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Augsburg: Rechtsextreme Schmierereien erschüttern die jüdische Gemeinde

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Rechtsextreme Schmierereien erschüttern die jüdische Gemeinde

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    Im Jüdischen Museum und in der Synagoge Augsburg sind antisemitische Schmierereien entdeckt worden.
    Im Jüdischen Museum und in der Synagoge Augsburg sind antisemitische Schmierereien entdeckt worden. Foto: Ulrich Wagner

    Für Barbara Staudinger war das kein Dummejungenstreich. Die Leiterin des Jüdischen Kulturmuseums Augsburg-Schwaben ist erschüttert über die Schmierereien in der Augsburger Synagoge. „Arbeit macht frei“ wurde auf eine Mitmach-Station in der Installation zum Pessach-Fest geschrieben. Ein Spruch, der in nationalsozialistischen Konzentrationslagern als Tor-Aufschrift verwendet wurde und als zynische und Opfer verhöhnende Parole verstanden wird. „Anhand der Schrift ist zu erkennen, dass es sich um einen jungen Menschen handelt. Dennoch ist das nicht irgendeine Schmiererei. Das hat strafrechtliche Relevanz“, sagt Staudinger.

    Ende Mai hatten Mitarbeiter des Jüdischen Museums rechtsextreme Schmierereien in der Dauerausstellung entdeckt. Auf ein Plakat in der Mitmach-Station wurde auch ein Hakenkreuz gezeichnet. Kein Einzelfall, wie es heißt. Bereits in der Vergangenheit wurden antisemitische und rechtsextreme Symbole in der denkmalgeschützten Synagoge in der Halderstraße entdeckt. Sie seien eine unvorstellbare Respektlosigkeit und ein Angriff auf die Gefühle der Mitglieder der israelitischen Kultusgemeinde, die dort Gottesdienste feiere und Veranstaltungen abhalte, so das Museum.

    Jüdische Gemeinde will die Bevölkerung sensibilisieren

    Hakenkreuze wurden in das Synagogengestühl geritzt.
    Hakenkreuze wurden in das Synagogengestühl geritzt.

    Das beschmierte Plakat wurde von der Polizei als Beweismittel mitgenommen. Museumsleiterin Barbara Staudinger und die Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde haben den Vorfall publik gemacht, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. „So ein Spruch kommt nicht von ungefähr. Schüler wachsen nicht im luftleeren Raum auf, sondern sind umgeben von ihren Eltern, Lehrern und Freunden.“ Dass es eine „Verrohung der Sprache“ gebe, sei kein Augsburger Problem, sondern ein gesellschaftliches und in allen Ländern Europas und in Amerika anzutreffen. Staudinger: „Um es mit den Worten der AFD auszudrücken: Die Grenzen des Sagbaren werden ausgeweitet.“ Dieser Entwicklung müsse die Gesellschaft eine neue Solidarität entgegensetzen.

    Vor einem halben Jahr hat Staudinger die Stelle in Augsburg angenommen. „Ich habe mich sehr darauf gefreut, da Augsburg die diverseste Stadt Bayerns ist.“ Eine antisemitische Stimmung habe sie in Augsburg bislang nicht festgestellt.

    Genauso wenig wie Rabbiner Henry G. Brandt, der Ende April im Alter von 92 Jahren seinen aktiven Dienst in der Israelitischen Kultusgemeinde beendete. 15 Jahre war er in Augsburg als Seelsorger aktiv. „Persönlich habe ich dort keine negativen Erfahrungen gemacht. Dennoch ist eine landesweite Neigung zu mehr Extremismus feststellbar.“ Brandt. Er wolle die Schmiererei nicht als Bagatelle herabtun, aber auch keine Kampagne der Panik schüren. „Die vielen anständigen Menschen fühlen sich dann zu unrecht in einen Topf geworfen. Am Ende werden nur Trittbrettfahrer animiert.“.

    Am 11. Juni wird sich ein Restaurator die Ritzungen ansehen, die im Synagogengestühl hinterlassen wurden, und sie entfernen. Im August wurden Stolpersteine, die sich in der Maximilianstraße vor der Burger-King-Filiale befinden, beschmiert. Die Steine erinnern an die jüdische Familie Oberdorfer, die 1943 vom NS-Regime ermordet wurde. Damals war nicht erkennbar, ob die Sachbeschädigung einen politischen oder religiösen Hintergrund hat.

    Lesen Sie auch de Kommentar: Beschämende Schmierereien gegen Juden

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