentrum? Um dies herauszufinden, läuft nun etwas verspätet eine Machbarkeitsstudie an, Ergebnisse sollen im April vorliegen. Zweite Frage: Wird die Stadt Geld haben für ein solches Projekt? Denn tatsächlich sind die städtischen Immobilien seit Jahrzehnten ein riesiger Klotz am Bein der Augsburger Verwaltung.

    Maximilianstraße: Den schlechtesten Eindruck machen die Gebäude der Stadt Augsburg

    Als Beweis genügt ein Blick in die Maximilianstraße: Den schlechtesten Eindruck in der Prachtmeile machen die Gebäude, die im Besitz der Stadt sind. Am Höhmannhaus drohte vor Kurzem eine Dachgaube abzurutschen, die Sanierung einer Wohnung, die mittelfristig für die Kunstsammlungen hergerichtet werden soll, kommt seit Jahren nicht voran. Im ehemaligen Leopold-Mozart-Konservatorium war kurzfristig ein Corona-Testzentrum untergebracht, danach sollte saniert werden, um Platz für die Verwaltung der städtischen Museen zu schaffen. Dieses Projekt liegt auf Eis – es fehlt am Geld. Für ein weiteres Haus, das die Stadt von einer Privatperson erbte, ist nun eine Lösung gefunden: Hier will sich der Bezirk Schwaben einbringen, letztlich wohl die beste Lösung, um das Haus vor dem Verfall zu bewahren. Auch beim ehemaligen Stadtarchiv an der Fuggerstraße war der Verkauf am Ende die einzige Lösung, um die Stadt vor einer finanziellen Last zu befreien und das Gebäude für die Öffentlichkeit zu erhalten. 

    Der Boden in der Augsburger Dominikanerkirche ist derzeit nur notdürftig bedeckt. Für eine neue Bodenplatte fehlte bislang das Geld.
    Der Boden in der Augsburger Dominikanerkirche ist derzeit nur notdürftig bedeckt. Für eine neue Bodenplatte fehlte bislang das Geld. Foto: Peter Fastl

    Doch genau hier liegt das Problem des jüngsten Vorstoßes für eine "Wiederbelebung" des Römischen Museums. Denn der Freistaat hält es für denkbar, "dass die Stadt ein künftiges Ausstellungsgebäude bereitstellt". Zwar soll sie dabei "mit bestehenden Förderinstrumenten des Freistaats unterstützt" werden. Die Aufgabe, eine Immobilie zu bauen und danach auch zu erhalten, läge aber in erster Linie bei Augsburg, während der Freistaat vorerst lediglich prüfen möchte, "ob und wie der Betrieb des künftigen Museums staatlicherseits gestützt werden kann". Ähnlich wie bei der Sanierung des Staatstheaters läge also womöglich auch beim Römermuseum die finanzielle Belastung durch den Bau zu einem großen Teil bei der Stadt Augsburg – bei der klammen Stadt Augsburg, muss man sagen, die derzeit weder das Geld hat, um bei der Sanierung ihrer Schulen hinterherzukommen, noch um unkompliziert selbst kleinere Summen für die Reparaturen in der Katharinenkirche oder in Sporthallen aufzubringen.

    Dass der Wille für ein neues Römisches Museum in München und Augsburg besteht, ist erfreulich und bestimmt nicht anzuzweifeln. Dennoch: Die vorweihnachtliche frohe Botschaft aus der Landesregierung ist bislang wenig mehr als eine Willensbekundung. Damit sie tatsächlich zu einem neuen Römischen Museum führt, muss der Freistaat nicht nur eine Beteiligung prüfen, sondern richtig Geld in die Hand nehmen.

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