Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Prozess um kriminelles Trio in Augsburg: Paketfahrer gab Einbruchstipps

Augsburg

Prozess um kriminelles Trio in Augsburg: Paketfahrer gab Einbruchstipps

    • |
    Ein Trio fiel in der Region Augsburg mit krimineller Masche auf. Die Opfer: Empfänger von Paketen.
    Ein Trio fiel in der Region Augsburg mit krimineller Masche auf. Die Opfer: Empfänger von Paketen. Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto)

    Paketfahrer haben einen anstrengenden Job. Täglich müssen sie bis zu 200 Pakete an den Adressaten bringen. Und oft sind die Empfänger nicht zu Hause. Was für den gestressten Paketfahrer ein Nachteil ist. Hat er allerdings Anderes im Sinn als nur Paketbote zu spielen, kann es sich auch als Vorteil erweisen. Dann nämlich, wenn man die Abwesenheit der Paketempfänger zum Einbrechen nutzt. Wie es in einem Fall geschah, der jetzt vor einem Schöffengericht unter Vorsitz von Susanne Scheiwiller aufgerollt wurde.

    Im Frühjahr 2016, also vor fast fünf Jahren, hatten sich drei aus Rumänien stammende Männer eine besondere Masche ausgedacht. Einer der Männer, bei einem Paketdienst als Fahrer angestellt, nahm seine beiden Kumpel mit auf seine Pakettour. War ein Adressat nicht zu Hause und das Objekt günstig gelegen, so demolierte der 38-jährige Täter mit einem Stein eine Fensterscheibe, stieg ein, durchsuchte das Haus und gab die Beute seinem Landsmann (29), der vor dem Einstiegsfenster Schmiere gestanden hatte. Dann stieg das Duo wieder in das Paketauto, das Trio fuhr davon. In vier Fällen sollen die drei Männer zum Erfolg gekommen sein. Der Paketfahrer soll jeweils zwischen 150 und 300 Euro „Prämie“ bekommen haben. Seine beiden Landsleute verkauften die Beute, vor allem Schmuck und Elektronikgeräte, teilten dann Erlös und gestohlenes Bargeld. Insgesamt soll der Wert der Einbruchsbeute bei über 18 000 Euro gelegen haben.

    Prozess in Augsburg: Kripo klärt Serie von Einbrüchen auf

    Insgesamt war der 38-Jährige in vier Einfamilienhäuser eingestiegen: am 5. März 2016 in der Augsburger Straße in Langweid und am selben Tag in Zusmarshausen, am 10. Juni im Haselnussweg im Stadtteil Hammerschmiede in Augsburg und am 7. Juli in Donauwörth.

    Die Kripo konnte schließlich den 38-Jährigen überführen und ausfindig machen. Er wurde 2018 wegen diverser Einbrüche zu drei Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Der Paketfahrer ist bis heute flüchtig.

    Der Dritte im Bunde, der Schmiere gestanden hatte, ist nun vom Schöffengericht wegen Bandendiebstahls zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Seine Tatbeteiligung war lang nicht bekannt gewesen. Der 29-jährige Rumäne lieferte sich sozusagen selbst ans Messer. Er war im vergangenen Jahr in Zürich in der Schweiz wegen Diebstahls verhaftet worden und hatte dann dort vor der Polizei ein umfangreiches Geständnis abgelegt, das auch seine Beteiligung an den vier Einbrüchen in der Region Augsburg umfasste. Der Rumäne war dann Anfang Oktober 2020 nach Deutschland ausgeliefert worden und saß seitdem in der JVA Gablingen in Untersuchungshaft. Der Prozess gegen ihn ging schnell über die Bühne. Der 29-Jährige legte über seine beiden Verteidiger Eduard Schaaf und Stefan Mittelbach noch einmal ein Geständnis ab, erklärte, dass es ihm leid tue und dass er ein „normales Leben“ führen werde, wenn er aus der Haft freikomme.

    Prozess in Augsburg: 18.000 Euro muss der Angeklagte zurückzahlen

    Anwalt Schaaf legte dem Gericht eine schriftliche Zusicherung des Bruders seines Mandanten vor: Darin versprach der Angehörige, für Arbeit und Wohnung in Rumänien zu sorgen. Verteidiger Mittelbach wies auf die „knochenharten“ Verhältnisse derzeit in der Haft hin, wo wegen Corona selbst die Hofgänge gestrichen seien. Sowohl Staatsanwältin Andrea Hobart als auch die beiden Verteidiger hielten eine Bewährungsstrafe für angemessen. Das Gericht setzte die auf zwei Jahre fest und hob den Haftbefehl gegen den 29-Jährigen auf. Der Angeklagte muss zusammen mit dem bereits verurteilten Mittäter Wertersatz in Höhe von 18.437 Euro (den Wert der Beute) leisten und, wie ihm Richterin Scheiwiller auftrug, nach besten Kräften in Raten abstottern – auch von Rumänien aus.

    Hören Sie sich dazu auch unsere Podcastfolge über das (un)gerechte Leben in deutschen Gefängnissen an:

    Lesen Sie auch:

    Telefonbetrug: Spur falscher Polizisten führt von Augsburg in die Türkei

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden