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Augsburg: Räder in Augsburg gestohlen: Serientäter wusch Beute unter der Dusche

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Räder in Augsburg gestohlen: Serientäter wusch Beute unter der Dusche

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    Sie stahlen in Augsburg Fahrräder und verkauften sie weiter. Zwei Männer standen deshalb vor dem Amtsgericht.
    Sie stahlen in Augsburg Fahrräder und verkauften sie weiter. Zwei Männer standen deshalb vor dem Amtsgericht. Foto: Jens Büttner/dpa (Symbolbild)

    Jede Woche 40 Stunden lang für ein Einkommen zu schuften, scheint nicht jedermanns Sache zu sein. Eine kriminelle "Geschäftsidee" wurde zwei Männern, 32 und 36 Jahre alt, zum Verhängnis. Wegen Fahrraddiebstahls und Hehlerei standen sie vor dem Augsburger Amtsgericht. Beide Männer hatten gestanden, in Augsburg über 30 Fahrräder gestohlen und in Bosnien weiterverkauft zu haben. Wie sie dabei vorgingen.

    Ausgangspunkt der Diebstahlserie in Augsburg, die sich über den Sommer 2021 erstreckte, war ein illegales "Geschäftsmodell". Laut Anklageschrift sei der 32-jährige Hauptangeklagte, aufgewachsen in Schwabmünchen, wohnhaft in einer Gruppe beim Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) in Augsburg, auf den Gedanken gekommen, sich mit Fahrraddiebstählen und dem Weiterverkauf eine Einnahmequelle für seine Drogenabhängigkeit zu verschaffen. Im Mai 2021 begannen seine Beutezüge. 

    Dabei nahm er Fahrradständer am Königsplatz und Hauptbahnhof ebenso ins Visier, wie einzelne abgestellte Räder. Der Dieb schraubte Sattel samt Sattelrohr aus dem Fahrradrahmen und brach mit der Metallstange Schlösser auf. Insgesamt 34 Fälle gingen in die Anklageschrift ein. Den Diebstahlschaden bezifferte die Staatsanwaltschaft auf knapp 40.000 Euro. Unter den Rädern befanden sich auch E-Bikes, die einen Wert bis zu 4000 Euro hatten. Deutlich geringer allerdings waren seine "Einkünfte". 

    Die Räder aus Augsburg wurden nach Bosnien weiterverkauft

    Der 32-Jährige hatte die gestohlenen Fahrräder bei sich zu Hause unter der Dusche sauber gemacht und danach zerlegt. Die Teile übergab er seinem Mitangeklagten, einem 36-jährigen Pflegehelfer aus Ingolstadt. Diesen habe er über einen Bekannten im Gefängnis kennengelernt. Der, so die Staatsanwaltschaft, zahlte dem Dieb zwischen 70 und 100 Euro für ein "normales" Fahrrad und bis zu 150 Euro für ein E-Bike. Die Räder verkaufte der Ältere in seiner bosnischen Heimat für Beträge zwischen 50 und 800 Euro weiter. Laut Polizeiermittlungen machte der 36-Jährige dabei einen Gewinn von rund 5500 Euro. Knapp die Hälfte landete beim 32-Jährigen.

    Wegen der Videoüberwachung am Königsplatz flog der Fahrraddieb im August 2021 auf. Polizeibeamte hatten auf den Monitoren den Angeklagten bei dem Diebstahlversuch eines Mountainbikes erkannt. Eine Streife nahm ihn fest. Laut der zuständigen Ermittlerin von der Augsburger

    Die beiden Angeklagten zeigten sich geständig

    In einem Rechtsgespräch versuchten die Rechtsanwälte Moritz Bode und Klaus Wittmann mit dem Schöffengericht unter Vorsitz von Richterin Marlies Dorn und Staatsanwältin Backhaus Strafen im bewährungsfähigen Bereich auszuhandeln. Im Falle des 32-jährigen Diebes misslang diese Absprache, dennoch legte der Mann ein vollumfängliches Geständnis ab. Er habe seinerzeit erheblich unter seiner Drogensucht gelitten und Geldbedarf gehabt. Auch der 36-Jährige war geständig. In seinem Fall war dafür eine Freiheitsstrafe zwischen 14 und 20 Monaten vereinbart worden, die zur Bewährung ausgesetzt werden könnte. Diese erhielt der 36-Jährige dann auch, als ihn das Gericht zu einer 18-Monate-Bewährungsstrafe verurteilte. Zudem muss der Mann 5500 Euro Wertersatz leisten und eine Geldbuße von 1200 Euro zahlen.

    Komplizierter lag der Sachverhalt beim 32-Jährigen, für dessen Taten die Staatsanwältin inklusive einer Vorstrafe eine Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren gefordert hatte. Verteidiger Moritz Bode wollte aber erreichen, dass sein Mandant, der sich erkennbar auf einem guten Weg befinde, diesen in Freiheit fortsetzen könne. Ein "positives Urteil" vorausgesetzt, stünde seinem inzwischen annähernd suchtfreien Mandanten beim SKM eine Arbeitsstelle mit Festanstellung in Aussicht. Trotz aller Verfehlungen – schon 16 Eintragungen ins Zentralregister - wäre es unklug, so Bode, ihn ins Gefängnis zu stecken. 

    Bei Richterin Dorn und ihren Schöffinnen fiel dieses Plädoyer auf fruchtbaren Boden, zumal sich der angeklagte 32-Jährige „erkennbar einsichtig und reumütig“ gezeigt und er Aufklärungshilfe in Richtung des Mitangeklagten geleistet habe. Richterin Dorn wollte sich auch nicht der Bewährungsstrafe in den Weg stellen, die der Mann bei seiner vorangegangenen Verurteilung erhalten hatte. Zwei Jahre Gesamtfreiheitsstrafe, ausgesetzt zur Bewährung, lautete ihr "letztes Wort", wobei die Bewährung für fünf lange Jahre festgesetzt wurde. Dazu 120 Sozialstunden und eine Drogentherapie. Wegen der Verfahrensabsprache kann das Urteil frühestens in einer Woche rechtskräftig werden.

    Unter Fahrräder mischen sich immer mehr E-Bikes. Das ist auch für Langfinger reizvoll. Die Diebstahl-Statistik zeigt, welche Regionen besonders betroffen sind.

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