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Riesen-Andrang im Plärrer-Familienbad: Polizei rückte an

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Mehr als 4000 Menschen im Familienbad: Später muss die Polizei anrücken

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    Menschenmassen tummelten sich am heißen Samstag im Familienbad am Plärrer (im Bild) und im Bärenkellerbad. Bei Tausenden Badegästen kommt es auch zu Zwischenfällen.
    Menschenmassen tummelten sich am heißen Samstag im Familienbad am Plärrer (im Bild) und im Bärenkellerbad. Bei Tausenden Badegästen kommt es auch zu Zwischenfällen. Foto: Annette Zoepf

    In der Nacht auf Sonntag hat Alexandra Eisenrith von der Wasserwacht Augsburg-West nicht gut geschlafen. Der Einsatztag im Familienbad am Plärrer habe sie zu sehr beschäftigt, sagt sie. Allein in das Freibad am Plärrer kommen am Samstag rund 4000 Menschen, um sich bei der Hitze von über 34 Grad abzukühlen. Auch im Bärenkellerbad wimmelt es von Besucherinnen und Besuchern. Für Badpersonal, Sicherheitsdienst und ehrenamtlichen Rettungsdienst sind solche "Großkampftage" besonders herausfordernd. Im

    Mit einer Pistole in der Hand schlendert der "Bürgermeister vom Bären" am Kinderbecken entlang. Manche hier würden ihn so nennen, auch weil er schon von Kindesbeinen an in das Schwimmbad gehe, erzählt der 51 Jahre alte Markus John, der die Wasserpistole für seine Tochter aufgefüllt hat. "Ich bin hier quasi aufgewachsen." Der Augsburger hat inzwischen einiges an "seinem" Bad zu kritisieren. Die Duschen etwa, die nicht mehr gut funktionierten, die gestiegenen Preise für Familien und "viel zu viel Chlor in den Becken". Aber, das unterstreicht der "Bürgermeister vom Bärenkeller" auch, die Atmosphäre sei weitgehend friedlich. In Zeiten, in denen Jugendgruppen in deutschen Bädern mit Gewaltexzessen für Schlagzeilen sorgen, muss so etwas betont werden. Es komme zwar mal vor, dass ein Haufen Jugendlicher unangenehm auffalle, meint John, aber von Zuständen wie in Berlin sei man weit entfernt. "Noch", merkt eine Frau rund vier Kilometer weiter im Familienbad in der Augsburger Innenstadt an.

    Der "Bürgermeister vom Bärenkeller", Markus John, liebt das Freibad, übt aber auch Kritik.
    Der "Bürgermeister vom Bärenkeller", Markus John, liebt das Freibad, übt aber auch Kritik. Foto: Annette Zoepf

    Die Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht veröffentlicht haben will, will die Zukunft zwar nicht schwarzmalen. "Aber man weiß ja nie, was noch kommt." Bei etlichen Badegästen registriere sie seit Jahren abnehmenden Respekt gegenüber dem Badpersonal. "Manche denken, sie können sich alles erlauben. Sie argumentieren, man habe schließlich dafür gezahlt." Während sie erzählt, behält die Mitarbeiterin das Getümmel im Blick. Keine einfache Aufgabe. "An heißen Tagen ist das Badpersonal besonders gefordert", bestätigt Augsburgs Kultur- und Sportreferent Jürgen Enninger und versichert, dass es für eine Stadt dieser Größenordnung in den Bädern "fast erstaunlich friedlich zugehe". Auch der Samstag bleibt im Familienbad ohne Zwischenfälle - zunächst jedenfalls. 

    Diese Besucherin fühlt sich im Augsburger Familienbad am wohlsten

    Wie auf Wimmelbildern ragen Köpfe aus dem Schwimmbecken, Kinder rennen herum, an Rutsche und Kiosk bilden sich Warteschlangen, Besucher reihen sich auf Decken und Handtüchern unter den schattigen Bäumen fast nahtlos aneinander. Hier im Freibad, das an Oberhausen grenzt, mischen sich viele Nationalitäten. Das zeigt sich auch an der Bademode. Die Bandbreite vom Tanga-Höschen bis zum alles bedeckenden Burkini ist groß. Drei Frauen haben es sich mit ihren zehn Kindern am Kinderbecken mit Campingtisch, Stühlen und Kühltruhe bequem gemacht. Hier, unter den vielen anderen Ausländern, fühle sie sich wohler als im Bärenkellerbad oder im Stadtberger Freibad, sagt eine 32-jährige Mutter mit mazedonischen Wurzeln. Der Umgang sei lockerer. "Wenn sich die Kinder untereinander mal Spielzeug wegnehmen, sagt keiner etwas. Bei den Deutschen heißt es schnell: Das gehört aber uns", erklärt sie. Auch seien die Bademeister im Familienbad nicht so streng. Bei einer Sache aber fühle sie sich unwohl.

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    Alle wollten nur noch eines: Abkühlung. Was in den Bädern los war, zeigt unsere Fotostrecke.

    "Ich traue mich nicht allein auf die Toilette. Ich habe gehört, dass in den Kabinen schon einiges passiert sein soll." Gerüchte entstehen in der Regel schnell. Laut Polizei lägen sowohl Gewaltdelikte als auch sexuelle Belästigungen in Augsburgs Bädern und an Seen jährlich "im niedrigen einstelligen Bereich". Am späten Samstagnachmittag jedoch kommt es noch zu einem Zwischenfall im Familienbad.

    Am späten Samstagnachmittag rückte die Polizei im Familienbad am Plärrer an.
    Am späten Samstagnachmittag rückte die Polizei im Familienbad am Plärrer an. Foto: Wasserwacht Augsburg-West

    Ein 13-jähriges Mädchen wendet sich kurz nach 18 Uhr Hilfe suchend an einen Bademeister. Sie sei gerade am Gesäß begrapscht worden. Die Polizei rückt mit mehreren Streifenwagen an. Wie ein Sprecher bestätigt, suchten die Beamten das Familienbad nach einer Jugendgruppe ab. Insgesamt seien knapp zehn Jugendliche und Kinder im Alter von zehn bis 14 Jahren erfasst worden. Laut einem Sprecher werde nun ermittelt, inwieweit es zu einem Übergriff kam und wer daran beteiligt war. Bei der 13-Jährigen handele es sich um ein jordanisches Mädchen, die Buben seien in Augsburg geboren. Zu dem Zeitpunkt sind Bademeister und die Helferinnen und Helfer der Wasserwacht ohnehin stark gefordert, berichtet Alexandra Eisenrith.

    Freibad am Plärrer: Ein Mann scheint plötzlich kurz vor dem Ertrinken

    Während sie einen vierjährigen Buben aus dem Wildwasserstrudel im Nichtschwimmerbereich zieht, ruft ein Badegast um Hilfe, bevor er im großen Becken untergeht. Zusammen mit einem Bademeister ziehen ihre Kollegen den Ertrinkenden aus dem Wasser. Er wird in einem Rettungswagen versorgt, der für einen Zwölfjährigen alarmiert worden war. Dieser war geschubst worden und am Beckenrand aufgeschlagen –- er hatte eine Platzwunde am Kopf. "Es geschah alles gleichzeitig, kurz nach 18 Uhr", so die Vorsitzende der Wasserwacht Augsburg-West. Parallel dazu habe das 13-jährige Mädchen betreut werden müssen. Nach Tagen wie diesen ist es kaum verwunderlich, wenn die Helferinnen und Helfer vorerst nicht zur Ruhe kommen.

    Hilft ehrenamtlich im Familienbad am Plärrer mit: die Wasserwacht Augsburg-West mit der Vorsitzenden Alexandra Eisenrith (rechts). Allein sechs erwachsene Mitglieder der Gruppe und noch ein paar Jugendliche waren am Samstag im Einsatz.
    Hilft ehrenamtlich im Familienbad am Plärrer mit: die Wasserwacht Augsburg-West mit der Vorsitzenden Alexandra Eisenrith (rechts). Allein sechs erwachsene Mitglieder der Gruppe und noch ein paar Jugendliche waren am Samstag im Einsatz. Foto: Annette Zoepf
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