Am Ort des Geschehens hat jemand Blumen hinterlegt, ein Strauß pinkfarbener Gerbera steht an einem Ampelmast. Am vergangenen Freitag ist hier an dieser Stelle ein Unfall passiert, der in Augsburg für Entsetzen sorgte. Wie berichtet, wurde an der Einmündung der Eichleitnerstraße in die Gögginger Straße eine 65-jährige Radfahrerin von einem abbiegenden Lkw erfasst. Die Radlerin erlitt bei dem Zusammenstoß schwerste Verletzungen, denen sie kurz darauf erlag. Inzwischen hat die Polizei neue Erkenntnisse zu dem tödlichen Unfall.
Nach Angaben der Polizei gehen die Ermittler derzeit nicht davon aus, dass den Lkw-Fahrer eine Schuld am Geschehen trifft. Gegen 12 Uhr wollte der 50-jährige Fahrer eines Sattelzugs für Autotransporte von der Gögginger Straße nach rechts in die Eichleitnerstraße abbiegen. Während des Abbiegevorgangs kollidierte er mit seinem Fahrzeug mit der 65-jährigen Frau, die auf dem Radweg der Gögginger Straße stadteinwärts unterwegs war und gleichzeitig in den Einmündungsbereich einfuhr. Zeugenaussagen zufolge fuhr die 65-Jährige dabei trotz roter Ampel über die Straße; der 50-Jährige, dessen Ampel nach derzeitigem Ermittlungsstand Grün zeigte, konnte demnach nicht damit rechnen, dass die Frau die Fahrbahn passieren würde.
Tödlicher Unfall in Augsburg: Fahrradclub plant Gedenkveranstaltung
Arne Schäffler vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub ADFC spricht von einem "tragischen Ereignis". In der Vergangenheit hat der Augsburger Kreisverband des Vereins in der Stadt sogenannte Ghost-Bikes aufgestellt, mit denen an bei Verkehrsunfällen verstorbene Radfahrerinnen und Radfahrer erinnert werden sollte. 2018 führte der Club in der Stadt auch einen "Ride of Silence" durch, um damals der fünf Fahrradfahrer zu gedenken, die im Jahr 2017 bei Unfällen in Augsburg ums Leben gekommen waren. Auch für die Frau, die jetzt im Antonsviertel nach dem Zusammenstoß mit dem Lkw starb, solle es eine Aktion geben, um ihr zu gedenken, sagt Schäffler.
Die Kreuzung Gögginger Straße / Eichleitnerstraße sei grundsätzlich schon eine Stelle, an der es zu schweren Radunfällen kommen könne, meint Schäffler – weil dort verhältnismäßig viele Lkw verkehrten, Tempo 50 herrsche und die Kreuzung eher unübersichtlich sei. Kreuzungen dieser Art gibt es in Augsburg mehrere, die Zahl tödlicher Radler-Unfälle ist in den vergangenen Jahren aber tendenziell auf niedrigem Niveau geblieben; ein Jahr wie 2017, als fünf Fahrradfahrer nach Unfällen ums Leben kamen, gab es seither nicht mehr.
Fünf Tote Radler in 2017: Horror-Jahr hat sich in Augsburg nicht wiederholt
Seit 2018 starben den Angaben der Polizei zufolge in Augsburg vier Radlerinnen oder Radler infolge von Verkehrsunfällen. Im Oktober 2020 übersah ein 88-jähriger Radfahrer in der Postillionstraße eineStraßenbahn, die ihn trotz Notbremsung erfasste und einige Meter mitschleifte. Im Mai 2021 stürzte eine 57-Jährige auf ihrem Fahrrad ohne Fremdeinwirkung in der Waxensteinstraße und starb an den Folgen des Unfalls. Im März dieses Jahres stürzte ein 88-jähriger Radfahrer alleinbeteiligt in der Ellensindstraße und kam ums Leben. Und am vergangenen Freitag kam es eben zu jenem Unfall im Antonsviertel, bei dem die 65-jährige Radlerin starb.
Grundsätzlich sank die Zahl der Verkehrsunfälle in Augsburg im Verlauf der Pandemie gegenüber vorherigen Jahren deutlich und blieb in der jüngsten Statistik der Polizei im Pandemie-Jahr 2021 auf niedrigem Niveau. Wie aus den Zahlen der Polizei hervorgeht, krachte es im Stadtgebiet vergangenes Jahr 8950-mal. Das war der niedrigste Wert innerhalb der vergangenen zehn Jahre - wenn man von 2020 absieht, als die Zahl bei 8932 gelegen hatte. Die Zahl der Menschen, die bei Verkehrsunfällen im Stadtgebiet verletzt wurden, sank 2021 auf 1376, der niedrigste Wert der vergangenen zehn Jahre. Zu den bitteren Eigenheiten der Bilanz gehört, dass die Unfallzahlen 2020 und 2021 in Augsburg gegenüber der Zeit vor der Pandemie zwar nahezu in allen Bereich deutlich zurückgegangen sind, es aber in beiden Jahren jeweils fünf tödliche Unfälle in der Stadt gab und damit zwei mehr als noch 2019.